Özils Triumph für beide Herzen
Mit seiner Leistung hat sich der Deutsch-Türke nicht nur bei der Löw-Elf, sondern auch in der Heimat verdient gemacht.
Düsseldorf. Ein Tor erzielt, zwei Treffer famos eingeleitet. Das ganz Normale ist doch so anders bei Mesut Özil. Weil sein Spiel niemanden unberührt lässt. Und weil er es mit einer Leichtigkeit zelebriert, die ansteckend wirkt. Man möchte einfach mehr davon sehen. In Düsseldorf beim 3:1-Erfolg gegen Belgien war das wieder so. Sein Traumtor aus 16 Metern zum 1:0, sein fünftes Tor in der EM-Qualifikation und zwei intelligent gespielte Pässe, die in Toren mündeten, krönten seinen Auftritt nach überstandener Achillessehnen-Reizung.
Özil selbst sprach von einem „meiner schönsten Tore“ in der Nationalelf. Ansonsten neige er ja dazu, „erst noch den Torwart auszuspielen. Ich bin froh, dass ich ein Tor gemacht habe und vorbereiten konnte“, sagt Özil nach seiner Gala. Er steht da, und wirkt so anders als seine Kollegen, die sich in Freizeitkleidung eilig auf die Heimreise machen. Özil aber trägt immer noch Sportkleidung, die des Ausrüsters mit den drei weißen Streifen. Ganz in schwarz gehalten, der Freizeit-Dress. Und am Ende der Bermuda-Shorts bedecken lange Strümpfe seine Knie. Der Mann ist auch außerhalb des Platzes anders, und er hatte ein besonderes Spiel zu absolvieren. Mit einem Sieg gegen Belgien wollte er dazu beitragen, dass die Türkei noch eine Chance auf die EM-Teilnahme als Gruppenzweiter hat.
Wie viel Seelenfrieden hat ihm also sein Tor gegeben? „Ich bin erst einmal froh, dass wir gewonnen haben und den Rekord geschafft haben“, sagt Özil. „Ich habe viele Freunde, die für die türkische Nationalmannschaft spielen. Mit Hamit Altintop habe ich einen sehr guten Kontakt. Ich hoffe, dass sie dabei sein werden.“ So gipfelte der Dienstagabend in Düsseldorf nach einer turbulenten Woche mit der inneren Zerrissenheit wegen seiner deutsch-türkischen Herkunft in eitel Sonnenschein. Denn zuvor herrschte mitunter hysterischer Rummel um Özils verletzungsbedingtes Fehlen am vergangenen Freitag in der Türkei.
Die Versöhnung jedenfalls ist vollends geglückt, und hat die deutsch-türkische Freundschaft beflügelt und Özil vom verlorenen Sohn zum Helden in seinem Heimatland gemacht. Die türkischen Medien feierten Özil hymnisch. „Der Sieg der Deutschen mit Mesut ist unser Sieg“, schreibt die Tageszeitung „Radikal“. „Es ist die Zeit für ein Dankeschön und eine Entschuldigung bei Mesut.“
Den Erfolg gegen Belgien will Özil vor allem aber auch als Signal an die Konkurrenz verstanden wissen. „Wir haben eine starke Mannschaft; aber auch eine junge und hungrige. Unser Ziel muss ein Titel sein“, sagte das ansonsten eher für stille Töne bekannte Fußball-Genie.