„Zum Weinen“: Ribery zittert um Zuckerhut-Ticket

Kiew (dpa) - Schock für „König Franck“ - „Alarmstufe Rot“ in Paris: Nach dem 0:2-Desaster in der Ukraine fürchtet Frankreich die größte Fußball-Pleite seit 20 Jahren. Und Franck Ribéry sieht einen Lebenstraum in Gefahr.

Wortlos entschwand der Bayern-Star aus dem Olympiastadion in Kiew - die WM 2014 in Brasilien ist für die Équipe tricolore in weiter Ferne. Die Betroffenheit in der „Grande Nation“ brachte „L'Équipe“ mit zwei Worten zum Ausdruck: „Alarmstufe Rot“ war am Samstag groß auf der Titelseite der Sportzeitung zu lesen. Nun sei „ein Wunder“ nötig.

Während Ribéry sich nach der Schlappe im Playoff-Hinspiel in Schweigen hüllte, räumte der Nationaltrainer Didier Deschamps unumwunden ein: „Das ist schon hart“. Man werde alles tun, um beim Rückspiel am Dienstag im Pariser Stade de France das Blatt noch zu wenden und den nötigen Sieg mit drei Toren Vorsprung zu erringen. Die Ukraine sei allerdings ein sehr starkes, geschlossenes Team und nun in der deutlich besseren Position, fügte der Mann, der mit den „Bleus“ 1998 Weltmeister wurde, sichtlich niedergeschlagen an.

Nach den vielen Affären und Pleiten der jüngsten Zeit droht ein noch größerer Fauxpas: Die erste verpasste WM-Endrunde seit 1994. In Kiew habe es ein weiteres „Desaster“ gegeben, wie die Nationalmannschaft sie zuletzt in Serie geboten habe, heißt es in Anspielung unter anderem auch auf den Trainingsstreik und das Vorrundenaus von Ribéry & Co. bei der WM 2010 in Südafrika. Für die Hauptstadtzeitung „Le Parisien“ ist alles einfach nur „zum Weinen“.

Vor 67 800 Zuschauern hatten die Gäste zwar mehr Ballbesitz und die eine oder andere gute Torchance, insgesamt zeigten die Franzosen jedoch eine schwache Leistung. „Vorne war das Team harmlos, hinten anfällig“, bilanzierte „L'Équipe“. Der 90 Minuten lang gut bewachte Ribéry bemühte sich immer wieder, das Spiel seines Teams anzukurbeln, aber auch er blieb deutlich unter Normalform. Nun könnte er zwar im Januar zum Weltfußballer gekürt werden - im Sommer dann aber trauriger WM-Zuschauer sein. Der Sieg der Hausherren dank Tore von Roman Zozulia (62.) und Andrej Jarmolenko (82./Foulelfmeter) war jedenfalls hochverdient.

Präsident Viktor Janukowitsch gratulierte den Spielern in der Kabine. „Ihr habt die Hoffnungen von Millionen Fans erfüllt“, sagte der Staatschef, der einen Fanschal trug. „Jetzt sind wir mit einem Bein in Brasilien“, titelte am Samstag die Kiewer Tageszeitung „Sport Express Ukraine“. Im Rückspiel wird man zwar auf Innenverteidiger Alexander Kucher, der wegen einer Gelb-Roten Karte vom Platz gestellt wurde, sowie auch auf Ribéry-Bewacher Artjom Fedezki (Gelbsperre) verzichten müssen. Aber die Franzosen werden wegen des Fehlens von Laurent Koscielny, der in der Nachspielzeit die Rote Karte sah, ebenfalls nicht in Bestbesetzung antreten können.

Die Ukrainer, die 2001 im Playoff am DFB-Team und 2009 an Griechenland gescheitert waren, 2006 in Deutschland aber immerhin das Viertelfinale erreichten, haben allen Grund, optimistisch zu sein. Sie sind seit einem Jahr ungeschlagen und seit acht Spielen ohne Gegentor. Diese Statistik kennt wohl auch Karin Benzema. Der Stürmer von Real Madrid ahnt schon Böses: „Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Ein 0:2, das wird gegen diese Ukrainer nur schwer wettzumachen sein. Die werden sich im Stade de France alle hinten reinstellen.“