Die Gründe für den Misserfolg beim KFC Uerdingen KFC: Gewinner und Verlierer der Saison

Krefeld · Für Maximilian Beister lebt er noch. Der Traum vom Aufstieg in die 2. Bundesliga. Während der Ex-KFC-Spieler in den Relegationsduellen mit dem FC Ingolstadt gegen den 1. FC Nürnberg auf ein glückliches Ende einer langen Saison hoffen darf, sitzen Mikhail Ponomarev und Co. schon an den Planungen für die nächste Drittligasaison.

Der KFC Uerdingen beendete die Saison 2019/20 auf Platz 13. Weit entfernt von den Aufstiegsplätzen zur 2. Bundesliga.

Foto: Ja/Stefan Brauer

13. Tabellenplatz: Zu mehr hat es auch in der zweiten Saison in Liga drei für den KFC Uerdingen nicht gereicht. Die Ambitionen waren und sind ganz andere bei den Krefeldern. Doch der extrem teure Kader hat die in ihn gesteckten Erwartungen wieder nicht erfüllt. Bereits Wochen vor Ende der Saison hatte sich der KFC in dieser Saison aus dem Rennen um den Aufstieg verabschiedet. Unsere Redaktion analysiert, woran der Verein von Präsident Mikhail Ponomarev in dieser Saison gescheitert ist.

Mannschaft (Tor)

Zwischen den Pfosten war der KFC in der abgelaufenen Spielzeit gut besetzt. Sowohl Lukas Königshofer als auch René Vollath zeigten bei ihren Einsätzen ein hohes Niveau, von vereinzelten Patzern einmal abgesehen. Trainer Stefan Krämer lobte seine beiden Torwächter, setzte aber auf Vollath, der zu Saisonbeginn noch ausgemustert war. Dieser dankte es ihm mit starken Leistungen nach der Corona-Pause und soll möglichst beim KFC verlängern. Keine Rolle spielten hingegen Robin Udegbe und Philipp Bachmaier. Beide sollen den Verein wieder verlassen.

Verteidigung

Wenn es schnell wurde, waren die sehr erfahrenen Verteidiger nicht immer Herr der Lage. Kapitän Jan Kirchhoff konnte zu Saisonbeginn im Mittelfeld nicht überzeugen, stabilisierte sich dann aber als Innenverteidiger, meistens an der Seite von Assani Lukimya, der zusammen mit Linksaußen Christian Dorda die verlässlichste Größe in der Viererkette war mit 35 Spielen und trotz seiner 34 Jahre auch die Dauerbelastung in den vergangenen Wochen gut wegsteckte. Kirchhoff war oft verletzt, zuletzt mit einem Muskelfaserriss. 20 Mal stand er nur in der Startelf. Dorda zeigte auch hin und wieder Torgefahr, war ein Dauerbrenner auf seiner Seite in 33 Partien. Das konnte man von Kevin Großkreutz nicht behaupten. Nach einer Tätlichkeit Anfang August war er erst wochenlang gesperrt, dann nicht mehr erste Wahl. Seinen Stammplatz holte sich der Weltmeister von 2014 und Dortmunder Gastronom nicht mehr gegen Alexander Bittroff und Boubacar Barry zurück.

Mittelfeld

Adam Matuschyk fiel als seriöser Balleroberer und Verteiler auf. Auch Manuel Konrad war im Spiel gegen den Ball solide. Jean-Manuel Mbom konnte als Abfangjäger auch noch Akzente als Offensivmann setzen – jedoch eher als Verlegenheitslösung im Sturm. Der 20-jährige Christian Kinsombi bringt viel Schnelligkeit am Ball mit, ist schwer zu stellen und wusste schon in einigen Szenen zu gefallen. Ein Mann für die Zukunft. Dieses Versprechen konnte Franck Evina nur phasenweise einlösen. Der Kameruner startete stark in die Saison mit vier Toren in vier Spielen, war dann auf der Außenbahn aber eher verloren. In einigen Partien wirkte er nicht austrainiert. Roberto Rodriguez war die feine Klinge in der Offensive. Ein Spieler mit Schnörkel, aber auch vielen Vorlagen, den es wieder zurück in die Schweiz zog. Patrick Pflücke war agil und ballsicher, aber zu harmlos im Angriffsspiel.

Angriff

Nicht nur in den letzten Wochen der Meisterschaft eine Problemzone. Tom Boere begann effizient im Herbst nach seiner Ankunft, fiel dann aber im Winter in eine Formkrise. Nach der Corona-Pause verletzte er sich. Nur ein Versprechen blieb auch im zweiten Jahr Adriano Grimaldi. Immer wieder fällt der Deutsch-Italiener mit Blessuren aus. Noch hat der KFC nach 18 Monaten nichts von ihm gehabt. Osayamen Osawe dürfte einer der schnellsten Männer der ganzen Liga sein. Seine Entscheidungen im Torabschluss vor und im gegnerischen Strafraum sind aber noch zu fehlerhaft. Sonst könnte er ein Schlüsselspieler werden.

Trainer

Der KFC ging mit Heiko Vogel in die Saison. Der ehemalige Champions-League-Sieger hatten den Drittligisten bereits zum Ende der Saison 2019/20 übernommen. Erfolgreich verlief seine Amtszeit nicht. Bereits nach dem 9. Spieltag war für Vogel Schluss. Zwei Siege aus neun Partien lautete seine ernüchternde Bilanz. Es übernahm – wie schon in der Vorsaison – Stefan Reisinger. Und der Co-Trainer machte seine Sache gut. Ihm zur Seite gestellt wurde Daniel Steuernagel, der über die nötige Trainerlizenz verfügte. Der KFC stabilisierte sich, kletterte bis zur Winterpause auf Rang acht. Mitte Februar rückten die Blau-Roten unter die top sechs Teams vor. Kurz vor der Corona-Pause wurde Aufstiegstrainer Stefan Krämer zurückgeholt. Die Devise? Den Aufstieg noch irgendwie möglich zu machen. Reisinger blieb als Co-Trainer, Steuernagel musste gehen. Nach der Corona-Pause konnte der KFC nicht mehr an die gute Ergebnisse aus dem Herbst/Frühjahr anknüpfen. Krämer soll das Team jetzt wieder umbauen.

Management

Die Kaderzusammenstellung passte im zweiten Jahr gar nicht. Mal flüchteten Spieler wie Andreas Maxsö nur Wochen nach ihrer Verpflichtung wieder. Mal kam es, wie im Winter, zu regelrechten Notkäufen wie bei Edvinas Girdvainis und Rijad Kobiljar. Geschäftsführer Nikolas Weinhart wurde öffentlich ob des personellen Missmanagements angefeindet. Sein Job steht aber nicht zur Debatte. Viel mehr wurde mit Mirko Vogt ein echter Chefsout vom SC Paderborn verpflichtet, der in die Personalplanung mit eingreifen soll. In Erinnerung bleiben wird sicherlich auch die kurze Wirkzeit von Stefan Effenberg. Als Manager Sport mit vielen Vorschusslorbeeren vorgestellt, endete die Zusammenarbeit mit dem „Tiger“ bereits im Frühjahr wieder klammheimlich. Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist von Effenbergs Zeit nur ein peinliches Trainingslager in Italien.