Bayerns „Wohlfühlspieler“ Ribéry reißt alle mit
München (dpa) - Krise? Welche Krise? Beim 2:0 gegen Schalke treten die Bayern wieder als Einheit auf. „Wohlfühlspieler“ Ribéry reißt alle mit. Uli Hoeneß wettert über die „Hetzjagd“ gegen Robben.
Schalke verabschiedet sich als Dortmund-Jäger.
Achtung Dortmund - ganz so einfach wollen die Bayern dem Rivalen die Meisterschale doch nicht nochmal überlassen. Wie nach einem Zaubertrank präsentierte sich das rätselhafte Münchner Starensemble beim 2:0-Heimsieg im Schlüsselspiel gegen Schalke wieder als harmonische Lach-und-Schieß-Gesellschaft - allen voran Franck Ribéry spielte und traf wie im Rausch. „Wenn wir so spielen, dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen“, verkündete Präsident Uli Hoeneß mit Blick auf die großen Saisonziele in Bundesliga, Pokal und - im Jahr des Heimfinales - ganz besonders in der Champions League.
Trainer Jupp Heynckes war es als erfahrener Pädagoge mit Gruppen- und Einzelgesprächen gelungen, nach der Pleite in Basel einen betriebsinternen Stimmungsumschwung herbeizuführen. Leuchtendes Beispiel für den Klimawandel war - vor dem Länderspiel gegen Deutschland - der kleine Franzose Ribéry, der die Schalker im Alleingang aufmischte und seine Weltklasseleistung mit seinen Saisontoren neun und zehn krönte. „Es war fast eine Explosion, wie er gespielt hat“, schwärmte Sportdirektor Christian Nerlinger.
Der Lust-und-Laune-Ribéry steht symbolisch für Glanz und Elend eines Ensembles, das elementar vom Willen und von der Verfassung seiner Superstars abhängt. „Franck ist ein Wohlfühlspieler. Wenn es atmosphärische Störungen gibt, ist er nicht gut“, sagte Heynckes.
Bei der Champions-League-Pleite in Basel war Ribéry - wütend über seine berechtigte Auswechslung - grußlos an Heynckes vorbeigestapft. Der Trainer beschwichtigte öffentlich, bat Ribéry vorm Schalke-Spiel im Hotel zu einem „befruchtenden“ Gespräch - und bekam die von ihm erwartete Reaktion: „Franck war super aufgelegt.“ Ribéry sprach von „einer komischen, stressigen Situation“ nach dem Basel-Spiel: „Ich habe gut gesprochen mit dem Trainer. Wir gehören zusammen.“
Zusammenhalt - alle Bayern betonten ihn nach dem ersten Schritt zurück zu alter Stärke. „Wir sind als Team auftreten, das war der Schlüssel zum Sieg“, erklärte Nationalspieler Jérome Boateng. Es hatte intern „gerappelt“, wie Holger Badstuber verriet. „Wir haben uns ein bisschen was von der Seele geredet“, berichtete Torhüter Manuel Neuer: „Ich hoffe, das war ein Startschuss für eine Serie.“
Der demonstrative Teamgeist ging gegen Schalke so weit, dass Hoeneß hinterher wieder einmal zum Wutbürger wurde. Besonders Arjen Robben agierte so selbstlos und mannschaftsdienlich, dass dem Präsidenten der Kragen platzte: „Ich finde, dass die Medien aufhören sollten mit der Hetzjagd auf den einen oder anderen. Wenn wir die nicht gehabt hätten die letzten Wochen, dann hätte Arjen Robben sicherlich zwei, drei Tore gemacht. Die ewige Scheiß-Diskussion um Alleinunterhalter und Egoist hat dazu geführt, dass er jetzt in vielen Situationen den Ball abspielt, wo er eigentlich gehen müsste.“
Heynckes wird auf dem Jahrmarkt der Münchner Eitelkeiten weiter ein geschicktes Händchen beweisen müssen. Diesmal musste Spielmacher Toni Kroos auf die Bank, zuletzt hatte es Robben und Thomas Müller getroffen. „Wir haben Riesen-Fußballer, aber das muss harmonieren“, sagte Heynckes: „Da muss man auch zur Drecksarbeit bereit sein.“
Nach dem dritten 2:0-Heimsieg 2012 müssen die Bayern beim kommenden Spiel in Leverkusen beweisen, dass sie es auch in fremden Stadien können. „Wenn du Meister werden willst, musst du auch auswärts gewinnen“, erklärte Nationalstürmer Mario Gomez.
Aus dem Titelrennen verabschiedeten sich nach dem 23. Spieltag die Schalker. „Für uns geht es darum, dass wir mit Gladbach um Platz drei und vier konkurrieren“, sagte Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder, der mit einem Muskelfaserriss in den Adduktoren vorerst ausfällt.