Valcke zieht Fazit nach WM-Inspektion in Brasilien
Curitiba (dpa) - FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke hat dem WM- Spielort Curitiba die Gelbe Karte gezeigt - und mit der Roten gedroht. Der Grund: Die Arbeiten am WM-Stadion „Arena de Baixada“ sind mächtig im Verzug.
Bis 18. Februar gab der Franzose den lokalen Organisatoren Zeit, das Stadion auf WM-Kurs zu bringen. Dann sind es nur noch 115 Tage bis zum Anpfiff. Aber nicht nur Stadien liegen hinter dem Zeitplan, sondern auch die Arbeiten am Flughafen in Fortaleza, wo Deutschland am 21. Juni auf Ghana trifft.
In Curitiba sollen vier Gruppenspiele stattfinden. Doch selbst der WM-Regionalminister des Bundesstaates Paraná, Mario Celso Cunha, räumte in einem Interview ein: „So wie es derzeit ist, wird die Arena de Baixada nicht rechtzeitig zur WM fertig.“ Davon überzeugte sich Valcke am Dienstag bei einem Besuch in Curitiba selbst. „Also, was ich sagen kann... Die Sache ist delikat. Seien wir offen und direkt. Das Stadion ist nicht nur verspätet, sondern liegt außerhalb jeglichen guten Zeitplans für die Übergabe an die FIFA“, sagte Valcke bei einer Pressekonferenz und fügte hinzu: „Wir können keine Spiele ohne Stadion organisieren. Es ist eine Notsituation.“
Nun liege es in den Händen Curitibas und der Regierung, die notwendigen Maßnahmen einzuleiten, beschied der FIFA-General den Organisatoren via Twitter. Das Stadion muss am 18. Februar zwar nicht komplett fertig sein, aber Fortschritte muss es geben und zwar signifikant und erkennbar. Die Eröffnung und ein erstes offizielles Spiel würden dann vielleicht im März folgen. Valcke hat noch Hoffnung für Curitiba und auch Humor: „Es wird eine schwierige Geburt, aber ein hübsches Baby“, scherzte er.
Der WM-Standort Curitiba wurde kurzfristig in Valckes Inspektionsreise-Plan aufgenommen. Eigentlich hatte er Manaus besuchen wollen. Am 19./20. Februar treffen sich in der südbrasilianischen Stadt Florianópolis Delegationen der 32 WM-Teilnehmer zu einem „Team-Workshop“. Noch vorher soll das Schicksal Curitibas besiegelt werden. Die Landeshauptstadt des Bundesstaates Paraná ist zwar Wackelkandidat Nummer eins, aber in bester Gesellschaft. Keins der noch ausstehenden sechs WM-Stadien schaffte die FIFA-Frist vom 31. Dezember.
Die Arbeiten am Eröffnungsstadion in São Paulo wurden durch einen schweren Unfall mit zwei Toten verzögert. Die Corinthians-Arena soll am 15. April eröffnet werden. Als Klassenbester unter den Nachzüglern sollte an diesem Mittwoch die „Arena das Dunas“ (Dünen-Arena) in Natal im Nordosten Brasiliens mit nur drei Wochen Verspätung über die Ziellinie gehen. Dort werden zur WM vier Gruppenspiele ausgetragen. Zur Eröffnungszeremonie wurden auch Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und Valcke erwartet. Am Donnerstag kommt der FIFA-General nach Rio de Janeiro.
Die Brasilien-WM wird insgesamt in zwölf Städten ausgetragen, die teils deutlich über 4000 Kilometer voneinander entfernt liegen. Deshalb wird für die erwarteten 600 000 ausländischen und rund drei Millionen inländischen WM-Touristen das Flugzeug wohl das wichtigste Verkehrsmittel sein.
Sorgen bereitet derzeit vor allem der Flughafen von Fortaleza, wo die Arbeiten wegen eines Streiks seit einer Woche ruhen. Die Gewerkschaft protestiert mit dem Arbeitsausstand gegen Verzögerungen bei der Lohnzahlung. Die erste Phase für den Ausbau des Passagierterminals sollte eigentlich bis März fertig sein. Aber bislang sind lediglich 25 Prozent der Arbeiten abgeschlossen, wie die TV-Sendung „Journal da Globo“ am Dienstag berichtete.