Löw: „Wir werden nie ohne eine Nummer neun spielen“

Astana (dpa) - Fragen an Bundestrainer Joachim Löw nach dem 3:0-Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation am Freitagabend gegen Kasachstan in Astana. Wie beurteilen Sie den Auswärtssieg in Kasachstan?



Joachim Löw: „Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass wir herfahren und gewinnen wollen. Wir haben in der ersten Halbzeit schnell 2:0 geführt, dann war das Spiel entschieden. In der zweiten Halbzeit haben wir das Tempo rausgenommen, da gab es die eine oder andere Nachlässigkeit im Spiel. Wir haben aber überwiegend dominiert.“

Was war die größte Schwierigkeit gegen die Kasachen?

Löw: „Es war nicht so einfach. Kasachstan stand wie im Feldhandball um den eigenen Sechzehner. Am Ende war das Spiel klar. Wir haben die drei Punkte, daher denke ich, es ist zufriedenstellend.“

Hatten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt Sorge, nicht als Sieger vom Platz zu gehen?

Löw:
„Ich habe nicht an unserem Sieg gezweifelt. Es gab nur eine Phase von einigen Minuten, wo wir unseren Faden verloren haben.“

Julian Draxler musste früh ausgewechselt werden. Wie geht es ihm?

Löw: „Wir müssen mal sehen, was unsere Ärzte sagen. Es gab einen Zusammenprall, und er hat nicht mehr richtig gesehen. Ich denke, dass es morgen oder übermorgen möglich sein wird, zu trainieren. Dann werden wir sehen, was wir tun können.“

Wie ist die Situation bei Mario Gomez? Kann er am Dienstag spielen?

Löw:
„Er hat sich im Abschlusstraining eine Zerrung geholt. Es war letztlich ein zu großes Risiko, ihn spielen zu lassen. Ich hoffe, dass er am Sonntag oder Montag wieder trainieren kann. Natürlich hatte ich die Überlegung, ihn von Anfang an spielen zu lassen.“

Braucht Deutschland nun einen Stoßstürmer oder nicht?

Löw:
„Wir werden nie ohne eine Nummer neun spielen. Wir brauchen einen Stürmer, der im Zentrum permanent auf Höhe der Innenverteidigung spielt. In der ersten Halbzeit hat das gut geklappt, wenn die Positionen gehalten wurden. Es ist eine Variante, einfach mal einen anderen Spielertyp vorne zu haben und einfach mal andere Dinge zu machen.“

Wie erklären Sie sich, dass sich in der zweiten Halbzeit Nachlässigkeiten eingeschlichen haben?

Löw:
„So etwas hängt immer vom Gegner ab. Wenn man 2:0 führt und den Gegner beherrscht, ist klar, dass das Tempo nicht hochgehalten wird. Natürlich ärgern mich die Nachlässigkeiten. Das hätte nicht passieren sollen, aber das Spiel war in der Halbzeit entschieden. Es ist klar, dass dann das Tempo weg ist. In der einen oder anderen Situation habe ich mich geärgert, dass nicht so schnell gespielt worden ist.“

Thomas Müller spielte ein sehr gutes Spiel. Wie beurteilen Sie seine Leistung?

Löw: „Es ist so, dass man weiß, dass er extrem torgefährlich ist und dass er zum Abschluss kommt. Müller ist immer für ein Tor oder eine Vorbereitung gut.“

Wie sehen Sie die Leitung Kasachstans? Ist das Team wirklich auf dem Niveau von San Marino und Andorra, wie Sie kürzlich meinten?

Löw: „Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass Kasachstan viel kompakter spielt. Kasachstan hat gute Ergebnisse erzielt. Ich habe
nicht gemeint, dass sie zu den ganz Kleinen gehören. Und sie verlieren meistens nur knapp.“

Birgt das zweite Spiel gegen den gleichen Gegner die Gefahr, dass jetzt der Schlendrian bei Ihrer Mannschaft einzieht? Und was wollen Sie dagegen tun?

Löw:
„Es ist schon ein bisschen ungewöhnlich, zweimal in kurzer Zeit gegen den gleichen Gegner zu spielen. Wenn man auswärts gewinnt, besteht natürlich die Gefahr, dass das im Unterbewusstsein ist. Wir müssen die Spieler daran erinnern, dass wir zu Hause spielen und dass wir nur dann gewinnen, wenn Einstellung und Seriosität vorhanden sind. Das hat jeder schon erlebt, dass auch die Kleinen zum Stolperstein geworden sind. Deswegen ist Seriosität das Wichtigste.“