Nachtschicht: Löw-Elf gewinnt 3:0 in Kasachstan

Astana (dpa) - Auch ohne echten Stürmer hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihre Nachtschicht in Astana bravourös erledigt und in der Geisterstunde einen Pflichtsieg gegen Kasachstan eingefahren.

Durch den ungefährdeten 3:0 (2:0)-Erfolg hält die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw als ungeschlagener Tabellenführer der Qualifikationsgruppe C weiter souverän Kurs auf die WM 2014 in Brasilien. In der Tabelle führt Deutschland mit 13 Punkten klar vor Schweden (8), das am Freitag nicht über ein 0:0 gegen Irland (7) hinauskam. Österreich (7) bezwang Färöer mit 6:0.

Bastian Schweinsteiger (20.) mit seinem ersten Länderspiel-Tor seit 17 Monaten, der als verkappte Spitze aufgebotene Mario Götze (22.) und Thomas Müller (74.) erzielten vor rund 25 000 Zuschauern die Tore auf dem Kunstrasen der Astana Arena. Schon am Dienstag kommt es in Nürnberg zum erneuten Duell mit den erst in der zweiten Halbzeit mutiger nach vorne spielenden Kasachen. Fehlen wird dann Torschütze Schweinsteiger, der seine zweite Gelbe Karte im Wettbewerb sah und gesperrt pausieren muss.

„Zur Pause war das Spiel schon entschieden, in der zweiten Halbzeit haben wir das Tempo rausgenommen und nicht mehr so konsequent gespielt. Aber ich denke, wir haben hier verdient gewonnen“, resümierte Löw spannungsarme 90 Minuten. Nach den Verletzungen von Mario Gomez, der wegen einer Oberschenkelblessur in Astana zuschauen musste sowie Julian Draxler (Verdacht auf Gehirnerschütterung) und Benedikt Höwedes (Oberschenkelverhärtung) denkt Löw für das zweite Kasachen-Duell über Nachnominierungen nach.

„Wir haben uns am Anfang schwergetan, weil die Kasachen sehr tief standen. Da gab es wenig Platz, um offensiv vernünftig zu spielen“, räumte Götze ein. Schweinsteiger und Müller machten sich einen Spaß daraus, wem der Treffer zum 1:0 gutgeschrieben werden soll. „Der Thomas berührt ihn noch so, dass er reingeht. Der Thomas steht halt immer da, wo der Ball hinkommt“, sagte Schweinsteiger launig.

In dem um Mitternacht (Ortszeit) angepfiffenen Spiel ließ die konzentriert agierende deutsche Mannschaft dem 139. der Weltrangliste keine Chance. Götze war ständig anspielbereit und wechselte sich mit seinen Nebenleuten in vorderster Linie ab. Auf dem etwas stumpfen Kunstrasen war Schweinsteiger Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels. Dank ihrer Passsicherheit und Ballkontrolle war die DFB-Elf in der überdachten Arena jederzeit Herr des Geschehens, ohne dabei spielerisch zu glänzen.

Als Lohn für seine starken Trainingsleistungen durfte Draxler erstmals in der Startelf ran, doch der Auftritt des Schalkers war schon nach einer guten Viertelstunde beendet. Der 19-Jährige war in der Anfangsphase von Mark Gorman im Luftduell hart attackiert worden und klagte danach über Sehstörungen. Der Profi wurde durch Lukas Podolski ersetzt. Der Arsenal-Profi kam zum 108. Mal zum Einsatz und zog in der DFB-Statistik mit Jürgen Klinsmann gleich.

In der Innenverteidigung hatte sich Löw in seinem 91. Länderspiel für Benedikt Höwedes als Partner von Per Mertesacker entschieden. Auf den Schalker und seine Nebenleute wartete nur wenig Arbeit. Die von ihren Fans lautstark angefeuerten Kasachen mit Bundesliga-Profi Heinrich Schmidtgal (SpVgg Greuther Fürth) waren meist schon vor dem deutschen Strafraum mit ihren Künsten am Ende. Auf den Außenbahnen konnten Philipp Lahm und Marcel Schmelzer immer wieder den Vorwärtsgang einlegen.

Die Löw-Elf nahm sofort das Heft in die Hand, wenngleich im Abschluss zunächst nicht alles klappte. Nach einem Solo an drei Kasachen vorbei sprang Götze der Ball zu weit vom Fuß (5.), wenig später schoss Draxler nach Marcel Schmelzers Hereingabe am Tor vorbei (7.). Doch nach 20 Minuten war der Bann gebrochen, als Schweinsteiger nach Vorarbeit von Khedira und Mesut Özil mit dem 0:1 das erste Länderspiel-Tor seit Oktober 2011 gelang, Thomas Müller fälschte den Schuss seines Münchner Clubkollegen noch leicht ab. Keine 120 Sekunden später legte Özil den Ball für Götze auf, der im Nachsetzen erfolgreich war und mit dem zweiten Treffer bereits für die frühe Entscheidung sorgte.

Nach der Pause ließ die Konzentration bei Schmelzer und Co. kurzzeitig ein wenig nach, doch wirklich gefährlich wurde es vor dem Kasten von Manuel Neuer nur zweimal. Mit einem Schuss aus gut 20 Metern traf der eingewechselte Ulan Konysbajew (69.) die Latte. Danach musste der Torhüter bei einem Schuss von Schmidtgal aus spitzem Winkel zupacken. Als die deutsche Mannschaft die Zügel wieder fester in die Hand genommen hatte, machte Müller mit dem Treffer zum 3:0 eine Viertelstunde vor Schluss endgültig alles klar und sorgte für die Wiederholung des Resultats von 2009.