Hall of Fame des FC Bayern „Servus Basti“: Fans verabschieden ihren „Fußball-Gott“
München (dpa) - „Dahoam“ ist es eben doch am schönsten. Und daheim ist für den Fußballer Bastian Schweinsteiger München, der FC Bayern und die Allianz Arena.
In diese kehrt der 34-jährige, inzwischen leicht ergraute Ausnahmekicker am Dienstagabend noch einmal als aktiver Spieler zurück, zum offiziellen Abschiedsspiel mit seinem aktuellen Verein Chicago Fire gegen seinen Herzensclub.
75.000 Bayern-Fans werden das Stadion bis auf den letzten Platz füllen, um ihren „Fußball-Gott“ zu feiern und ihn in der zweiten Halbzeit auch noch einmal im Trikot des Rekordmeisters zu erleben. Schweinsteiger freut sich narrisch auf einen großen, emotionalen Abend in seinem Zuhause. „Ich bin einfach nur froh, hier zu sein. Es ist ein sehr heimatverbundenes Gefühl, in München zu sein. Ich hatte wunderbare Jahre beim FC Bayern“, sagte er.
Bei einer Pressekonferenz auf dem ihm so vertrauten Vereinsgelände präsentierte sich ein in den USA weiter gereifter Profi, der mit der Gelassenheit eines „Elder Statesman“ über den FC Bayern, die Nationalelf, sein Leben und seine große Karriere plauderte.
Er ist gespannt, ob ihn die Gefühle wieder so überwältigen werden, wie es bei seinem Abschiedsspiel als Nationalspieler vor exakt zwei Jahren der Fall war, als er bei seinem 121. Länderspiel viele Tränen vergoss. „Ich habe damals den Abschied von der Nationalmannschaft im Vorfeld etwas unterschätzt. Du hast Bilder im Kopf, du siehst in die Gesichter der Leute und lässt dich davon leiten.“ Abschiedsspiel Nummer 2 will er genießen: „Ich weiß nicht, wie emotional es wird.“
Vermutlich sehr. Schon der Vorlauf war berührend für den Oberbayern, der als 13-jähriger Lausbub zum FC Bayern kam, sich dort vom „Basti“ über „Schweini“ zur Persönlichkeit entwickelte. 2000 Fans besuchten am Sonntagabend das Training von Chicago Fire auf dem Bayern-Gelände, viele im roten Trikot mit Schweinsteigers Bayern-Nummer 31. Am Montagmorgen verlieh der bayerische Ministerpräsident Markus Söder dem „Vorbild“ Schweinsteiger den Bayerischen Verdienstorden: „Sie sind Bayern - und Sie haben für Bayern Überragendes geleistet.“
Nachmittags wurde Schweinsteiger in die Hall of Fame des FC Bayern aufgenommen. „Ich fühle mich geadelt“, sagte er bei der Zeremonie im Beisein von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge („Bastian war immer Mister Bayern“) und Präsident Uli Hoeneß („Wenn man ihn gebraucht hat auf dem Platz, war er immer da“) in der Münchner Arena.
„Der Verein ist noch größer geworden“, sagte der Rückkehrer, der an dieser Entwicklung seit der Jahrtausendwende großen Anteil hatte. In 17 Jahren hat Schweinsteiger 20 Titel mit dem FCB gewonnen, ehe er 2015 erst zu Manchester United und dann weiter in die Major League Soccer zu Chicago Fire wechselte.
Die Jahre im Ausland hätten seinen „Horizont erweitert“. Er ist inzwischen verheiratet mit der ehemaligen Weltklasse-Tennisspielerin Ana Ivanovic. Im Frühjahr kam der gemeinsame Sohn auf die Welt. „Du siehst Dinge anders als vor zehn Jahren“, sagte Schweinsteiger. Eine Rückkehr nach Deutschland, eine Rückkehr nach der Karriere zum FC Bayern sind aktuell keine Themen. „Die nächsten Jahre habe ich andere Gedanken in meinem Kopf“, sagte er. Er will noch Spieler sein.
Als Legende fühle er sich nicht, auch wenn er so bezeichnet wird. „Bastian war immer ein Spieler, auf den sich der FC Bayern hundertprozentig verlassen konnte, der immer das ganze Herz beim FC Bayern hatte“, sagte Hoeneß. Beide verbindet eine enge Beziehung. Als Manager versuchte Hoeneß einst, dem jungen Schweinsteiger die Flausen auszutreiben. „Da kriegst du die eine oder andere Watschn von Uli Hoeneß“, erinnerte Schweinsteiger mit einem herzlichen Lachen.
Bei allen Titeln und Erfolgen, die bitterste Niederlage war der vielleicht größte Antrieb in Schweinsteigers Karriere. Das verlorene Champions-League-Finale „dahoam“ 2012 gegen den FC Chelsea, bei dem er als letzter Bayern-Schütze im Elfmeterschießen nicht traf. Daraus sei später die Kraft erwachsen, 2013 das Triple mit dem FC Bayern zu gewinnen und ein Jahr später auch den WM-Titel in Brasilien. „An so etwas wie 2012 zerbrechen Spieler oder werden stärker denn je“, sagte Fußballfan Söder in seiner Laudatio.
Joachim Löw, der zu den vielen Ehrengästen in der Münchner Arena zählen wird, würde sich einen „emotionalen Leader“ wie Schweinsteiger auch für seinen Neustart nach dem WM-Desaster wünschen. Sein einstiger Kapitän begrüßt, dass Löw als Bundestrainer weitermacht. „Er ist der richtige Mann.“ Schweinsteiger war das auch viele Jahre für den DFB und erst recht für den FC Bayern. „Basti ist ein super Typ. Er ist Teil der Geschichte dieses Vereins. Es ist ein Spiel, das er verdient hat“, erklärte Arjen Robben. Der ebenfalls 34-Jährige freut sich wie Franck Ribéry, Thomas Müller, Manuel Neuer, David Alaba und weitere Teamkollegen von früher auf Bastis Abschiedsabend: „Es wird schön sein, nochmal mit ihm auf dem Platz zu stehen.“