Testspiel gegen Frankreich „Made in France“: Das teuerste Gütesiegel des Weltfußballs

Köln (dpa) - „Made in France“ ist im Weltfußball derzeit das teuerste Gütesiegel. Der Weltmeister von 1998 hat aktuell ein schier unerschöpfliches Potenzial an jungen Offensivspielern, für die Manager und Mäzene gerne zig Millionen locker machen - seit 2016 über 400 nur für die drei teuersten.

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Der aktuelle Weltmeister Deutschland weiß also, was ihn im Testspiel am Dienstag in Köln erwartet. „Frankreich ist eine Top-Nation in Sachen Ausbildung und hat in der Offensive eine unglaubliche Qualität“, sagt Bundestrainer Joachim Löw: „Sie können Spieler austauschen, und man findet immer noch Weltklasse.“ Abwehrchef Mats Hummels ergänzt in der „Bild“: „Auf dem Niveau habe ich so etwas selten gesehen. Eine sensationelle Mannschaft und für mich ein Top-Favorit für das WM-Turnier.“

Das ist den Scouts der Top-Clubs nicht entgangen. Im Vorjahr wurde Paul Pogba mit dem 105-Millionen-Transfer zu Manchester United zum bis dahin teuersten Spieler. Nun zahlte der FC Barcelona für Ousmane Dembélé an Borussia Dortmund dasselbe als Sockelbetrag - am Ende wird die Summe bei etwa 145 Millionen liegen. Für Ausnahmetalent Kylian Mbappé machte Paris Saint-Germain 180 Millionen Euro an AS Monaco locker.

Cristiano Ronaldo nannte Dembélé (20) und Mbappé (18) kürzlich mögliche legitime Nachfolger als Weltfußballer. Doch auch eine Stufe darunter wird für französische Fußball-Wertarbeit einiges bezahlt. So wurde Corentin Tolisso in diesem Sommer durch den 41-Millionen-Wechsel zum FC Bayern zum teuersten Bundesliga-Spieler. In der Premier League ließ sich Manchester City Linksverteidiger Benjamin Mendy 57,5 Millionen kosten, der FC Arsenal zahlte 53 Millionen für Stürmer Alexandre Lacazette. Der FC Chelsea 40 für Tiemoué Bakayako und 36 für N'Golo Kanté. Sie alle kosteten mehr als der teuerste deutsche Spieler in diesem Sommer, Antonio Rüdiger (35 Millionen zu Chelsea).

Im nächsten Sommer dürfte Antoine Griezmann der nächste französische 100-Millionen-Mann werden. Diese Summe hat der Stürmer von Atlético Madrid als Ausstiegsklausel verankert. Irgendein Verein, mutmaßlich Manchester United, wird das wohl bezahlen.

Welches Überangebot Frankreich in der Offensive hat, zeigt auch die Tatsache, dass der ehemalige Kölner Anthony Modeste oder der Frankfurter Benjamin Haller für die „Equipe Tricolore“ kein Thema sind, obwohl sie in der Bundesliga für Furore sorgten.

Auch in der Defensive gibt es inzwischen dieses Luxusproblem. So verteidigt der 19 Jahre Dayot Upamecano beim deutschen Vize-Meister RB Leipzig beeindruckend - doch in seiner Heimat wurde er noch nicht einmal für die U21 nominiert. „Das heißt, dass sie offenbar vier bessere Innenverteidiger in dem Alter haben“, meinte RB-Sportdirektor Ralf Rangnick spöttisch: „Das ist ja kaum zu glauben. Wir haben direkt unsere Scouts losgeschickt, um uns die vier mal anzuschauen.“

Übrigens: Auch Upamecanos Ausstiegsklausel soll bei 100 Millionen liegen. Und in Verteidiger Ibrahima Konaté (18) und Jean-Kévin Augustin (20) hat Leipzig im Sommer zwei weitere französische Talente verpflichtet, die auf Anhieb einschlugen. Interessiert sind sie angeblich auch an Benjamin Pavard. Der 21 Jahre alte Stuttgarter gab am Freitag sein Debüt in Frankreichs A-Team.

Dass viele junge Spieler wie Kingsley Coman in Deutschland spielen sieht Nationaltrainer Didier Deschamps positiv. „Das ist eine gute Sache für sie“, sagte er: „Sie können gute Erfahrungen in gut organisierten Vereinen mit hohen Ansprüchen sammeln.“

2016 strebten die Franzosen nach dem EM-Titel im eigenen Land. Doch nach dem 2:0 im Halbfinale gegen Deutschland war im Endspiel gegen Portugal (0:1) der Druck offenbar zu groß. 2018 in Russland greifen sie nach dem nächsten Titel. „Die Mannschaft ist gespickt mit Supertalenten“, sagt der für PSG spielende Julian Draxler: „Sie werden auch bei der WM eine große Rolle spielen.“

Auch, weil die Stimmung rund ums Team nach dem Tiefpunkt um den Team-Aufstand während der WM 2010 nachhaltig besser geworden ist. 2000 Fans haben ihr Team nach Köln begleitet. „Unser Verhältnis zu den Fans war immer ein bisschen schwierig, aber da hat es einen radikalen Wandel gegeben“, berichtete Raphael Varane von Real Madrid.