Rafati-Appell: Mehr Hilfe für depressive Fußballprofis

Frankfurt/Main (dpa) - Ex-Schiedsrichter Babak Rafati sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Unterstützung von depressiven Fußballprofis und will den Deutschen Fußball-Bund (DFB) stärker in die Pflicht nehmen.

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„Wir sollten gemeinsam ein Konzept zu Präventionsstrategien entwickeln. Wir müssen überlegen, wie wir Fußballern, die an Depressionen leiden, nachhaltig helfen können“, sagte Rafati in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Er betonte: „Wenn wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen, wäre das ein Signal in die Gesellschaft hinein. Ich glaube, dass wir dafür sorgen können, dass Hilferufe künftig gehört werden und die Anzahl der Selbsttötungen abnimmt.“

Der Suizid des früheren Zweitligaprofis Andreas Biermann, der jahrelang an Depressionen litt, vor rund fünf Wochen habe ihn erschüttert und müsse den Verband endlich aufrütteln. „Der DFB sagt bislang immer, man müsse sensibilisieren und enttabuisieren. Aber das sind meiner Meinung nach nur leere Worte. Es ist nicht genug, Stiftungen zu gründen und Hotlines einzurichten, bei denen Betroffene anrufen können“, kritisierte Rafati den DFB und forderte: „Wir müssen endlich proaktiv und präventiv arbeiten, die Dinge klar ansprechen.“

Dafür möchte sich der in Hannover lebende Rafati, der nach einem Suizidversuch wegen Depressionen im November 2011 kein Bundesligamatch mehr geleitet hatte, nachhaltig engagieren. „Mein Vorschlag ist, dass ich mich mit den Spielern der jeweiligen Lizenzvereine zusammensetze, bei Bedarf auch im Einzelcoaching und regelmäßig. Der DFB könnte außerdem ein Manuskript ausarbeiten, das auch in anderen Ligen und Vereinen verbreitet wird. Ich rede hier von wirklicher Hilfe, ich will nichts Scheinheiliges“, betonte er.

Der 44-Jährige wolle offen und ehrlich über die von ihm begangenen Fehler sprechen und „anschaulich darstellen, was die Probleme sind, wenn man in der Kritik steht und nicht zum Einsatz kommt. Da muss man Klartext reden.“ Depressionen würden im Fußball immer noch als Schwäche angesehen, dies gelte es zu ändern.

Rafati hofft, dass sich der DFB nicht verweigern werde und es in Kürze zu einem Gespräch komme. „Wenn wir weiterhin wegschauen, machen wir uns mitschuldig. Wir müssen endlich anfangen, den Menschen zu helfen. Wir brauchen eine Revolution“, appellierte Rafati und warnte: „Ändert sich nichts, benötigen wir bald einen dritten Ellbogen. Und es wird viele weitere Selbstmorde geben.“