Brasiliens Schlitzohr Fred: Ein Plädoyer für die echte 9

Teresópolis (dpa) - Keine falsche, sondern eine echte 9: Brasilien geht mit einem Mittelstürmer par excellence in die Fußball-Weltmeisterschaft - mit Frederico Chaves Guedes, genannt Fred.

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Der 30-Jährige von Fluminense FC steht zwar im Schatten von Superstar Neymar, hat sich aber als Torschützenkönig des Confederations Cups im vergangenen Jahr und jetzt beim 1:0 bei der WM-Generalprobe gegen Serbien wärmstens empfohlen. Sein Charme und Humor steht seiner Handlungsschnelligkeit auf dem Platz kaum nach.

Bei der Pressekonferenz der Seleção in Teresópolis sorgte der Angreifer für Gelächter, als er freimütig seine mangelhaften Dribbelfähigkeiten einräumte. „Es wäre ein Traum von mir, ein Tor zu machen, nachdem ich fünf Gegner ausgespielt habe“, sagte er. „Aber das vergess ich besser. Das ist unmöglich.“

Gegen Serbien traf er im Fallen - wie einst Gerd Müller. Fred, das Schlitzohr. Mit Olympique Lyon wurde er 2006, 2007 und 2008 französischer Meister, 2006 in Deutschland gehörte er schon zu Brasiliens WM-Kader. Aber erst unter Luiz Felipe Scolari zählt der 33-fache Nationalspieler (17 Tore) zum Stamm der Seleção. Dass Fred in der abgelaufenen Saison oft mit Verletzungen zu kämpfen hatte, focht den Chefcoach nicht an. Er setzt auf sein Team vom vergangenen Jahr, das im Finale des Confederations Cups Weltmeister Spanien mit 3:0 besiegt hatte - auch und vor allem dank zweier Fred-Tore.

„Er ist einer, der Tore machen kann. Ein oder zwei Bälle im Spiel - und er nutzt sie“, lobte Scolari nach dem mühsamen Sieg im letzten Testspiel am Freitagabend vor 67 000 Zuschauern im Morumbi-Stadion von São Paulo seinen Mittelstürmer. Fred ist zudem der einzige Profi in Brasiliens Stammelf, der sein Geld in der Heimat verdient.

Den Torjubel genießt der Angreifer meist mit derselben Geste: demonstrativ hält er die Hand hinter sein Ohr, als ob ihm die Ovationen nicht laut genug wären. „Als Stürmer gilt: Je mehr Tore, desto mehr Selbstvertrauen. Von Donnerstag an mache ich alles, um Tore zu schießen, obwohl Felipão sagt, ich solle nicht zu viel ans Toreschießen denken, sondern auch Räume für meine Kollegen schaffen.“

Fred will vor dem Auftaktspiel des großen WM-Favoriten am Donnerstag gegen Kroatien keinen Treffer versprechen, das ist nicht seine Art. Aber so ganz freimachen vom Pathos kann sich der Stürmer nicht. „Ich würde mein Leben dafür hergeben, um Tore zu schießen und der Mannschaft zu helfen.“

Dass Spieler seines Stils langsam aussterben und Platz machen müssen für wendige und schnelle Techniker, die eigentlich aus dem Mittelfeld kommen, das sieht er natürlich nicht gerne. „Ich habe nicht die Fähigkeiten von Neymar“, räumte Fred ein und schwang sich zu einem interessanten Plädoyer für die echte 9 auf: „In schwierigen Spielen ist der Stürmer der, der am nächsten zum gegnerischen Tor steht. Und dann sucht die ganze Mannschaft den Mittelstürmer. Ich bin verrückt danach, dass die WM endlich anfängt, weil es schwierige Begegnungen werden - und das ist gut für meinen Spielstil.“