Löw schnitzt weiter an Außenverteidigerposten

Dublin (dpa) - Das war gar nicht typisch Joachim Löw. Mit der Rückkehr nach Dublin werden die Erinnerungen an die ungewöhnliche öffentliche Kritik des Bundestrainers an Marcel Schmelzer und das generelle Wehklagen über die Außenverteidiger-Misere vor genau drei Jahren wach.

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„In der Bundesliga gibt es in der Tat auf den Außenverteidiger-Positionen ganz wenige Alternativen“, monierte Löw damals. Und fügte genervt an: „Ich kann sie mir im Moment auch nicht schnitzen.“

Grundsätzlich hat sich an der unbefriedigenden Situation vor dem EM-Qualifikationsspiel am Donnerstag (20.45 Uhr) nicht viel geändert. Schlimmer noch: Philipp Lahm - über Jahre einzige Konstante auf den defensiven Außenbahnen - hat seine DFB-Karriere nach dem WM-Titel 2014 beendet. Seit seinem verbalen Dublin-Denkzettel hat Löw 15 Akteure in 34 Partien in den Starformationen auf den neuralgischen Positionen aufgeboten. Viermal stellte er eine Dreierkette auf.

Dramatisieren will Löw derzeit aber nicht. „Es gibt auf diesen Positionen schon die eine oder andere Möglichkeit, Spieler zu sehen. Wir müssen sie begleiten“, sagte er am Mittwoch in Dublin.

Einen Klon für den Kapitän Lahm wünschte sich Löw damals. Nun braucht er deren zwei. Aktuell hat er sie offenbar in Emre Can - einem gelernten Mittelfeldmann - auf rechts und dem Kölner Spätzünder Jonas Hector auf links gefunden. Gemeinsam kommt das Duo aber bislang erst auf neun Länderspiele. Den Beweis international höchster Tauglichkeit - wie Löw sie immer wieder anmahnt - müssen beide noch erbringen.

„Ich sehe das nicht als Problem, sondern als Chance für manche Spieler, zu testen, diese Spieler werden sich entwickeln“, sagte Löw und nannte namentlich noch Matthias Ginter und Sebastian Rudy. Sonderlich viele Backups hat Löw aber auch heute nicht.

„Viel mehr Alternativen gibt es links im Moment nicht die nächsten ein, zwei, drei, vier, fünf Monate“, sagte er im Oktober 2012 - und schloss: „Also müssen wir mit Marcel Schmelzer weiterarbeiten, das werden wir auch machen.“

Noch am gleichen Abend folgte die Entschuldigung des Bundestrainers beim Dortmunder. Siebenmal spielte Schmelzer noch in der Startformation - seine letzte DFB-Partie bestritt er im März 2014 als Einwechselspieler für Marcell Jansen gegen Chile (1:0). Überraschend strich ihn Löw dann kurz vor der Abreise nach Brasilien aus dem WM-Aufgebot. Auf der linken Außenbahn verteidigte der gelernte zentrale Defensivmann Benedikt Höwedes bis zum Triumph von Rio de Janeiro.

Seine Leistungen hat Schmelzer wieder klar stabilisiert. Eine Rückkehr ins DFB-Team bei der EM 2016 hat der 27-Jährige als Ziel ausgegeben. „Das ist ein Traum, den ich mir noch erfüllen möchte. Aber Voraussetzung sind kontinuierlich starke Leistungen im Verein. Das ist mir bewusst“, sagte er im Interview von Spiegel online.