Trio ohne Chance: Sexwale, Champagne und Prinz Ali
Zürich (dpa) - Tapfer absolvierten Tokyo Sexwale, Jérôme Champagne und Prinz Ali bin al-Hussein die letzten Wahlkampf-Auftritte als Kandidaten für das FIFA-Präsidentenamt.
Bei der Wahl am Freitag im Züricher Hallenstadion hat keiner aus dem Trio eine realistische Chance, Nachfolger von Weltverbandschef Joseph Blatter zu werden.
PRINZ ALI BIN AL-HUSSEIN:
Der Königssohn aus Jordanien ist die tragische Figur der Funktionärswelt. Als im Mai 2015 ein Kontrahent gesucht wurde, der gegen Joseph Blatter antritt, schickten ihn die Europäer vor. Ihr logischer Bewerber Michel Platini traute sich nicht. Prinz Ali holte einen Achtungserfolg, konnte Blatter aber nicht schlagen. Jetzt wird wieder gewählt, aber die Unterstützung aus Europa ist Vergangenheit.
Da der 40-Jährige auch in Asien keine Hausmacht hat, geht er auf Einzelstimmenfang. Malta und der Irak haben die Unterstützung zugesagt. Interessant könnte werden, in welches Lager seine Freunde wechseln, wenn Prinz Ali wie erwartet vor dem letzten Wahlgang ausscheidet. Dann könnten diese zum Königsmacher werden.
Für al-Hussein selbst ist die internationale Funktionärskarriere am Freitag wohl vorbei. Bei der FIFA hat das einstige Exko-Mitglied kein Amt mehr. Noch vor Jahren galt er als legitimer Blatter-Nachfolger, doch Prinz Ali meinte es mit den Reformen wohl zu ernst und wandte sich zu früh von dem Langzeitherrscher ab.
JÉRÔME CHAMPAGNE:
Jede Stimme wäre für den Franzosen ein Erfolg. Ohne Anknüpfung zum FIFA-Apparat hatte der einstige stellvertretende Generalsekretär des Weltverbandes trotz oder gerade wegen manch mutiger Reformidee keine Chance. Schon 2015 wollte er kandidieren. Immerhin bekam er diesmal die notwendigen fünf Unterstützerschreiben zusammen und kann am Freitag dem Auditorium seine Ideen präsentieren.
Unklar blieb, wie nahe Champagne seinem einstigen Chef Blatter immer noch steht. Auf klare Distanz ging er nie. Bis 2010 war er in das System des Schweizers an hoher Stelle involviert. Der einstige französische Diplomat war für die internationalen Beziehungen zuständig.
Nach seiner Demission, für die sein Landsmann und FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke verantwortlich gewesen sein soll, wurde er Berater von kleinen Fußball-Nationen wie Palästina oder Kosovo. Im Gegensatz zu UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino musste er seinen Wahlkampf selbst finanzieren.
TOKYO SEXWALE:
Bei der Suche nach einem integren Nachfolger von Joseph Blatter wurde in Weltverbandskreisen früh der Name Tokyo Sexwale genannt. Zunächst zierte sich der einstige Anti-Apartheidskämpfer ein wenig, kandidierte dann aber doch. Was ihn motivierte, blieb bislang unklar. Die zustimmenden Worte von Fußball-Größen wie Franz Beckenbauer werden es aber kaum gewesen sein.
Der zum millionenschweren Geschäftsmann gewordene Südafrikaner zeigte gar kein Engagement, die FIFA-Familie von sich zu überzeugen. Der stimmenstarke Afrika-Verband ignorierte ihn förmlich.
Woher Stimmen für Sexwale kommen sollen, erscheint fraglich. Das hat auch der lustlose Kandidat natürlich realisiert. Zu Wochenbeginn sprach er schon von möglichen Allianzen. Mit Infantino besuchte er medienwirksam die ehemalige Gefängnisinsel Robben Island - was aber eher Infantino half als ihm. Die Chancen, zum ersten afrikanischen FIFA-Chef zu werden, hat Sexwale jedenfalls verspielt.