Die fünfte Insolvenz droht KFC-Versammlung vorzeitig abgebrochen

Krefeld · Viel wurde am Dienstagabend über Verfehlungen in der Vergangenheit diskutiert. Wie der Plan für die Zukunft aussieht, blieb offen.

Hatte am Dienstagabend keinen leichten Stand: Vorstandsvorsitzender Thomas Platzer.

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„Wir sind der Verein“, brüllten einige Ultras des Fußball-Regionalligisten KFC Uerdingen am Dienstagabend auf der Mitgliederversammlung und bewegten damit andere Mitglieder dazu, die von einer aufgeheizten Stimmung dominierte Veranstaltung frühzeitig zu verlassen. Nach rund vier Stunden war dann für alle rund 200 anwesenden Mitglieder Schluss. Die Versammlung war auf Wunsch des Plenums abgebrochen worden. Eine Antwort auf die Frage nach der zukünftigen Ausrichtung des Traditionsclubs, dem zum 1. April die Eröffnung des Insolvenzverfahrens droht, war bis dahin ausgeblieben. Platzer und sein Team gaben ein unglückliches Bild ab, als sie versuchten, die Route der Insolvenzabwendung zu beschreiben.

Dass sich das sinkende Schiff KFC Uerdingen rasant dem Meeresboden nähert, dürfte nach diesem Abend wohl keines der anwesenden mehr als 200 Mitglieder infrage stellen, wer die (Mit-)Verantwortung für diesen Schiffbruch trägt, wurde mit der Offenlegung der Zahlen für die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 am Dienstagabend immerhin etwas klarer. Fest steht: Thomas Platzer und seine Mitstreiter haben bei Amtsantritt ein in großen Teilen manövrierunfähiges Schiff übernommen.

Fehlbetrag für Jahre 2022 bis
Juni 2024 steigt auf 800 000 an

Wenn Vorstände und Verwaltungsratsgremien eines Vereins von den Mitgliedern nicht entlastet werden, ist dies kein gutes Zeichen. Beim KFC Uerdingen ist dieser Fall basierend auf einer großen Mitgliedermehrheit für das Geschäftsjahr 2022 eingetreten. Versammlungsleiter Bernd Limberg sprach von einem „Alptraum“, als er die Offenlegung einleitete. Über den Fehlbetrag in Höhe von rund 400 000 Euro waren die Mitglieder bereits im Februar informiert worden, neu waren jetzt die Schilderungen des damaligen Vorstandsmitglieds Christoph Lenz, der sich in Briefform äußerte. Anders als im Februar von Ex-Vorstand und Ex-Ehrenratsvorsitzendem Sven Hartmann dargestellt, führt Lenz aus, dass unter anderem die Haushaltskalkulation für die Saison 2022/23 nicht habe aufgehen können, zudem die Berufsgenossenschaft nicht eingeplant worden sei. Mehrfach habe Lenz seine Vorstandskollegen vor zu hohen Kosten gewarnt, entsprechende Ausführungen aber nicht vor dem Verwaltungsrat vortragen sollen, da er „zu ehrlich“ sei.

Wenig erfreulicher fiel das Zahlenwerk für das Rumpfgeschäftsjahr 2023 aus, ein Fehlbetrag von rund 286 000 Euro, der aufgrund nicht zugeordneter Posten noch auf rund 300 000 Euro ansteigen könnte, stehen zu Buche. Wer zu diesem Zeitpunkt mit Besserung für die Saison 2023/24, also die Monate zwischen Juli 2023 und Juni 2024 rechnete, war bei Versammlungsleiter Limberg an der falschen Stelle. „Man hat sich die Finanzplanung für die Saison 23/24 schön gerechnet“, urteilt der ehemalige Finanzvorstand und legt einen Fehlbetrag in Höhe von rund 140 000 Euro vor. Ein Defizit in Höhe von über 825 000 Euro stand im Juni 2024, summiert ab Januar 2022, also zu Buche.

An fixen Lösungen mangelt es – wie geht es weiter beim KFC?

Dem Vorstandsvorsitzenden Platzer ist es mit KFC-Berater Mehmet Eser und seinen bisherigen Vorstandskollegen – Andreas Scholten, Sebastian Thißen und Adalet Güner sowie Peter Kahstein und Dirk Röthig – augenscheinlich nicht gelungen, die undichten Stellen im Schiff zu stopfen. Konkrete Lösungen zur Wiederherstellung der Schwimmtauglichkeit und damit verbundenen Abwendung der Insolvenz konnte Platzer mit den neuen Vorständen Christian Ritzenfeld und Dmitry Voronov, trotz großer Versprechungen Esers aus dem Februar, nicht präsentieren. Einzig der Kooperationsvertrag mit M-Soccermanagement sei entsprechend der Ankündigung Esers zugunsten des Vereins verändert worden. Bahnbrechende Neuigkeiten in Bezug auf den Herbrand-Deal oder die angekündigten Testspiele gegen höherklassige Vereine präsentierte der Vorstand nicht. Stattdessen verwies Voronov auf in dieser Woche anstehende Gespräche mit der AOK sowie ein drittes Gespräch mit dem Finanzamt, also den Verantwortlichen für die beiden laufenden Insolvenzanträge. Mit einem Drittel der Gläubiger habe man sich bereits geeinigt, auch mit dem Westdeutschen Fußballverband sowie der Stadt würden Gespräche stattfinden beziehungsweise bereits geführt worden.

Unklar blieb am Dienstagabend die konkrete Gläubiger-Zahl, während Ellrich gegenüber der WZ von rund 100 sprach, erklärte Ritzenfeld, dass der Vorstand vom vorläufigen Insolvenzverwalter eine Liste mit 27 Gläubigern erhalten habe. Nicht unter diesen Gläubigern befindet sich Berater Mehmet Eser mit seiner Agentur M-Soccermanagement, der im Februar erklärte, dass er seine Darlehen nicht zurückfordern werde. Der Betrag der offenen Posten liege weiterhin bei rund 1,2 Millionen Euro. „Es steht jedem frei, mit den Antragsstellern der Insolvenzanträge zu verhandeln und damit die Insolvenzanträge als erledigt aus der Welt zu schaffen“, führte Ellrich aus und zeigte damit den möglichen Weg zur Insolvenzabwendung bis zum 1. April auf. Das Team Platzer und Eser ist derzeit offenbar das einzige, das sich dafür einsetzt. Aufgebaut ist der – wohl gut gemeinte – Weg dahin auf einer Menge Ankündigungen.