Medien-Show von Löw & Klinsmann vor Testspiel

Köln (dpa) - Der gemeinsame Medienauftritt von Weltmeistertrainer Joachim Löw und seinem Ex-Chef Jürgen Klinsmann vor dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die USA wurde zu einer denkwürdigen Lobpreisungsshow des Kontrahenten.

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Ein so harmonisches Bild wie vor dem Test am Mittwoch (20.45 Uhr) in Köln hat es vor einer DFB-Partie noch nie gegeben. Sportliche Aspekte des im deutschen Fußball-Lager nicht sonderlich beliebten Kicks kurz vor der Sommerpause gegen Klinsmanns kampfstarke und hochmotivierte US-Boys gerieten in den Hintergrund.

„Natürlich hatte Jürgen einen großen Anteil an dem Titel. Viele in unserem Team wissen das und sind ihm dankbar“, sprach Löw dem heutigen US-Coach sogar einen Beitrag zur WM-Krönung von Rio 2014 zu. Klinsmann antwortete: „Die Bewunderung für Jogi ist riesengroß!“ - und berichtete aus dem gemeinsamen Trainerlehrgang, als sein späterer Assistent in 30 Sekunden das richtige Verschieben der Viererkette erklären konnte. Zum Staunen diverser anwesender Weltmeister von 1990 plauderte Klinsmann. Das DFB-Team sei zu „1000 Prozent in den besten Händen“. Löw, neben ihm sitzend, huschte dabei ein Lächeln übers Gesicht.

Als die Fragen nach einer knappen Stunde beantwortet waren, umarmten sich beide und lachten nochmal in die Kameras. Löw ging zum Mittagessen des DFB-Teams. Klinsmann - der vor dem Sommermärchen der Nationalmannschaft damals revolutionär rote Ersatztrikots verpasst hatte - musste die Einladung zum Lunch im DFB-Hotel ausschlagen und entschwand zu einer kleinen Runde mit US-Journalisten hinter das Podium. Da ging es dann auch wieder in Klinsmanns Offensiv-Duktus um Fußball-Inhalte. „Wir wollen sie ärgern, wir wollen attackieren“, kündigte Klinsmann die Taktik für den erhofften ersten Sieg gegen Fußball-Deutschland außerhalb Amerikas an. Alle drei Siege gegen ein DFB-Team wurden bislang bei Spielen auf dem Heimkontinent geschafft.

Auch Löw musste das Korsett der verbalen Herz- und Höflichkeiten schnell wieder abstreifen. Mit seinem Stab suchte er vor dem Spieltag noch nach der Strategie für die dritte Partie gegen die USA innerhalb von zwei Jahren. Häufiger spielte die DFB-Auswahl in diesem Zeitraum gegen kein anderes Team. Im Juni 2013 gab es für eine B-Elf ein 3:4 in Washington. Auf dem Weg zum WM-Titel 2014 siegte Deutschland 1:0 zum Ende der Gruppenphase im Regen von Recife.

Zu viel deutsch-amerikanische Fußball-Freundschaft könnte Löw im wohl nicht ausverkauften Kölner Rheinenergiestadion nicht gut vertragen. Obwohl Klinsmann sich nicht einmal sicher war, ob er es schaffen würde, den Jubel über ein deutsches Tor zu unterdrücken. „Es ist doch normal, dass noch ein Stück Fan in einem drinsteckt“, sagte Klinsmann fast neun Jahre nach seinem Abschied als Bundestrainer.

Fragen nach dem Personal kämen noch einen Tag zu früh, konstatierte Löw und verriet nur Offenkundiges als definitiv. Die nach dem Ausfall von Mats Hummels und der späten Anreise von Jérôme Boateng einzig verbliebenen Spieler für die Innenverteidigung, Antonio Rüdiger und Shkodran Mustafi, sollen das Abwehrzentrum dicht machen.

Löw will sein Wechselkontingent von sechs Akteuren ausschöpfen, was fast allen 17 verbliebenen Feldspielern eine Einsatzgarantie gäbe. Der Gladbacher Patrick Herrmann könnte zum 75. Neuling in der Ära Löw werden. „Der eine oder andere wird wohl nur eine Halbzeit spielen.“ Er denke dabei vor allem an den am Dienstag von Juventus Turin verpflichteten Sami Khedira, dem derzeit die Spielpraxis fehle, erklärte Löw. Im Gegensatz zu den in dieser Saison viel beanspruchten Weltmeister-Kollegen Manuel Neuer, Toni Kroos oder Thomas Müller bekam Khedira keinen vorzeitigen Sommerurlaub.

Der Respekt vor den USA ist groß - unabhängig von Klinsmann. „Wir treffen auf einen Gegner, der sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt hat“, betonte der Bundestrainer. Daher sei es wichtig, mit der richtigen Einstellung in die Begegnung zu gehen. „Wir müssen uns der Situation stellen, Konzentration und Seriosität haben, um das durchzuziehen“, forderte Löw. Dies gilt auch für das anschließende EM-Qualifikationsspiel am Samstag in Faro gegen Gibraltar, wenn der Weltmeister die drei Pflichtpunkte auf dem Weg zum nächsten Angriff auf einen Titel im Sommer 2016 einfahren will.

Ein bisschen baut Löw vor der USA-Partie angesichts des ungünstigen Termins doch vor. Wohlwissend, dass manches Testspiel nach dem WM-Triumph hinter den Erwartungen zurückblieb. Einzelschicksale seien nicht in 90 Minuten zu klären. „Ich ziehe Schlüsse aus Spielen, aber man sollte die Erwartung nicht an einzelne Spieler hängen. Das wäre die falsche Erwartung“, sagte Löw.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Deutschland: Weidenfeller (Borussia Dortmund/34 Jahre/4 Länderspiele) - Rudy (1899 Hoffenheim/25/7), Rüdiger (VfB Stuttgart/22/5), Mustafi (FC Valencia/23/7), Hector (1. FC Köln/25/3) - Khedira (Real Madrid/28/54), Gündogan (Borussia Dortmund/24/9) - Herrmann (Borussia Mönchengladbach/24/0), Götze (Bayern München/23/43), Podolski (Inter Mailand/30/123) - Kruse (Borussia Mönchengladbach/27/11)

USA: Guzan (Aston Villa/30/29)- Chandler (Eintracht Frankfurt/25/29), Alvarado (CF America/22/4), Brooks (Hertha BSC/22/11), Yedlin (Tottenham Hotspur/21/16) - Johnson (Borussia Mönchengladbach/27/31), Bradley (FC Toronto/27/97), Beckerman (Real Salt Lake/33/44), Morales (FC Ingolstadt/25/9) - Agudelo (New England Revolution/22/19), Zardes (Los Angeles Galaxy/23/6)

Schiedsrichter: Makkelie (Niederlande)