Zwanziger kritisiert europäische FIFA-Funktionäre
Berlin (dpa) - Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger, hat die europäischen FIFA-Funktionäre kritisiert und nimmt FIFA-Präsident Joseph Blatter in Schutz.
Über den stockenden Reformprozess im Weltverband sagte Zwanziger, selbst Mitglied der FIFA-Exekutive, im Interview der „Welt“: „Auch wenn das in Deutschland niemand hören will: Mit Sepp Blatter allein wären wir noch weiter gekommen. Es waren eher die Europäer, die sich gedanklich aus dem Reformprozess zurückgezogen haben.“
Im Jahr 2011, nach „der Katastrophe mit der WM-Vergabe nach Katar“, sei die Reformbegeisterung riesengroß gewesen: „Alle Vorschläge wurden mehr oder weniger widerspruchslos akzeptiert. Mit der Zeit haben dann aber viele Funktionäre das Thema aus den Augen verloren, so nach dem Motto: Es reicht, wir lassen uns unsere Macht nicht weiter beschneiden. Ich habe deutlich gespürt, dass etwa die Akzeptanz der unabhängigen Ethikkommission immer mehr schwand.“
Zwanziger plädiert für die Schaffung rechtlicher Grundlagen, auf deren Basis Entscheidungen wie WM-Vergaben künftig wieder rückgängig gemacht werden können. „Es muss auch Sanktionsmöglichkeiten geben, falls Dinge geschehen, die bei der Vergabe nicht absehbar waren. Die FIFA braucht die Möglichkeit, die WM zur Not wieder zurückzunehmen.“