US-Coach Klinsmann: „Lust, langfristig zu arbeiten“

Chicago (dpa) - An einer langfristigen Arbeit als Nationalcoach der USA hat Jürgen Klinsmann Spaß, möglicherweise könnte sein Vertrag schon zeitnah verlängert werden. Die jüngsten Erfolge haben den Fußball in den USA in ein anderes Licht gerückt.

Frage:Wie hat die jüngste Siegesserie Ihres Nationalteams das öffentliche Bild der Nationalmannschaft in den USA geändert?

Klinsmann:Ich würde sagen nachhaltig. Die Amerikaner halten sehr viel von Statistiken und Rekorden. Und deshalb ist das hier ein großes Thema.

Spüren Sie, dass auch Ihnen als Nationalcoach nun mehr Aufmerksamkeit und Neugier entgegengebracht wird?

Klinsmann:Natürlich. Der Fußball ist hier weiterhin auf dem Vormarsch und vor allem die Nationalmannschaft als Lokomotive vorne weg. Wir haben beim Gold Cup imposante Zuschauerzahlen - das Turnier setzt neue Maßstäbe für Nord- und Mittelamerika mit Spielen, zu denen 70 000 oder 80 000 Zuschauer kommen.

Wie oft passiert es Ihnen in den USA, dass Sie inzwischen wie in Deutschland auf der Straße erkannt und angesprochen werden?

Klinsmann:Logischerweise immer mehr, wobei dennoch immer eine gewisse Zurückhaltung bei den Leuten da ist. Der Fußball genießt nach wie vor hinter Baseball, American Football und Basketball eine entspanntere Rolle.

Für Sie war es ein Marathon seit dem Spiel gegen Deutschland mit WM-Qualifikation und Gold Cup. Was ist in den Wochen passiert?

Klinsmann:Marathon ist das richtige Wort. Erst Vorbereitungsspiele gegen Belgien und Deutschland, dann drei Siege in der WM-Qualifikation, dann mit einer ganz anderen Mannschaft den Gold Cup mit sieben Spielen im Monat Juli - da muss auch das Trainerteam fit sein. Wir arbeiten uns Schritt für Schritt nach vorne, um eines Tages hoffentlich mit den besten Mannschaften der Welt besser mithalten zu können. Noch sind wir dabei, die Grundlagen dafür infrastrukturell zu verbessern.

Ihr Vertrag läuft bis zur WM 2014 in Brasilien. Ist Ihre Lust größer geworden, langfristig in dem Job zu arbeiten?

Klinsmann:Ich hatte immer Lust, langfristig zu arbeiten. Allerdings müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen.

Können Sie sich eine Verlängerung in naher Zeit oder zumindest vor der WM vorstellen?

Klinsmann:Vorstellbar ist alles. Jetzt wollen wir aber erst mal am Sonntag den Gold Cup holen. Das wäre ein großartiger Erfolg.

Falls Sie nach dem Platzverweis im Halbfinale nun im Endspiel auf der Tribüne sitzen müssten, wäre das ein Nachteil für das Team?

Klinsmann:Das wäre einfach schade. Und ich kann es mir auch kaum vorstellen. Wer mich kennt, weiß, dass ich zwar immer engagiert mitgehe, aber nichts gegen Schiedsrichter oder Gegenspieler sage oder mache. Ich habe nur aus Wut den Ball auf den Boden geknallt, weil unser Kapitän zuvor mehrmals brutal gefoult wurde. Die Fernsehbilder zeigen dies auch sehr deutlich.