Zwischen Champions League und Chaos: Wirrwarr in Málaga
Madrid (dpa) - Mit Öl-Dollars aus Katar wollte der FC Málaga Spitzenclubs wie Real Madrid oder dem FC Barcelona den Rang streitig machen. Nun steht das Projekt vor dem Zusammenbruch.
Scheich Abdullah Bin Nasser Al Thani hatte große Pläne mit dem FC Málaga. Der Multimillionär aus Katar wollte den Club an der Costa del Sol zu einem der Spitzenvereine des spanischen Fußballs machen. Aber der Geschäftsmann aus dem Emirat am Persischen Golf scheint nur zwei Jahre nach dem Erwerb des Erstligisten sein Interesse an dem Club verloren zu haben. Die Gelder, die bis vor kurzem in die Vereinskasse geflossen waren, blieben aus. Der FC Málaga bangt um seine Existenz. Die Träume von der Champions League scheinen geplatzt, nun herrscht Zukunftsangst.
Die Andalusier müssen ihre erst kürzlich verpflichteten Stars verkaufen, um die Gehälter der Profis zahlen zu können. Als erster Spieler sucht Santi Cazorla das Weite. Der Europameister flog am Donnerstag nach London, um seinen Wechsel zum FC Arsenal unter Dach und Fach zu bringen. Nach Angaben der Zeitung „La Opinión de Málaga“ war eine Ablösesumme von 23 Millionen Euro im Gespräch. Sein Wechsel könnte der Anfang eines wahren Ausverkaufs sein.
„Uns ist klar, dass wir kurz davor stehen, einen Spieler zu verkaufen, um mit dem Geld einen Teil unserer riesigen Probleme zu lösen“, sagte der brasilianische Abwehrspieler Weligton am Donnerstag. „Am Ende werden wir mit den Spielern antreten, die noch übrig sind - mit Spielern aus der Nachwuchsmannschaft oder woher auch immer.“
Dabei hatten die Fußballer die Ansprüche durchaus erfüllt: Der FC Málaga belegte in der vorigen Saison den vierten Rang in der Primera División und erreichte damit die Qualifikation für die Champions League. Aber die Freude währte nicht lange. Bald wurde bekannt, dass der Verein den Spielern Gehaltszahlungen schuldig war. Der Clubeigentümer aus Katar ließ sich in Málaga nicht mehr blicken. Manager Fernando Hierro trat zurück. Der Ex-Nationalspieler schien zu ahnen, was auf den Verein zukommen sollte.
Al Thani soll Gelder in einer Größenordnung von 150 Millionen Euro in den Verein investiert haben. Er holte renommierte Fußballer wie Martín Demichelis (vom FC Bayern München), Ruud van Nistelrooy (Hamburger SV) oder Jeremy Toulalan (Olympique Lyon) nach Málaga. Nun will der Scheich den Verein nach Medienberichten verkaufen. Als Interessent gilt der albanisch-russische Mineralölkonzern Taci Oil des Albaners Razart Taci, der in Italien einst beim FC Bologna einsteigen wollte und zu den Sponsoren des AC Mailand gehört.
Weligton, seit 2007 im Verein, ist enttäuscht: „Es ist schwierig, mit der Situation umzugehen nach all den hochkarätigen Neuverpflichtungen und den großen Spielerpräsentationen“, sagte der 32-Jährige. „Wir alle hatten mehr Neuzugänge, mehr Überraschungen erwartet. Aber jetzt wir wissen nicht, warum das alles zu Ende geht.“
Spanische Clubs machten mit Geldgebern aus dem Ausland schon häufiger schlechte Erfahrungen. UD Alavés oder Racing Santander denken nur ungern an das Engagement des aus der Ukraine stammenden US-Geschäftsmanns Dmitri Piterman zurück. Auch der Einstieg des indischen Multimillionärs Ahsan Ali Syed bei Racing Santander führte zu einem Fiasko.