Vor MLS-Start: Friedrich redet vom Titel

Boston (dpa) - Der Glamour der David Beckham-Ära ist vorbei und auch Torsten Frings hat mit seinem Karriere-Ende dem Soccer in Nordamerika bye bye gesagt. Doch die Liste der international renommierten Top-Stars der Major League Soccer (MLS) ist immer noch lang und klangvoll.

Angefangen von Thierry Henry und Juninho (beide New York) über Arne Friedrich (Chicago) bis hin zu Alessandro Nesta (Montreal) - die MLS hat in ihrer am Samstag beginnenden 18. Saison erneut Weltmeister und Weltklasse-Spieler zu bieten.

„Der Fußball hier wird besser und besser. Ich bin zur rechten Zeit am rechten Ort“, meint Friedrich. Der Ex-Nationalspieler bestreitet seine zweite Saison für Chicago Fire. Im Premieren-Jahr wurde er von den Fans auf Anhieb zum besten Verteidiger gewählt und hatte großen Anteil daran, dass bei Fire endlich wieder Feuer im Spiel war. Chicago gewann 17 Spiele, so viele wie seit 2000 nicht mehr. Zudem wurden erstmals seit drei Jahren wieder die Playoffs erreicht. Das konnte in der „Windy City“ als Erfolg verbucht werden. Doch jetzt fordert Trainer Frank Klopas „den nächsten Schritt“.

Diese Marschroute ist nach dem Geschmack von Friedrich. Der 33-Jährige ist in seiner bisherigen Karriere zwar Vizeeuropameister und zweimal WM-Dritter geworden, wartet aber immer noch auf seinen ersten Titel und ließ deshalb wissen: „Ich will entweder Pokalsieger oder aber Meister werden.“

Titelambitionen hatte auch Christian Tiffert mit den Seattle Sounders. Doch für den 31-jährigen Ex-Bundesliga-Profi, der erst im Juli einen Zweieinhalbjahresvertrag unterschrieb, scheint plötzlich kein Platz mehr im Kader zu sein. „Es laufen derzeit Gespräche, meinen Vertrag aufzulösen“, sagte Tiffert der Nachrichtenagentur dpa.

Tiffert ist einer von drei Designated Players (DP) in Seattle, darf somit mehr als das Maximal-Gehalt eines MLS-Profis von 350 000 Dollar verdienen. Die Designated Player-Regel wurde 2007 eingeführt, als Beckham kam. Denn für das Liga-Durchschnittsgehalt wäre der Superstar nie zur Los Angeles Galaxy gewechselt. Sounders-Manager Adrian Hanauer will Tiffert nun loswerden, um den Nigerianer Obafemi Martins (UD Levante) verpflichten zu können. Vieles deutet darauf hin, dass der Verein Tiffert sein Gehalt von knapp 700 000 Dollar auszahlt.

Zwar könnte der gebürtige Hallenser auch auf Geld verzichten, um somit seinen DP-Status zu verlieren und im Team zu blieben - doch dazu ist er nicht bereit. „Ich wüsste nicht, warum ich das machen sollte. Ich habe schließlich im Sommer einen Vertrag zu einem vereinbarten Gehalt unterschrieben“, so Tiffert.

Er ist ein Opfer des MLS-Systems. Die Liga sieht eine feste Gehaltsobergrenze vor. Jeder Club darf zuzüglich zu den drei DP-Spielern nur knapp drei Millionen Dollar pro Saison an Gehältern zahlen. „In jeder anderen Liga der Welt werden die guten Spieler gehalten, aber nicht in der MLS. Das ist halt der amerikanische Weg, mit Dingen wie der Gehaltsobergrenze umzugehen“, kritisiert Thierry Henry. Der französische Weltmeister von 1998 verwies auf Europa. Dort, so Henry, würden gute Leistungen damit belohnt, dass Spieler bleiben. „Und wenn sich die MLS mit einigen großen Ligen in Europa vergleichen will, muss sich hier was ändern.“

Diese Worte dürfte Don Garber nicht gern vernommen haben. Der MLS-Commissioner hatte in einer Video-Botschaft an die Fans noch betont, man werde weiter hart daran arbeiten, „eine der besten Ligen der Welt zu werden“. Zudem verwies er mit einigem Stolz darauf, dass die MLS in Sachen Zuschauerschnitt global gesehen bereits die „Nummer sieben“ sei.

Tiffert kann das nicht trösten. Erschwerend kommt für ihn hinzu, dass das Transferfenster in Deutschland geschlossen ist. Und einen anderen MLS-Verein als Seattle kann sich der Mittelfeldspieler nicht vorstellen. „Seattle ist meiner Meinung nach der beste Verein hier, deshalb habe ich mir den Club ganz bewusst ausgesucht. Fans und Stimmung sind sehr europäisch.“ Tiffert wird wohl demnächst seine Sachen packen und nach Deutschland zurückkehren. Er will sich fit halten und hofft, im Sommer einen Verein zu finden. „Mal sehen, was der Markt so hergibt. Ein Wunschkonzert ist es auf keinen Fall und der Jüngste bin ich ja auch nicht mehr.“