WM-Qualifikation: Spanien nervös, Portugal unter Druck
Frankfurt/Main (dpa) - Weltmeister Spanien wird langsam nervös. Cristiano Ronaldo und seine Portugiesen müssen sogar ernsthaft um ihre Reise nach Brasilien bangen.
Doch die sportlichen Sorgen einiger großen Teams in der WM-Qualifikation sind immer noch rein gar nichts verglichen mit der Anspannung, die vor dem Bruderduell der beiden Erzrivalen Kroatien und Serbien am Freitag in Zagreb herrscht. Aus Angst vor Krawallen haben beide Länder beschlossen, Hin- und Rückspiel jeweils ohne Gästefans auszutragen. „Das ist das Spiel des Jahrzehnts“, trommelt der Belgrader TV-Sender B92 seit Tagen.
Die Rivalität zwischen den Nachbarn spielt sich auf allen denkbaren Ebenen ab. Vor 20 Jahren führten beide Länder nach dem Auseinanderbrechen des ehemaligen Jugoslawiens noch Krieg gegeneinander. Heute teilen beide ein gewaltiges Hooligan-Problem. Die Nationaltrainer Igor Stimac (Kroatien) und Sinisa Mihajlovic (Serbien) verbindet zudem eine bis in die 90er-Jahre zurückreichende persönliche Feindschaft, die beide klugerweise vor diesem Spiel unterdrückt haben, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.
„Wir müssen zeigen, dass in Serbien zivilisierte Menschen leben, die den Fußball lieben und sich im Stadion zu benehmen wissen“, sagte der frühere Inter-Star Mihajlovic. Auch der glühende Nationalist Stimac meinte: „Ich bitte um ein sportliches Verhalten der Anhänger.“
Ansonsten bekennt sich der kroatische Coach klar zur Favoritenrolle seines Teams. „Wir haben die bessere Mannschaft, die besseren Einzelspieler und die Unterstützung der Fans“, erklärte Stimac selbstbewusst. Seine mit starken Individualisten wie Luka Modric (Real Madrid) oder Mario Mandzukic (Bayern München) besetzte Auswahl führt die Gruppe A gemeinsam mit Belgien sowie sechs Punkten Vorsprung auf die viel zu unbeständigen Serben an.
Eine solche Ausgangsposition hätte der EM-Halbfinalist aus Portugal nach seinen jüngsten unnötigen Punktverlusten gern. Das diesmal um den Wolfsburger Vieirinha ergänzte Team muss am Freitag bei den punktgleichen Israelis unbedingt gewinnen, um wenigstens den zweiten Platz in seiner Gruppe zurückzuerobern. „Das ist ein sehr wichtiges Spiel für uns. Wir wollen unbedingt bei der WM dabei sein, alles andere wäre kaum vorstellbar“, meinte Pepe von Real Madrid.
England muss als Tabellenzweiter der Gruppe H ebenfalls um die direkte Qualifikation bangen. Doch im Gegensatz zu den Portugiesen hat der Ex-Weltmeister den Gruppensieg wenigstens noch in der eigenen Hand. Die Mannschaft von Roy Hodgson will sich am Freitagabend in San Marino warmspielen für das vorentscheidende Duell beim Spitzenreiter Montenegro am Dienstag. „Wir müssen unseren Job richtig machen, dann erzielen wir auch die richtigen Ergebnisse. Die nötige Qualität im Team haben wir dafür“, meinte Chelsea-Star Frank Lampard.
Welt- und Europameister Spanien spielt am Freitag zwar zunächst gegen Finnland, hat aber vor allem das Top-Spiel am kommenden Dienstag in Frankreich im Kopf. Dann könnte die „Seleccion“ ihrem punktgleichen Rivalen entweder davonziehen - oder aber auf den zweiten Platz zurückfallen. „Mit der glorreichen Vergangenheit gewinnt man keine Spiele“, warnte Trainer Vicente de Bosque und brachte die Nervosität bei den Spaniern damit gut zum Ausdruck.
Denn seine Mannschaft hat in den Franzosen nicht nur einen ernstzunehmenden Verfolger, sondern dazu noch große Personalprobleme. Torwart Iker Casillas und Abwehrchef Carles Puyol sind verletzt, die Mittelfeldstrategen Xavi und Xabi Alonso angeschlagen.