WM-Termin für Katar 2022 steht - doch was kommt jetzt?
Zürich (dpa) - Offenbar ohne größere Diskussionen hat das FIFA-Exekutivkomitee den Termin für die Katar-WM im November und Dezember 2022 durchgewunken. Das Eröffnungsspiel soll am 20. November steigen, das Finale am 18. Dezember am Golf stattfinden.
Geklärt sind die Kompensationszahlungen für die Top-Clubs. Viel tiefer als bislang muss die FIFA in die Tasche greifen. Die Detailarbeit beginnt für die Funktionäre aber erst jetzt. Getüftelt werden muss an einem Ersatzspielplan für die Ligen.
Wieso haben sich die FIFA-Funktionäre genau auf diese Turnierdaten geeinigt?
Dass die WM in den Monaten November und Dezember stattfinden soll, was eigentlich schon seit der Empfehlung durch die Termin-Task-Force im Februar klar. Alle anderen Szenarien hätten noch mehr Probleme bereitet. Das Finale am 18. Dezember ist ein Kompromissangebot an die englische Premier League, die am symbolträchtigen 26. Dezember ihren Spielbetrieb fortsetzen kann und ein kleines Geschenk an das Emirat Katar, das an diesem Tag seinen Nationalfeiertag begeht. Solche Gesten liebt FIFA-Boss Joseph Blatter.
Warum ist es wichtig, dass die WM kürzer dauert als die vergangenen Turniere?
Jeder Turniertag kostet die FIFA Geld. Das ist nach der Verkündung der Kompensationszahlungen in Höhe von 209 Millionen Dollar für die WM 2018 und die WM 2022 klar. Denn diese Summe wurde pro Spieler und WM-Tag kalkuliert. Weitere Kürzungsaktionen kann sich die FIFA aber auch nicht leisten, denn die Anzahl von 64 WM-Spielen ist in den TV-Verträgen schon geregelt. Daher kommt auch ein Vorschlag wie vom ehemaligen DFL-Funktionär Andreas Rettig nicht in Betracht, auf das Achtelfinale zu verzichten, um Zeit zu gewinnen.
Sind denn für die FIFA die Entschädigungszahlungen schon erledigt?
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge kann jubilieren. Seine European Club Association hat mit der Verdreifachung der WM-Prämie einen Erfolg erzielt. Doch was ist mit Vereinen, die keine WM-Spieler abstellen und durch die lange Saisonunterbrechung dennoch Zusatzkosten haben? Diese Fragen werden noch zu klären sein und im schlechtesten Fall zu Unfrieden in den Ligen führen. Der FIFA kann das dann erstmal egal sein. Ob allerdings auch Kontinentalverbände entschädigt werden, wie die Afrikaner, die den Africa Cup 2023 in den klimatisch ungünstigen Sommer verlegen, ist derzeit nicht bekannt.
Wie geht es jetzt konkret weiter mit der Katar-WM?
Die Kommission für den internationalen Spielkalender ist jetzt gefragt. Die FIFA kündigte eine baldige Sitzung des Gremiums an, um den Spielkalender für die Zeit von 2019 bis 2022 festzuzurren. Die ECA bekam dafür mehr Mitspracherecht versprochen. Erst wenn die Funktionäre ihre Arbeit vollendet haben, kann man auch konkret abschätzen, wie gravierend die zeitlichen Verschiebungen in den Spielplänen der Bundesliga sein werden.
Und was ist mit den anderen Vorwürfen gegen Katar zu den Themen Korruption und Menschenrechte?
Die Korruptionsvorwürfe sind im Prinzip erledigt. Zumindest für die FIFA, die den Bericht ihrer Ethikkommission als Freispruch interpretieren kann. Eine Veröffentlichung des sogenannten Garcia-Berichts könnte noch einzelne Personen in Verlegenheit bringen, nicht aber das Turnier verhindern. Die schlechte Menschenrechtssituation im Emirat wird weiter auf der Agenda bleiben und für FIFA-Chef Blatter zum Gradmesser seiner Glaubwürdigkeit werden. Bislang hört sich fast alles nach Lippenbekenntnissen der Katarer an. Turniergegner können diese offene Flanke weiter für Kritik nutzen.