Schonzeit vorbei Neue U21 vor erster Bewährungsprobe: „Wie auf dem Bolzplatz“
Osnabrück (dpa) - Die Schonzeit für die Erben der U21-Europameister ist vorbei. Mit dem Start in die EM-Qualifikation gegen Debütant Kosovo steht für die neu formierte U21 die erste Bewährungsprobe an.
Nach dem holprigen Testspiel-Auftakt müssen die Nachwuchs-Fußballer nun gleich voll da sein und ihr Potenzial abrufen. „Wir erwarten eine Leistungssteigerung und einen Sieg“, sagte Nationaltrainer Stefan Kuntz vor dem ersten Pflichtspiel nach dem Gewinn des EM-Titels am Dienstag in Osnabrück (19.00 Uhr). Der 54-Jährige rechnet allerdings auch damit, dass „das eine oder andere noch klemmen“ wird.
Die 1:2-Niederlage gegen Außenseiter Ungarn vergangene Woche nutzte Kuntz noch für Experimente und Spielpraxis für gleich 14 U21-Debütanten. Gegen das Kosovo nun will Kuntz die richtigen Schlüsse aus dem Testlauf ziehen und eine erste Stammelf für die Quali finden, auch wenn in Kapitän Jonathan Tah sowie den Europameistern Mahmoud Dahoud und Felix Platte wichtige Spieler fehlen. „Wir müssen entscheiden, wer könnte auf der einen Position eine Idee besser sein, wer passt vielleicht eine Idee besser zu diesem Gegner. Es wird auch eine Bauchentscheidung“, sagte Kuntz.
Der Start in die EM-Qualifikation ist für das junge Team auch der erste Schritt der Mission Titelverteidigung. Ziel aller 21 Profis im Kader ist die EM 2019 in Italien und die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020. Druck wegen des Erbes der extrem erfolgreichen Vorgänger will sich aber niemand machen. „Unser Ziel als Mannschaft ist es, wieder dort hinzukommen“, sagte Levin Öztunali, einer von fünf verbliebenen U21-Europameistern im Kader. „Es geht jetzt wieder alles von vorne los, auf dem Platz müssen wir uns erst noch finden.“
Die Partie am Dienstag wird das erste Duell einer DFB-Auswahl mit einer Elf des Kosovo. Obwohl die U21 des Balkan-Landes ihr Debüt in der EM-Qualifikation feiert, hat das Team bereits zwei Siege gegen Norwegen geholt und führt die deutsche Gruppe 5 an. „Wir sind gewarnt. Die Kosovaren haben eine gute Mentalität“, mahnte Kuntz. Der Gegner sei zuletzt mit verschiedenen Mannschaften angetreten und daher „ein bisschen eine Wundertüte“. Weitere Kontrahenten in der Qualifikation sind Irland, Norwegen, Israel und Aserbaidschan.
Kuntz warb um Nachsicht mit seinem jungen Team. „Das ist nicht die U21-Mannschaft, die im Finale gegen Spanien auf dem Platz gestanden hat. Das muss man den Jungs auch nachsehen. Wir haben eine sehr unerfahrene Mannschaft, die neu zusammengestellt wurde“, sagte er. Auch Thilo Kehrer, der das Team erstmals als Kapitän anführen wird, sagte: „Für viele sind die Abläufe neu, sie müssen sich an das Tempo gewöhnen, an das Niveau. Aber es geht in der EM-Qualifikation um Punkte, das wissen wir und sind dementsprechend auch eingestellt.“
Wichtige Grundlage ist für Kuntz die „gute Stimmung“ innerhalb der Mannschaft. „Bei uns muss so eine besondere Form der Euphorie herrschen. Das ist ein bisschen wie spielen auf dem Bolzplatz, vom Gefühl her“, sagte der Coach. „Die Spieler sind alle gleich alt, da spielt man mit mehr Freude. Und du kannst hier Sachen ausprobieren.“