3. Liga Ein Mann mit vielen Aufgaben
Krefeld · Stefan Reisinger geht beim KFC Uerdingen in seine vierte Saison. Er ist Co-Trainer und Teammanager in Personalunion.
Es ist eine Anekdote, die ganz gut das Aufgabenspektrum des Stefan Reisinger beim KFC Uerdingen umschreibt. 30. August 2019, der letzte Tag der Woche und der Transferperiode. Treffpunkt Sportschule Wedau. Der Niederländer Tom Boere unterschreibt noch eben seinen Vertrag. Es muss alles schnell gehen, denn die Frist läuft ab. Reisinger eilt mit den Papieren zur Stelle des Westdeutschen Fußball-Verbandes um die Ecke, reicht die Dokumente ein, Unterlagen müssen auch an den DFB. Es gab dabei eine Menge zu beachten. Die Abwicklung des Transfers eines ausländischen Spielern, die deutschen Regularien.
Reisinger war der Mann, der sich qua seiner Ämter mit allen Formalitäten auskannte. Alles lief glatt, am Montag nach dem Wochenende war Boere ein Uerdinger. In den Tagen danach führte er den gerade in Deutschland angekommenen Stürmer erst einmal in die deutsche Bürokratie ein, half ihm bei den Behördengängen.
Der Niederbayer Stefan Reisinger aus Landshut ist seit Sommer 2017 in erster Linie Co-Trainer beim KFC Uerdingen. Im September geht er in seine vierte Saison in Krefeld. Damit ist er schon einer der dienstältesten Personen im Kreis um die Mannschaft. Er hat die Fluktuation auf der Trainerbank bisher immer überlebt. Nach Michael Wiesinger, mit dem er vor drei Jahren aus Elversberg an den Niederrhein gekommen war, folgten sein heutiger Chef Stefan Krämer, Norbert Meier, Frank Heinemann und Heiko Vogel, ehe Reisinger an der Seite von Daniel Steuernagel im Duett die Mannschaft anleitete und in 18 Spielen 30 Punkte holte.
Der KFC entkam der Abstiegszone, KFC-Präsident Mikhail Ponomarev setzte aber im März wieder auf Rückkehrer Krämer, mit dem Reisinger vor zwei Jahren den Sprung in die 3. Liga geschafft hatte. „Ich bin mit Stefan eingespielt. Man kennt sich gut“, sagt er über das gute Verhältnis zu seinem Vorgesetzten. Dass sein Vertrag verlängert wurde, freut Reisinger: „Es ist auch eine Wertschätzung, dass man gute Arbeit gemacht hat, auch über das Fußballfeld hinaus.“
Reisinger, ein Bankkaufmann, ist seit dem Aus von Heiner Essingholt im Februar 2018 zudem auch Teammanager in Personalunion. Er ist neben seiner Tätigkeit als Assistenztrainer damit auch viel im organisatorischen Bereich beschäftigt. Lizenzierung, Verbandsangelegenheiten, Passwesen, er hat sogar Spielern schon einen Facharzt vermittelt. Aber auch das Buchen von Hotels und Bussen fällt in sein Gebiet. Ein Job, der viele Stunden an manchen Tagen zusätzlich einnehmen kann. Nur Spieler, das kann er nicht mehr sein, auch wenn der 38-Jährige im Training schon mal einspringt. Einen Spielerpass besitzt er nicht mehr. Und da wäre auch noch die Familie und seine kleine Tochter. Ein schwieriger Spagat. Einen separaten Teammanager beschäftigt der KFC nicht mehr.
„Er kennt den Klub in- und auswendig“, sagt Cheftrainer Krämer: „Er weiß alle Dinge einzuschätzen. Ich bin sehr froh, dass ,Reise’ da bleibt. Wir verstehen uns gut, wir arbeiten sehr vertrauensvoll miteinander.“ Reisinger soll sich einbringen, sein Wissen als ehemaliger Bundesliga-Stürmer einfließen lassen in die tägliche Arbeit: „Wir besprechen jedes Training. Ich will Leute um mich herum haben, die selbstständig arbeiten, ich brauche keine Ja-Sager. Es kann auch mal Diskussionen und kritische Auseinandersetzungen geben“, sagt Krämer. „Jeder hat seine Ansichten, wir tragen sie zusammen. Ich bringe auch mal Vorschläge ein. Der Cheftrainer entscheidet natürlich“, sagt Reisinger.
Die Qualifikation zum Fußballlehrer fehlt ihm noch
Reisinger als Cheftrainer? Die Qualifikation Fußballlehrer fehlt ihm noch. In der Zukunft will er diesen Lehrgang absolvieren. Von vergangenem Oktober bis März hat er schon Erfahrungen gesammelt in vorderster Linie, als Entscheider und Teamchef zusammen mit Trainer Steuernagel: „Es hat alles seine Vor- und Nachteile“, sagt er über die höhere Verantwortung: „Die Drucksituation hat aber auch etwas für sich. Man darf und muss Entscheidungen treffen. Dafür muss man aber auch gerade stehen.“ Den schönsten Moment der vergangenen drei Jahre aber erlebte er als Assistent im Sommer 2018: Der Aufstieg in die 3. Liga unter Stefan Krämer: „Das sind bleibende Erinnerungen mit einer tollen Heimspielatmosphäre. Es ist unvergesslich, so ein Aufstieg als junger Trainer.“