Löw weist Wechsel-Spekulationen zurück

Warschau (dpa) - Für Joachim Löw zählt nur noch die EURO. Ohne lästige Störgeräusche um anhaltende Wechselgerüchte will der Bundestrainer in den Vorbereitungsendspurt starten.

Mit deutlichen Worten wies er alle Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied beim Deutschen Fußball-Bund nochmals zurück und richtete den Blick auf die heiße Testphase. „Meine Zielsetzung ist jetzt die EM 2012, die beginnt in zwei oder drei Monaten für uns“, sagte Löw nach einem Treffen mit zahlreichen Kollegen der anderen EM-Teilnehmer, „von daher gibt es da für mich keine anderen Gedanken.“

Während der Nationalcoach beim organisatorischen Workshop der Europäischen Fußball-Union UEFA gut 90 Tage vor dem Eröffnungsspiel „nichts“ Neues lernte, hält er sich für sein endgültiges EM-Aufgebot doch noch eine Überraschung offen. „Möglicherweise ja, kann sein“, meinte Löw im Warschauer Luxushotel Victoria, „muss aber nicht unbedingt.“

Vor der endgültigen Nominierung stehen für den Coach und sein Betreuerteam eine kleine Europatour mit Besuchen der Nationalspieler in Spanien, Italien und England auf dem Programm. „Das ist für uns auch immer eine gute Weiterbildung, wenn wir ein bisschen den Fußball aus den anderen Ligen sehen“, sagte Löw.

Dass er bei einem Trip auf die Insel auch seinen kommenden Arbeitgeber besichtigen könnte, dementierte der 52-Jährige im schwarzen Ausgeh-Anzug leicht genervt vor laufenden Kameras. „Selbstverständlich nichts“ sei daran, dass er zum FC Chelsea gehen werde. In der Schweiz war zuletzt über ein angebliches Treffen Löws mit Clubbesitzer Roman Abramowitsch berichtet worden. Spanische Medien hatten ihn zudem mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Er sei damit beschäftigt, „wie wir dieses Turnier möglichst erfolgreich gestalten“, betonte Löw. Deshalb gebe es für ihn „jetzt nichts anderes als die EM.“ Löws Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund läuft bis zur WM 2014.

Trotz der jüngsten 1:2-Niederlage im ersten EM-Test gegen Frankreich steht seine Elf bei den Trainerkollegen weiter hoch im Titel-Kurs. „Deutschland ist ein starkes Team“, sagte Irlands Coach Giovanni Trapattoni und meinte in seiner unnachahmlichen Art: „Die deutsche Mannschaft ist Mentalität - und Mentalität ist Selbstvertrauen. Sie denken, dass sie eines der stärksten Teams in Europa sind.“

Bevor das DFB-Team diesen Beweis auf der großen Bühne antreten will, steigt die Generalprobe gegen Israel. Der letzte EM-Test findet nun bereits einen Tag früher als ursprünglich geplant am 31. Mai um 20.30 Uhr in Leipzig statt. Damit kann Löw seinen 23 Euro-Fahrern noch „zwei volle freie Tage“ vor der Reise ins Quartier nach Danzig am 4. Juni gönnen.

Den Druck als „Topfavorit“ bei der Euro schob Löw im Kreise seiner Kollegen „aufgrund ihrer ganzen Erfolge“ dankbar an die Titelverteidigenden Spanier weiter. Der frühere Bundesliga-Profi Slaven Bilic traut auch dem jungen DFB-Team viel zu. „Sie haben ein System, spielen wie ein Club“, lobte der kroatische Coach und nannte einen wichtigen Grund für den Aufschwung des deutschen Fußballs: „Sie haben Kontinuität mit Jogi Löw. Das ist sehr wichtig.“