Auslosung Löw happy über Top-Gegner in der Nations League
Lausanne (dpa) - Die Herbst-Kracher Frankreich und Niederlande machen Joachim Löw richtig „happy“.
Die in der Bundesliga so ungeliebte Nations League wird für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft durch die brisanten Nachbarduelle zu einer echten Herausforderung und hat für den Bundestrainer damit einen großen Wert. Sichtlich entspannt stand Löw nach der Auslosung im Swiss Tech Center von Lausanne und war sogar zum Scherzen aufgelegt. „Endlich mal kein Losglück. Gott sei Dank“, sagte der 57-Jährige, der sich vorab starke Konkurrenz für die Gruppenphase gewünscht hatte.
Zum Auftakt steht in der Gruppe 1 der Liga A am 6. September das Heimspiel gegen Frankreich an. Am 13. und 16. Oktober geht es in den Niederlanden und in Frankreich auswärts weiter. Das Gruppenfinale ist für den 19. November mit einem Heimspiel gegen Oranje terminiert.
„Das ist superinteressant. Die Niederlande und Frankreich sind Nachbarländer mit langer Fußballkultur und Fußballgeschichte. Für die Fans, für uns alle sind das interessante Spiele“, sagte Löw. Auch Thomas Müller reagierte rasch mit Vorfreude: „Das ist mal eine Hammergruppe!!! Ein interessanter Start dieses neuen Wettbewerbs.“, schrieb er bei Twitter.
DFB-Präsident Reinhard Grindel wirkte nach der Zeremonie erleichtert. „Ich denke, dass auch vor dem Hintergrund der stärkeren Gegner jetzt diesem Wettbewerb mit deutlich größerem Respekt begegnet wird als bisher“, sagte der Verbandschef. Energisch hatte er zuvor für den UEFA-Wettbewerb getrommelt, um die kritischen Stimmen aus der Liga von Karl-Heinz Rummenigge bis Michael Zorc zu entkräften.
„Es ist die stärkste Gruppe, und damit ist auf einen Schlag klar, was Nations League bedeutet: Einer von den dreien wird absteigen. Das heißt, es wird spannende Spiele geben, volle Stadien. Das hat mit den Freundschaftsspielen, die auf diesen Terminen sonst gespielt worden wären, nichts mehr zu tun“, sagte Grindel.
Bei aller plötzlichen Euphorie wollte Löw die Nations League aber auch nicht überbewerten. „Die WM ist das Allergrößte. Sie steht über allen anderen Wettbewerben“, sagte Löw und verabschiedete sich schnell Richtung Heimat Freiburg, um weiter an seinem Russland-Plan für den WM-Sommer zu arbeiten.
In Lausanne hatte Löw die 60-Minuten-Show im dunklen Sakko und Rollkragen-Pulli entspannt von seinem Platz in der zweiten Reihe verfolgt. Portugals einstiger Mittelfeldstar Deco erfüllte das Begehr nach starken Gegnern. Frankreich ist das bislang letzte Team, gegen das Deutschland eine Niederlage einstecken musste. Im EM-Halbfinale im Juli 2016 kam das Aus für Mesut Özil und Co. nach dem bitteren 0:2 in Marseille.
Seither ist das DFB-Team in 21 Spielen ungeschlagen. Im November 2017 reichte es im Test in Köln dank eines Last-Minute-Tores noch zu einem 2:2 gegen die starke Equipe Tricolore. Den bislang letzten Sieg gab es beim 1:0 im WM-Viertelfinale auf dem Weg zum Triumph von Rio.
Das jüngste Duell mit Oranje, das sich nicht für die WM qualifizieren konnte, liegt schon mehr als fünf Jahre zurück. In Amsterdam gab es im November 2012 in einem Test ein 0:0. Im gleichen Jahr hatte die DFB-Auswahl bei der EM gegen die Niederlande im Gruppenspiel durch zwei Tore von Mario Gomez mit 2:1 gewonnen.
„Zum jetzigen Zeitpunkt muss man sagen. Sie haben sich nicht qualifiziert, aber sie sind immer noch eine Fußballnation. Und gegen Deutschland ist die Motivation immer sehr hoch“, warnte Teammanager Oliver Bierhoff.
Auch in Gruppe 4 der Top-Liga stehen attraktive Begegnungen an: Spanien, England und Kroatien treffen aufeinander. In Gruppe 2 spielen Belgien, die Schweiz und Island, Europameister Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo duelliert sich mit Italien und Polen.
Die vier Gruppensieger qualifizieren sich für die Finalrunde vom 5. bis 9. Juni 2019. Der Gruppenletzte muss in der nächsten Auflage der Nations League in der B-Staffel antreten.
Die je vier Gruppensieger aller vier Staffeln haben zudem die Möglichkeit, sich in einem Playoff-Turnier im März 2020 für die folgende EM zu qualifizieren, sofern sie sich das Ticket nicht schon über die reguläre Ausscheidungsrunde gesichert haben.
Für Löw geht es um eine neue Trophäe, die silbernfarben an eine stilisierte Flamme erinnert. „Wir hatten oft Beschwerden, dass die stärksten Teams gegen schwächere Mannschaften spielen - jetzt spielen sie untereinander“, sagte UEFA-Chef Aleksander Ceferin zu den Vorteilen des neuen Wettbewerbs. „Gleichzeitig haben die kleineren Teams nun größere Chancen, sich zu qualifizieren.“
Vor der Auslosung hatte es harsche Kritik an dem neuen Format aus der Bundesliga gegeben. Besonders vom Branchenführer aus München kamen klare Worte. „Wenn es keine Nations League geben würde, dann würde sie wohl auch niemand vermissen“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Hannovers Horst Heldt bezeichnete die Nationenliga gar als „Blödsinn“.