Sportschule bis Luxushotel: Turnier-Quartiere des DFB
Evian (dpa) - Die Nationalspieler sollen sich während eines Großturniers wohlfühlen in ihrem Quartier, damit es mit dem Titel auch klappt.
Die Unterkunft fiel in der Vergangenheit nicht immer so luxuriös aus wie für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich: Eine schlichte Sportschule war einst kein Hindernis auf dem Weg zum Sieg.
WM 1954 - Schweiz: Sepp Herberger hatte seine Mannschaft im Strandhotel Belvédère am Thuner See einquartiert. Von der Unterkunft schwärmte der Coach noch Jahre später. Auf langen Spaziergängen hatte er seine Taktik für das „Wunder von Bern“ ausgetüftelt.
WM 1958 - Schweden: In einem Familienhotel in Bjärreds Saltsjöbad störte die Mitternachtssonne die Spieler beim Schlaf.
WM 1974 - Deutschland: Die Elf um Kapitän Franz Beckenbauer war eher spartanisch in der Sportschule Malente einquartiert war. Dafür hatten die späteren WM-Helden im schleswig-holsteinischen Rentner-Domizil ihre Ruhe.
WM 1978 - Argentinien: Das Basisquartier lag in Ascochinga, was übersetzt „toter Hund“ heißt. Nicht einmal Geschäfte gab es in der tristen Einöde - dazu kam die Schmach von Córdoba gegen Österreich.
WM 1982 - Spanien: Die Elf von Jupp Derwall hatte sich das Hotel Principe de Asturias direkt an der Strandpromenade in Gijon ausgesucht. Da war es so laut, dass Derwall seine Mannschaft vor den Spielen gar ausquartierte. Die Journalisten wohnten noch Tür an Tür, was so manche Exklusivstory bescherte.
WM 1990 - Italien: Gutgehen ließen es sich die Nationalspieler bei ihrem dritten Titelgewinn im noblen Castello di Casiglio im lombardischen Erba. Lothar Matthäus, Rudi Völler und Jürgen Klinsmann genossen das Ambiente des herrschaftlichen Schlosses.
WM 1998 - Frankreich: Im Hotel Le Mas d'Artigny an der Côte d'Azur gab es für die Spieler von Berti Vogts ein „Leben wie Gott in Frankreich“, nur leider spielten sie nicht wie die damals überragenden Gastgeber.
WM 2002 - Japan/Südkorea: Rudi Völler zog mit seinem Team ins beeindruckende Sheraton Phoenix Golf Resort auf der japanischen Insel Kyushu.
EM 2004 - Portugal: In der Luxus-Ferienanlage „Ria Park Garden“ an der Algarve war Teamchef Rudi Völler besonders angetan vom Trainingsplatz - unmittelbar neben den Zimmern. Bewachte Mauern verhinderten allerdings jeglichen Einblick ins Quartier für die Fans.
WM 2006 - Deutschland: Jürgen Klinsmann und Joachim Löw quartieren sich mit dem Team ins edle Berliner Schlosshotel Grunewald ein. Der dritte Platz wurde am Ende nur wenige Kilometer weiter am Brandenburger Tor gefeiert. Die Hauptstadt und die Nationalmannschaft hatten sich gefunden.
EM 2008 - Schweiz/Österreich: Mit Lounge, Freiluft-Physio-Bereich, Schlaf-Matratzen mit Fernbedienung und einem teameigenen Sternekoch stockte der DFB das Luxus-Hotel „Giardino“ in Ascona im Komfort sogar noch auf. Die DFB-Elf dankte es mit dem Finaleinzug.
WM 2010 - Südafrika: Der befürchtete Lagerkoller in der Nobel-Herberge Grande Velmore nahe Pretoria blieb aus - dafür sorgte Team-Manager Oliver Bierhoff mit Tischtennis, Billard, Playstation und Safaris.
EM 2012 - Polen/Ukraine: Das Team von Joachim Löw logierte im Fünf-Sterne-Hotel „Dwor Oliwski“ in Danzig an der Ostsee. Der DFB sicherte sich frühzeitig den Zuschlag für den herrschaftlichen Gutshof und stach damit auch den späteren Europameister Spanien aus.
WM 2014 - Brasilien: In dem 15 000 Quadratmeter großen Sport- und Naturressort in Santo André am Meer war der DFB-Tross der erste Gast. In den Villen-Wohngruppen der Luxusanlage hatten die späteren Weltmeister nicht nur Spaß, sondern fanden auch die nötige Erholung.
EM 2016 - Frankreich: Im abgeschieden gelegenen Edel-Hotel Ermitage in Évian-Les Bains am Ufer des Genfer Sees können sich Löw und Co. auf den großen Hotelpark und ein Riesen-Spa freuen. Ob sie auch von dem bekannten Heilwasser des Kurorts kosten werden?