Debatte um Erdogan-Treffen Bierhoff: Sorgen um Özil und Gündogan
Berlin (dpa) - Die anhaltenden Debatten um das Treffen von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan könnten die sportlichen Leistung bei der WM beeinflussen.
Das räumte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff in einem Interview mit der „Bild“ ein.
„Ich mache mir weniger Sorgen generell um die Mannschaft, sondern eher um die beiden Spieler. Es beschäftigt Mesut und Ilkay schon sehr“, sagte Bierhoff. Zwar würde Bundestrainer Joachim Löw bei der Auswahl seiner Aufstellung auch in Russland keine populistischen Entscheidungen treffen, „um jemanden zufriedenzustellen“, erklärte Bierhoff. „Aber ein kleiner Aspekt kann dies natürlich schon sein.“
Dass Özil und Gündogan nach den klaren Unmutsbekundungen und auch Beleidigungen den Druck nicht standhalten und sogar aus dem WM-Kader ausscheiden könnten, hält der DFB-Direktor für unwahrscheinlich: „Das Gefühl habe ich nach den Gesprächen nicht. Sie freuen sich auf die WM, sie freuen sich darauf, für Deutschland spielen zu können.“ Der Bundestrainer werde auch nicht auf sie verzichten: „Dafür gibt es keine Anzeichen. Uns war wichtig, dass es von beiden ein klares Bekenntnis zur Nationalmannschaft und Deutschland gibt. Das haben sie uns in dem Gespräch ohne jeden Zweifel vermittelt.“
Die Entscheidung Özils, sich auch während der WM weiter nicht zu dem Treffen und den Fotos mit Erdogan zu äußern, könne er nur schwer beeinflussen, machte Bierhoff deutlich. Gerade in so einem persönlichen Fall könne er Ratschläge geben, „aber muss ich ihnen etwas vorschreiben? Das ist schwierig“, sagte der Manager. „Mündig heißt ja, dass man selbst entscheidet und verantwortet, wie man reagiert. Und das tut Mesut. Ob es in diesem Fall richtig und gut für ihn ist, steht auf einem anderen Blatt.“
Bierhoff, der zum Abschluss des Trainingslagers das Thema rigoros als beendet erklärt hatte, korrigierte sich selbst: „Ich will doch keine Maulkörbe verteilen und auf Befehl ein Thema beenden. Es ist ganz klar, dass die Diskussion über die Integration nicht beendet sein kann - auch nicht über das Foto.“ Das Thema gehe weit über das Erdogan-Foto hinaus.