Uruguay will Brasilien wieder schocken
Recife (dpa) - Maracanazo! Luis Suarez und seine Kollegen hatten den Rasen in Recife kaum verlassen, da schlug ihnen schon das mythische Wort aus den glorreichen Fußball-Tagen Uruguays entgegen.
Maracanzo! So nennen die großen Nachbarn vom Zuckerhut ihre wohl größte Demütigung, die auch nach 63 Jahren in Brasiliens Fußball-Seele weder vergessen noch verwunden scheint.
Das kleine Uruguay raubte dem großen Brasilien durch ein 2:1 im Maracana von Rio de Janeiro 1950 den fest eingeplanten ersten WM-Titel. Durch Uruguays Einzug ins Halbfinale beim Confed Cup kommt es am Mittwoch zum südamerikanischen Gipfeltreffen mit Brasilien.
„Auf geht's Uruguay. Jetzt sind wir bereit für das Halbfinale am Mittwoch. Vorwärts la Celeste“, twitterte Suarez in einem Wortgemisch aus Englisch und Spanisch gleich nach dem lockeren 8:0 gegen Tahiti voll Vorfreude auf das brisante Aufeinandertreffen in Belo Horizonte. Am liebsten würde der Südamerikachampion die Fußball-Historie in kleinerem Rahmen wiederholen und für ein Mineirazo sorgen - soll heißen, im Estadio Mineirao den Siegeszug der Seleção beim Testlauf für die WM 2014 überraschend beenden.
Trainer Oscar Tabarez hatte seine Taktik schon gegen Tahiti voll auf das anvisierte Spiel gegen Brasilien ausgerichtet. „Wir haben eine paar Spieler geschont, sonst hätten sie länger gebraucht, um sich zu erholen. Jetzt haben wir zwei weitere Chancen, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Obwohl wir Brasiliens Qualitäten kennen, wollen wir ein gutes Resultat erreichen“, sagte der Coach.
Uruguay ist trotz der Historie weit davon entfernt, ein so großer Rivale zu sein wie Argentinien. Über Jahrzehnte hinweg war der kleine Nachbar auch nicht auf Augenhöhe. Stolze 40 Mal spielte man nach der WM 1950 bis heute noch gegeneinander - nur acht Spiele konnte Uruguay gewinnen. Erst durch den Copa-America-Sieg 2011 und den vierten WM-Platz 2010 - als man Brasilien jeweils hinter sich ließ - hat sich das geändert. „Wenn wir gegen Uruguay spielen, müssen wir sehr vorsichtig sein. Unser Scout meint, sie sind das beste Team“, sagte Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari.
Die Helden von heute sind persönlich unbelastet. Scolari war 1950 keine zwei Jahre alt. Für die aktuelle Spieler-Generation ist das Trauma noch mehr Geschichte, die in Brasiliens Fußballseele eingebrannt ist, den Alltag aber nicht bestimmt. Beim Maracanazo waren nicht mal die Eltern der heutigen Profis geboren. „Nein, ich habe keinen Großvater oder so, der mir vom Maracanazo erzählt hat. Das ist ein anderes Spiel jetzt, ein anderer Moment“, sagte Bayern Münchens Luiz Gustavo.
Auch sein Kollege Fred bewertet die Partie nur nach heutigen sportlichen Kriterien. „Uruguay ist eine sehr gute organisierte Mannschaft und vorne haben sie Spieler, die eine Begegnung alleine entscheiden können.“ Das gilt es für die Seleção, am Mittwoch zu verhindern, sonst bekommt Brasiliens neue Generation um Neymar und Co. die Geschichte vom Maracanazo immer wieder zu hören.