Problemspiel Frankreich: Löw bleibt gelassen

Bremen (dpa) - Der Test gegen Frankreich genau 100 Tage vor dem EM-Start wird immer mehr zum Problemspiel. Kapitän Philipp Lahm und Dortmunds Meisterspieler Sven Bender sind die Ausfälle Nummer fünf und sechs im DFB-Team, Routinier Miroslav Klose plagt sich mit Rückenschmerzen.

Und der Termin passt vielen Spielern und Vereinen ohnehin nicht. „Ich hoffe, dass es trotz allem ein gutes Spiel wird, in dem wir die zuletzt gezeigten Tugenden wieder auf den Platz bringen“, bemerkte Teammanager Oliver Bierhoff.

Am Montag wurde erst einmal das erste Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Weserstadion kurzfristig gestrichen. Und Joachim Löw sieht seine Titelmission „EM-Sieg 2012“ vom freundschaftlichen Vergleich mit Ex-Weltmeister Frankreich am Mittwoch so gut wie gar nicht beeinflusst. „Es wird uns nicht völlig beflügeln oder das Selbstbewusstsein rauben. Wir werden uns nicht daran messen oder sogar infrage stellen“, erklärte der Bundestrainer deutlich.

Trotzdem will Löw es schaffen, in kürzester Zeit mit teilweise zweitbesten Lösungen auch gegen die wiedererstarkten Franzosen die Rolle des EM-Mitfavoriten zu untermauern. „Dieses Spiel ist das Ende einer ganzen Reihe von Testspielen seit 2010. Mit Italien, Uruguay, Brasilien, den Niederlanden und jetzt Frankreich haben wir ganz bewusst hochkarätige Gegner ausgewählt“, erklärte der 52-jährige Löw. Auch vorher sei es immer wieder gelungen, Personallücken zu schließen, machte ein völlig entspannt wirkender DFB-Chefcoach deutlich: „Das zeigt, dass wir nicht nur einen Spieler für eine Position haben.“

Wie Löw im Bremer Weserstadion den jüngsten Ausfall von Lahm, die Absage von Bender und die schon länger feststehenden Zwangspausen von Bastian Schweinsteiger, Per Mertesacker, Lukas Podolski und Mario Götze ausgleichen will, wollte er erst im Teamhotel „in aller Ruhe“ bei einer Bestandsaufnahme mit seinem Trainerstab klären. Wie seine Spieler war Löw erst am Montagmittag am Spielort eingetroffen, entspannt mit dem Zug aus Berlin. Die Situation ist für den seit 2006 verantwortlichen Bundestrainer neu: Nie zuvor hatten mehr als die Hälfte der Nationalspieler noch am Sonntag mit ihren Clubs gespielt. Nur acht Akteure hätten am Montag voll trainieren können.

Obwohl auch Oldie Miroslav Klose, der beim 1:0-Sieg von Lazio Rom gegen den AC Florenz wieder einmal ein entscheidendes Tor markiert hatte, mit Rückenproblemen anreiste, dazu Sami Khedira gerade erst nach einer Verletzungspause bei Real Madrid zurück im Wettkampfbetrieb ist, verzichtet Löw auf Nachnominierungen. „Wir haben in jedem Mannschaftsteil genug Möglichkeiten“, sagte der Bundestrainer.

Löw stehen für die Partie am Mittwoch noch 20 Akteure zur Verfügung. Sollte Klose in der Startformation stehen, würde er die DFB-Auswahl in seinem 114. Länderspiel als Vertreter der verletzten Lahm und Bastian Schweinsteiger als Kapitän anführen, bestätigte Löw.

„Letzte Erkenntnisse“ für sein EM-Puzzle möchte der Bundestrainer trotz aller Widrigkeiten aus dem Duell gegen die Franzosen schon erhalten. „Frankreich zeigt ein anderes Gesicht als 2010 bei der WM in Südafrika“, betonte Löw und bescheinigte insbesondere der Offensivabteilung des Kontrahenten mit Bayern-Star Franck Ribéry die Bezeichnung „Weltklasse“. In Bremen kann es schnell zum neuen persönlichen Duell Ribéry gegen Benedikt Höwedes kommen, der im Schalke-Trikot als Rechtsverteidiger vom 28-jährigen Franzosen bei Münchens 2:0-Sieg mehrfach vorgeführt wurde.

Wetten habe er noch nicht abgeschlossen vor dem Duell gegen seine Bayern-Kollegen, verriet Ribéry: „Nein, aber wir haben schon ein paar Späße gemacht. Ich habe zu Doktor Müller-Wohlfahrt gesagt: Wenn ich ein Tor mache, komme ich zu ihm gerannt.“ Der Bayern-Arzt betreut auch die DFB-Auswahl. „Franck ist ein sehr guter Fußballer, das hat er gezeigt. Aber die deutsche Mannschaft ist auch eine sehr gute“, konterte National- und Bayern-Torwart Manuel Neuer.

Die voraussichtliche Aufstellung:

Neuer - Höwedes, Hummels, Badstuber, Schmelzer - Khedira, Kroos - Müller, Özil, Schürrle - Klose