KFC Uerdingen KFC Uerdingen: So sieht es aus, wenn man in Mannheim aufsteigt

Vor 24 Jahren spielte Bayer 05 Uerdingen bei Waldhof Mannheim — verlor 0:2, und feierte dennoch ausgelassen den Aufstieg in die Bundesliga. Ein Rückblick mit tollen Fotos vor dem entscheidenden Spiel um den Startplatz in der 3. Liga.

Foto: Repro: dj

Krefeld. Nach der Niederlage, die den Aufstieg brachte, begann in Mannheim der Jubel der Unterlegenen. Das klingt absurd, und ist es auch, aber die Konstellation machte es möglich, damals vor 24 Jahren.

Es war ja kein Endspiel wie es am Sonntag eins sein wird (zum Liveticker geht es hier!)für eine Uerdinger Mannschaft am selben Ort gegen denselben Klub, sondern das Finale einer Zweitligasaison. Die Vorarbeit in den Wochen zuvor zerstörte auch dieses 0:2 gegen den SV Waldhof nicht mehr, Rang zwei im Abschlussklassement reichte für den Einzug in die Bundesliga.

Also durfte der Clan von Bayer 05 Uerdingen an jenem 11. Juni im Carl-Benz-Stadion alles auf einmal und mit unterschiedlichen Ästhetik-Wertungen: sich enthemmen, feiern, schreien bis singen, tanzen, schunkeln und natürlich viel Alkohol trinken. Das alles begann in Teilen schon auf dem Platz, setzte sich dann aber verschärft und mit einer hübschen Mischung in der Bayer-Kabine fort. Friedhelm Funkel kam dort auch bald vorbei, es war erst sein zweiter von nun schon sechs Bundesliga-Aufstiegen, gehüllt hatte er sich in die damals beliebte Trainingsanzug-Ballonseide.

Ein glückseliger Trainer Friedhelm Funkel. Repro: Dirk Jochmann

Die Kabinen-Tür war offensiv geöffnet, und nicht nur der Trainer wurde Zeuge einer Party von zunehmend entblößten Fußballspielern, die sich den Inhalt von Sektflaschen mit dem Bayer-Emblem als Etikett in den Mund, die Haare, den Nacken und über ihre Oberkörper jagten, alles schön sprudelnd und mit hoher Geschwindigkeit. Auch Funkel bekam reichlich Schaumwein über Haar und Bart gegossen. Eine Sektdusche erhielt zudem der in die Kabine spazierende damalige erste Vorsitzende. Manfred Gallus wurde stehend in das klebrige Getränk getaucht, mit entsprechenden Folgen für seinen schicken Anzug.

Da war es geschehen, um den feinen Zwirn des damaligen Vorsitzenden der Uerdinger, Manfred Gallus. Repro: Dirk Jochmann

Erstaunlicherweise bestand insgesamt kein Sekt-Mangel, denn Zeugwart Hennes Strater schaffte es immer wieder, ungesehen und unbemerkt für Nachschub zu sorgen. Er schien sich in eine Art Sekt-Hydra verwandelt zu haben: Eine Flasche ist leer, zwei neue sind da. Etwas aber fehlte zunächst noch, und zwar die von der Kreis- bis zur Zweiten Liga beliebteste Aufstiegsflüssigkeit, das Bier. Es wurde schließlich von einer Delegation aus der fränkischen Heimatgemeinde des Verteidigers Helmut Rahner in Form von Bockbier geliefert.

Wenn nicht alles täuscht nach 24 Jahren, haben schließlich Kabinen-Gäste irgendwie mit Feuerzeugen und mit an den Deckeln aneinander gehaltenen Flaschen das Bier geöffnet, weil niemand einen Flaschenöffner dabei hatte. Mit der dunklen Flüssigkeit ließen sich die Spieler dann beim Duschen ablichten. Shampoo und Sekt im Haar, das prickelnde Getränk auch schon im Blut, Bier im Mund, dazu im Vorraum ein stickig-schwüles Gemisch aus Schweiß und Alkohol sowie abenteuerlicher Lärm eines improvisierten teaminternen Aufstiegschors - eine Uerdinger Fußball-Delegation hat sich also durchaus schon offensiv zu erkennen gegeben in der Mannheimer Gästekabine.

Die obligatorischen Aufstiegs-T-Shirts hatte jemand schon vor der Reise nach Mannheim in Auftrag gegeben, sie wurden schließlich verteilt, auf ihnen stand: „Immer wieder aufsteigbar“. Im Laufe der Kabinenfeier fragte dann Stürmer Frank Weber, ob denn irgendjemand auch was zu essen dabei habe. Er fürchtete zurecht die beschleunigte Wirkung von Alkoholaufnahme ohne flankierende Nahrung nach einer intensiven Sporteinheit.

Ließen es sich gut gehen - Alexander Kutschera und Heiko Lässig. Repro: Dirk Jochmann

Auf der Heimfahrt im Bus, der sich in ein Sambamobil verwandelte, wird sich gewiss Gelegenheit zum Speisen gefunden haben, neben dem Genuss von gespendeten Zigarren, dem Entleeren von Hennes Straters Sektquelle und Helmut Rahners Bockbier (wofür es gewiss auch noch Nachschub gegeben haben wird) und dem Absingen von Aufstiegschansons. Am Sonntag könnte es durchaus ähnlich laufen an selber Stelle. Nur 0:2 wie damals darf die Uerdinger Gesandtschaft diesmal nicht verlieren. Dann würde indes die Mannheim-Reloaded-Feier ausfallen.