WM-Qualifikation: Spanien und England unter Siegzwang
Berlin (dpa) - Die WM 2014 ohne Spanien und England - unvorstellbar! Doch der Welt- und Europameister und das Mutterland des Fußballs stehen in der Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien gewaltig unter Druck.
Die Lage ist misslich. Die kontinentalen Schwergewichte laufen Gefahr, den Gruppensieg und damit die direkte WM-Teilnahme zu verpassen. Nicht so Japan, das sich schon am Dienstag als erstes Team das WM-Ticket sichern kann.
Läuft es besonders schlecht, liegen Spanien und England nach diesem Spieltag sogar schon jeweils fünf Punkte hinter Platz eins. Als Gruppenzweite müssten sie in zwei Playoff-Spielen um die Qualifikation kämpfen. Vor allem für Spanien (8 Punkte) geht es in Gruppe I nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Finnland im Pariser Gipfeltreffen gegen Tabellenführer Frankreich (10) schon „um alles“, sagte Stürmer David Villa. Schließlich sind es danach nur noch drei Spiele, um bei einer Niederlage die Reihenfolge in der Tabelle noch zu korrigieren.
Frankreichs Trainer Didier Deschamps warnt seine Spieler gerade vor solchen verführerischen Gedanken. „Es ist sicher besser, mit zwei Punkten Vorsprung gegen Spanien anzutreten als mit zwei oder drei Rückstand“, sagte er: „Aber wir sollten nicht leichtsinnig werden und denken, wir wären schon qualifiziert.“ Trotz der ungemütlichen Ausgangsposition ist Bundestrainer Joachim Löw überzeugt, dass sich der Dauerrivale letzten Endes durchsetzen werden: „Spanien steht unter Druck, aber Spanien wird definitiv bei der WM sein.“
Soviel Vertrauen bringen den Engländern nur wenig Experten entgegen. England (11 Punkte) ist in Montenegro (13) zu Gast, das überraschend Gruppe H anführt. Und die „Three Lions“ sind gewarnt: In der Qualifikation für die EURO 2012 konnten sie keines der Duelle gewinnen (0:0, 2:2). Vorsichtshalber erhob Mittelfeldspieler Steven Gerrard in Stevan Jovetic und Mirko Vucinic auch zwei Spieler des Gegners „in die Kategorie Weltklasse“. Auch Nationaltrainer Roy Hodgson baute einem neuerlichen Remis oder sogar einer Niederlage vor: „Es sind noch 15 Punkte zu vergeben. Unser Team ist in der Lage, ausreichend viele zu holen.“
Der Rest der europäischen Spiele rückt im Schatten dieser brisanten Begegnungen in den Hintergrund. Dabei hat auch Portugal (8 Punkte) in der Gruppe F massive Probleme. Der Halbfinalist der vergangenen EM muss in Baku gegen das von Berti Vogts trainierte Aserbaidschan unbedingt siegen, um hinter Spitzenreiter Russland im Fernduell mit Israel (8) wenigstens Platz zwei im Blick zu behalten. Es macht die Aufgabe für das Team von Trainer Paulo Bento nicht leichter, dass Superstar Cristiano Ronaldo gelbgesperrt ist.
Deutlich komfortabler ist in Gruppe D die Lage für die Niederlande (15), die im Heimspiel gegen Rumänien den sechsten Sieg im sechsten Spiel anpeilen. Tabellenführer Italien (10) steht in der Gruppe B beim noch punktlosen Malta vor einer Pflichtaufgabe. In der gleichen Gruppe hoffen die EM-Teilnehmer Dänemark und Tschechien auf Anschluss zu Platz zwei. Dänemark (5) hat Bulgarien (9) in Kopenhagen zu Gast, Tschechien (5) muss nach Armenien (3). In Gruppe A kämpfen die punktgleichen Belgien (gegen Mazedonien) und Kroatien (in Wales/beide 13) um Platz eins.
Als erstes Team kann derweil Japan im asiatischen Teil der Qualifikation die Teilnahme an der WM-Endrunde bereits perfekt machen. Ein Sieg in Jordanien reicht in jedem Fall. Und teilen sich parallel Australien und der Oman die Punkte, genügt dem Team von Alberto Zaccheroni auch ein Unentschieden. „Wir wollen uns so früh wie möglich qualifizieren“, sagte Zaccheroni, der in dem angeschlagenen Keisuke Honda allerdings auf seinen besten Torschützen (vier Tore) verzichten muss. Ihn ersetzt wohl der ehemalige Dortmunder Shinji Kagawa von Manchester United.
In Südamerika liegt Argentinien mit Weltfußballer Lionel Messi als Tabellenführer (23) vor Kolumbien (19) und Ecuador (17) klar auf Kurs in Richtung Brasilien. Doch nun wartet eine gefürchtete Aufgabe auf die „Albiceleste“: der Trip in die Höhe von La Paz in Bolivien (3650 Meter). Und die Argentinier sind gewarnt, in der Qualifikation zur WM 2010 erlebten sie an Ort und Stelle ein 1:6-Debakel - trotz Messi, trotz Carlos Tevez, trotz Diego Maradona, der damals noch Trainer war. „Wir haben eine schlimme Erinnerung an das, was damals geschehen ist“, sagte Messi: „Das war ein harter Schlag für uns und wir wollen das Bild von damals nun ändern.“