Kommentar Quo Vadis, KFC?

Meinung | Krefeld · Dem KFC droht die fünfte Insolvenz. Die Mitgliederversammlung am Dienstag wurde frühzeitig abgebrochen. Wie es nun weitergehen soll, blieb offen.

Dem KFC droht die nächste Insolvenz.

Foto: IMAGO/frontalvision.com/IMAGO/K. Hoeft

Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Stimmungsbilder beim KFC bei den letzten offiziellen Veranstaltungen waren. Vor rund vier Wochen noch herrschte überwiegend Jubel bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung, in der die einstimmige Empfehlung zur Absetzung der Vorstandsmitglieder Peter Kahstein und Dirk Röthig erfolgte. Am Dienstag aber ergab sich im Fischelner Burghof ein anderes Bild. Die Stimmung war gereizt, einzelne Fangruppen attackierten nicht nur den Vorstand, sondern auch andere Mitglieder lautstark, schrien, sie seien der Verein, ohne auch nur einen Lösungsvorschlag für die derzeitige Situation genannt zu haben.

Bilder, wie sie sie am Dienstagabend zu sehen waren, bringen den Verein im Moment definitiv nicht weiter. Allerdings ist der Unmut aus dem Fanlager zumindest in Teilen zu verstehen. Stundenlang wurde am Dienstagabend über die Verfehlungen der vergangenen Jahre gesprochen, aber niemand präsentierte einen klaren Plan, wie die Insolvenz noch abgewendet und vor allem die hohen Schulden getilgt werden sollen. Vergangenheitsbewältigung statt Blick in die Zukunft. Lediglich Gespräche mit den Gläubigern und Retro-Spiele mit namhaften Gegnern wurden in Aussicht gestellt. Das sind Dinge, die schon im Februar bei der Informationsveranstaltung des KFC geäußert wurden. Innerhalb von zehn Tagen, so hieß es damals, sollten die Gegner bekannt gegeben, innerhalb weniger Tage der Deal mit Mercedes Herbrand eingetütet werden. Beides ist nicht geschehen.

Stattdessen hieß es auch am Dienstagabend wieder, dass mögliche Sponsoren noch zurückgehalten worden seien, aber in den nächsten 14 Tagen präsentiert würden. Sätze, die seit Sommer immer wieder zu hören waren. Entsprechend lassen sich selbst viele Fans, die eigentlich pro Platzer und Eser sind, angesichts der ernsten Situation nicht länger vertrösten. Wenn die Sponsoren tatsächlich in der Hinterhand sind, wäre am Dienstag die Gelegenheit gewesen, diese zu präsentieren. So aber stand der Vorstand erneut mit leeren Händen da. Eine Misere, die er sich selbst mit der Einberufung der Mitgliederversammlung eingebrockt hat. Es wäre besser gewesen, sich zwei Wochen mehr Zeit zu nehmen und dann etwas Belastbares zu präsentieren, so es denn so etwas außerhalb der Insolvenz noch geben mag.

Wenngleich der Vorstand, der in Teilen ja erst seit drei Wochen im Amt ist, auch einige Antworten schuldig blieb, für die Verfehlungen seiner Vorgänger kann er nicht verantwortlich gemacht werden. Denn beim KFC trifft das Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei“ allemal zu. Allerdings haben der aktuelle Vorstandsvorsitzende Thomas Platzer und Berater Mehmet Eser mit ihren immer wiederkehrenden Versprechungen, die nicht mit Leben gefüllt wurden, nicht dazu beigetragen, das Vertrauen zu stärken. Dass der Berater, anders als noch vor vier Wochen, zudem nicht an der Sitzung teilnahm, hat vor allem denen genutzt, die auf dem Podium ohnehin andere Personen sehen wollen. Da hilft es auch nicht, dass er den Verein mit eigenem Geld über Wasser gehalten hat.

Nach diesem Abend im Fischelner Burghof bleibt vor allem eine Frage: Quo Vadis, KFC? Fest steht, dass die Verantwortlichen im Verein nach der Entscheidung des Amtsgerichts, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird oder nicht, jenseits der finanziellen Probleme noch eine viel größere Baustelle abzuarbeiten haben: Sie müssen die gespaltenen Fanlager wieder zu einer Einheit werden lassen. Dafür braucht es Vertrauen. Viel Vertrauen.

(gob)