Kaum positive Signale: FIFA-Reform bleibt Stückwerk
Zürich (dpa) - Einen externen Integritäts-Check wird es genauso wenig geben wie unabhängige Persönlichkeiten im engsten Führungszirkel, und auch die Einführung einer Amtszeit- und/oder Altersbegrenzung für die FIFA-Spitzenfunktionäre ist mehr als ungewiss.
Die von FIFA-Boss Joseph Blatter als Erfolg verkaufte zweitägige Exekutivkomiteesitzung hat die Befürchtungen der FIFA-Kritiker bestätigt und wenig Hoffnung auf eine tiefgreifende Erneuerung des Fußball-Weltverbandes verbreitet. „Letztlich sind die verbliebenen Punkte unserer großen Reformliste enthalten, wenn auch vielleicht nicht in der Form, wie sich mancher das erhofft hat“, räumte selbst Blatter ein.
Über acht Stunden hatte das Exekutivkomitee am Mittwoch und Donnerstag in Zürich getagt, um die letzten Weichen für die Verabschiedung der nach dem Korruptionsskandal vor zwei Jahren angeschobenen Reform durch den FIFA-Kongress am 30./31. Mai auf Mauritius zu stellen. Doch viele ermutigende Ergebnisse hatte Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger als Leiter der FIFA-Statutenkommission nicht zu verkünden.
Vielmehr wurde beispielsweise die Entscheidung über eine mögliche Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten sowie des Alters für die Mitglieder der Exekutive ohne Empfehlung an den Kongress delegiert. „Die Meinungen in den Konföderationen gehen weit auseinander. Einige sagen ja, andere lehnen das komplett ab. Deshalb wird der Kongress darüber entscheiden. Der Ausgang ist offen“, erklärte Zwanziger.
Nichts Anrüchiges findet er dabei, dass die Integrität der Exekutivmitglieder durch ihre eigenen Konföderationen überprüft werden soll - und nicht von externen Persönlichkeiten, für die auch die Tür zum inneren Machtzirkel der FIFA weiter verschlossen bleibt.
Zwanziger betonte, er stimmte nicht mit Chefkontrolleur Mark Pieth überein, der sich für die Aufnahme von unabhängigen Personen in die FIFA-Gremien ausgesprochen hatte. „Dann würden sie ihre Unabhängigkeit verlieren. Sie sollen aus der Distanz beobachten“, erklärte Zwanziger und untermauerte seine Ansicht mit einem Verweis auf die deutsche Politik: „Die Bundeskanzlerin würde sich auch weigern, den Präsidenten des Rechnungshofs und den Obersten Richter des Verfassungsgerichts in ihr Kabinett zu setzen.“
Dies sei jedoch einer der „ganz wenigen Punkte, die wir nicht erfüllt haben“, betonte Zwanziger. Er bezeichnete die FIFA-Statuten als „modern und aussagekräftig“ und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass „die Verbände das mittragen und den Reformprozess zum Ende bringen“.
Weiter auf sich warten lässt der abschließende Bericht der Ethikkommission zur ISL/ISMM-Affäre, in der Millionensummen an hohe FIFA-Funktionäre geflossen waren. Das von Michael J. Garcia, dem Vorsitzenden der Untersuchungskammer, erstellte Papier wird derzeit von Hans-Joachim Eckert, dem Chef der rechtsprechenden Kammer, juristisch geprüft. „Bis zum 15. April soll das Exekutivkomitee und die Öffentlichkeit informiert werden“, kündigte Blatter an.
Immerhin war die mächtige Exekutive zu kleinen Zugeständnissen bereit. Die Vergabe der Weltmeisterschaften soll nach der massiven Kritik an der Wahl Katars für 2022 künftig der FIFA-Kongress vornehmen. Allerdings behält sich das Exekutivkomitee, das bisher über den Ausrichter entschieden hatte, eine Vorauswahl und Reduzierung auf maximal drei Bewerber vor.