Neuer auf dem Gipfel - „Logischer Nachfolger“
Düsseldorf (dpa) - Manuel Neuer - wer sonst? Die Ernennung des Weltmeisters und Welttorhüters zum neuen Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war eine ebenso logische wie erwartbare Entscheidung von Joachim Löw.
Der Bundestrainer hat kurz vor dem Start in die WM-Qualifikation nur offiziell das vollzogen, was in der Praxis eigentlich schon seit längerer Zeit galt: Bereits bei der Europameisterschaft in Frankreich hatte der 30 Jahre alte Neuer als Turnierkapitän fungiert und die DFB-Elf in fünf der sechs Partien in Vertretung von Bastian Schweinsteiger angeführt. „Für mich ist es eine große Ehre“, äußerte Neuer, während Löw ihn am Donnerstag als „logischen Nachfolger“ seines Vorgängers bezeichnete.
Der am 27. März 1986 in Gelsenkirchen geborene Neuer ist im reifen Fußballeralter auf dem Gipfel angekommen. Eine Bilderbuch-Karriere, die bei seiner großen Liebe auf Schalke begann, im Ruhrgebiet Fahrt aufnahm und seit 2011 beim FC Bayern München immer neue Höhepunkte erlebt. Weltmeister 2014, Champions-League-Sieger 2013, deutsche Meistertitel in Serie, Aufstieg zum anerkannt weltbesten Torhüter. Und ein Ende der Karriere ist nicht absehbar. Neuer hat erst jüngst seinen Vertrag beim deutschen Rekordchampion bis 2021 verlängert.
Dann wäre er 35 - kein Alter für einen Ausnahmetorhüter. Oliver Kahn, der als letzter Schlussmann die Kapitänsbinde im DFB-Team tragen durfte, war 37, als er 2006 am Ende des WM-Sommermärchens sein letztes Länderspiel bestritt. Selbst die übernächste WM 2022 in Katar darf als realistische Wegmarke des Kapitäns Neuer betrachtet werden.
Löw sah sich in der „glücklichen Situation“, gleich mehrere gute Kandidaten zur Auswahl zu haben. Aber der 30 Jahre alte Neuer vereinigt alle Voraussetzungen in sich. „Er bringt alles mit, was ich mir von einem Spielführer wünsche. Seine sportlichen Leistungen sind überragend, Manuel ist immer für die Mannschaft da, er ist ein Teamplayer und ein absolutes Vorbild“, schwärmte Löw. Dazu kämen die menschlichen Qualitäten. „Er übernimmt Verantwortung, er geht voran, dabei ist er ruhig und besonnen. Manuel wirkt nach innen und nach außen. Im Kreis des Teams ist er hoch angesehen, sein Wort hat Gewicht.“
1,93 Meter groß, 92 Kilogramm schwer - Neuer ist auf dem Spielfeld präsent. Sein Torwartspiel ist einzigartig, sein Auftreten auf und neben dem Platz vorbildlich. Keine Allüren, keine Skandale, keine Egotrips. Auch Sami Khedira, Jérôme Boateng, Thomas Müller oder Mats Hummels hätten einen respektablen Kapitän abgeben können. Aber jede andere Entscheidung von Löw wäre nicht eine für Khedria oder Boateng gewesen, sondern nach der Vorgeschichte eine gegen Manuel Neuer.
Der neue Käpt'n will die Teamplayer-Tradition von Philipp Lahm und Schweinsteiger fortführen. „Es macht mich stolz, Kapitän der Mannschaft zu sein. Wir wissen aber alle, dass wir auf dem Platz mehrere Führungsspieler benötigen, wenn wir Erfolg haben wollen. Die entscheidenden Dinge werden ohnehin im Mannschaftsrat besprochen und gemeinsam beschlossen“, kündigte Neuer an. Er wisse um die „große symbolische Bedeutung“ der Position. Er freue sich sehr über das Vertrauen, das ihm der Bundestrainer mit der Ernennung schenke.
Am Sonntag soll Neuer in seinem 72. Länderspiel die DFB-Auswahl in Oslo gegen Norwegen in die Qualifikation für die WM 2018 führen. Es ist nichts Neues oder Ungewohntes für ihn, sondern er wird dies zum schon zum 14. Mal tun. Neuer debütierte am 2. Juni 2009 beim 7:2 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate in Dubai. 52 Siege, 10 Remis und nur neun Niederlagen lautet die famose DFB-Bilanz mit ihm im Tor.