Löws Plan: Alle Widrigkeiten ausblenden - EM-Ticket lösen

Dublin (dpa) - Mit irischer Gelassenheit wischte Joachim Löw alle Randthemen vom Tisch - für den Weltmeister-Coach zählt nur der letzte Schritt auf dem Weg zur EM in Frankreich.

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„Wir müssen unsere eigenen Stärken durchsetzen. Wenn wir das konzentriert angehen, werden wir auch gewinnen“, erklärte Anführer Löw im altehrwürdigen Ballroom A des Hotels „Intercontinental“ von Dublin. Allen Widrigkeiten zum Trotz will das deutsche Fußball-Nationalteam am Donnerstag gegen die kampfstarken Iren mit einem Sieg das Direktticket für die Europameisterschafts-Endrunde im kommenden Sommer buchen. „Wir wissen, worauf es ankommt“, sagte Löw.

Ob die komplizierte Vorbereitung, die Diskussion um „Motzki“ Mats Hummels, der Ausfall von Lukas Podolski oder die halbstündige Verspätung des Charterflugs am Mittwoch in die irische Hauptstadt: Das Selbstbewusstsein des Bundestrainers und seiner 22 Spieler ist durch nichts zu erschüttern. „Wir haben es immer geschafft, immer wenn es darauf ankam, im richtigen Moment zu fokussieren und Leistungen abzurufen“, erklärte Löw zum vorletzten Ausscheidungsmatch der Gruppe D. „Diesen Charakter hat die Mannschaft immer mitgebracht.“

Nach der holprigen Vorbereitung ohne echtes Training vor der Abreise nach Irland konnte Löw immerhin am Mittwochabend bei perfekten Bedingungen im Aviva Stadium alle 22 Akteure zu einer Übungseinheit versammeln. Der 55-Jährige erwartet von seinem Personal „die gleiche Einstellung und Bereitschaft, natürlich auch die gleiche Leistung wie im September“. Da hatte das DFB-Team mit Siegen gegen Polen (2:1) und in Schottland (3:2) die Ausgangsposition vor dem Gruppenabschluss deutlich verbessert. Deutschland ist mit 19 Zählern Spitzenreiter vor Polen (17), Irland (15) und Schottland (11). „Wir haben zuletzt zweimal gut gespielt“, erinnerte Löw.

Der Bundestrainer will deshalb gegen Irland auf die Schottland-Elf setzen. „Es ist nicht damit zu rechnen, dass es viele Veränderungen gibt“, erklärte Löw im Dubliner Teamhotel. Auch Abwehrspieler Mats Hummels rechnet gegen die „leidenschaftliche Truppe“ von der Grünen Insel mit vielen Parallelen zum Spiel in Glasgow: „Ich erwarte eine ähnliche Begeisterung. Wir werden relativ viel den Ball haben.“ Aus dieser Überlegenheit will der Weltmeister Kapital schlagen.

Die hohe Belastung der Akteure und das Bundesliga-Spitzenduell Bayern gegen Dortmund vom vergangenen Sonntag würden zwar jetzt keine Rolle mehr spielen, verkündeten die Protagonisten. Doch Hummels verteidigte nochmals ausdrücklich seine kritischen Aussagen nach den jüngsten Partien von Borussia Dortmund. „Ich habe mit keinem Wort eine Grenze überschritten. Ich habe keine unlauteren Worte benutzt, sondern lediglich auf einen taktischen Fehler hingewiesen“, sagte Hummels.

Unterstützung bekam er von Löw. „Ein Kapitän kann diese Art von Kritik äußern. Das waren klare Worte, aber nicht gegen einzelne Spieler“, sagte der Bundestrainer. Auf die Stimmung bei der DFB-Auswahl habe das Thema keine Auswirkung gehabt. Ein klärendes Gespräch mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke steht noch aus.

Der Donnerstag soll für DFB-Kapitän Bastian Schweinsteiger und Co. auch zum großen Zahltag werden. Denn für die erfolgreiche EM-Qualifikation wird der Deutsche Fußball-Bund rund vier Millionen Euro an die Spieler auszahlen. 20 000 Euro pro Mann und Spiel hatte der Verband als Erfolgshonorar ausgelobt.

„Wir müssen von Anfang an konzentriert an die Aufgabe herangehen. Die Iren werden kompakt stehen und uns das Leben schwer machen“, unterstrich der formstarke Abwehrchef Jérôme Boateng vom Liga-Dominator FC Bayern. Der Münchner gehört zu den vier Akteuren, die bei feststehender Qualifikation die Maximalprämie von 200 000 Euro einstreichen würden. Auch Mario Götze, Sebastian Rudy und der nun verletzte Podolski standen für alle zehn Spiele im Aufgebot.

Der Platz von Podolski, mit 126 Länderspielen und 48 Toren der erfahrenste und erfolgreichste Akteur im berufenen Kader, blieb am Mittwoch im Charterflieger von Frankfurt (Main) nach Dublin leer. Dagegen machte der Leverkusener Karim Bellarabi trotz einer Schulterprellung die Reise mit, sein Einsatz bleibt fraglich.

Großer Hoffnungsträger ist erneut Thomas Müller. Der 26 Jahre alte Münchner hatte mit seinem Doppelpack gegen Schottland sein Torkonto in der Qualifikation auf acht Treffer erhöht. Nur sein Club-Kollege Robert Lewandowski traf für Polen öfter (10). „Bei Thomas Müller weiß man als Gegenspieler nie, was er im nächsten Moment macht. Das macht es für einen Verteidiger total schwer“, meinte Kollege Gündogan.

Die letzte Niederlage eines DFB-Teams gegen Irland ist mehr als 21 Jahre her. Danach gab es in sechs Pflichtspielen drei deutsche Siege und drei Remis. In Dublin hat Deutschland zuletzt 1956 verloren. Allerdings warnte Löw nochmals: „Die Iren haben noch gute Chancen.“