Löw vor WM-Saison: Topniveau „immer enger“
Berlin (dpa) - Auf Joachim Löw kommen aufregende Monate zu, sein Assistent Hansi Flick steht vor einer Neuorientierung. Möglichst schnell soll die WM-Qualifikation perfekt gemacht werden, dann geht es um die eigene Zukunft - und die Personalie Flick muss geklärt werden.
„Wird auch Zeit, dass es wieder losgeht“, sagte der Bundestrainer und meldete sich aus den Sommerferien zurück. Einen Selbstläufer für den deutschen Fußball erwartet Löw in der WM-Saison, an deren Ende der von den Fans ersehnte WM-Triumph in Brasilien stehen soll, nicht.
„Es wäre naiv zu glauben, dass ab sofort die deutschen Clubs in Europa dominieren. Und es wäre ebenfalls naiv zu glauben, dass es jetzt eine Wachablösung geben wird“, erklärte Löw der „Bild am Sonntag“. Es gebe in der WM-Saison „keine Gewissheit“, dass der FC Bayern und Borussia Dortmund wie in der Vorsaison wieder ins Champions-League-Finale einziehen werden. „Der Unterschied zwischen den Topclubs aus Deutschland, England, Spanien und auch wieder Italien ist minimal, er wird immer enger“, betonte der Bundestrainer. Das treffe auch auf die Nationalteams zu.
Für Löw und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft beginnt das WM-Spieljahr am 14. August mit einem Test in Kaiserslautern gegen Paraguay. Der DFB-Chefcoach will in den kommenden Tagen mit seinen Kollegen aus der Bundesliga telefonieren und am Donnerstag seinen Kader benennen. Schon im September könnte das WM-Ticket gelöst werden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die sportliche Leitung des Nationalteams haben bereits angekündigt, dass dann über eine mögliche Verlängerung der Verträge von Löw, Assistent Flick, Manager Oliver Bierhoff und Torwart-Coach Andreas Köpke gesprochen wird.
Die Personalie Flick hat inzwischen besondere Bedeutung bekommen. Löws Assistent ist heißer Kandidat für die vakante Position des DFB-Sportdirektors. Verbands-Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock halten den 48-jährigen Flick wohl für kompetent und passend für das Anforderungsprofil, auch wenn Niersbach offiziell in der „BamS“ nochmals sagte: „Wir kommentieren keine Namen und beteiligen uns nicht an Spekulationen.“ Nach Informationen des Sportmagazins „kicker“ habe der von der DFB-Spitze kontaktierte Flick seine grundsätzliche Bereitschaft an dem Erbe des im Mai auf eigenen Wunsch freigestellten Robin Dutt bereits bekundet.
Größtes Problem scheint der Zeitpunkt des Wechsels aus Löws Crew auf den Direktorensessel beim DFB. Flick will die WM 2014 in Brasilien noch mit Löw als Trainer verantworten - dann würde das Vakuum im Verband noch einige Monate bestehenbleiben. Eine zeitweise Doppelfunktion sollen sowohl der Bundestrainer als auch Flick selbst ablehnen. Allerdings ist der Nationalmannschafts-Co-Trainer schon jetzt in Belange der DFB-Nachwuchsteams involviert.
Bis zum DFB-Bundestag im Oktober will Niersbach eigentlich eine Lösung präsentieren. Doch der Präsident sagte auch: „Wir haben da keinen Zeitdruck, aber es war sicher notwendig, dass wir ein internes Konzept-Papier erarbeitet haben.“ Um die Kompetenzen und Aufgaben des Sportdirektors war öffentlich heftig diskutiert worden. Selbst aus der Deutschen Fußball Liga (DFL) war dazu Kritik gekommen. „Wolfgang Niersbach und ich haben uns aber in einem Vier-Augen-Gespräch ausgetauscht und haben da eine klare Linie“, berichtete Liga-Präsident Reinhard Rauball.
Die Rolle für den Nachfolger von Matthias Sammer und Dutt scheint also klar: Wie von Löw selbst bevorzugt soll der Bundestrainer der oberste Chef bleiben; der Sportdirektor verantwortet den Elitebereich darunter. Das heißt auch: Zuerst müsste der DFB die Bundestrainer-Frage entscheiden, dann nachgeordnet den Posten des Sportdirektors besetzen.
Löw bereitet zur Zeit ein anderes Problem mehr Sorgen, die Frage des Endrunden-Quartiers bei der WM. „Vielleicht fliegen wir in den nächsten Wochen auch noch einmal nach Brasilien“, kündigte der 53-Jährige an: „Ideal wäre es, wenn wir mit der Festlegung die WM-Auslosung Anfang Dezember abwarten könnten.“