Deutsche Achtelfinals: Matthäus-Knaller & Spuck-Affäre

Berlin (dpa) - Sieben Spiele, sieben Siege - deutsche Erfolge im WM-Achtelfinale haben Tradition. Seit der Einführung der Runde der letzten 16 zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko setzte sich die Nationalmannschaft in der ersten K.o.-Runde jeweils durch.

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Dabei gab es neben glanzvollen Erfolgen wie dem 2:1 gegen die Niederlande 1990 oder dem 4:1 gegen England vor vier Jahren auch Zittersiege. 1986 besiegelte erst ein Matthäus-Freistoß kurz vor Schluss das Weiterkommen gegen Marokko. Auch 1998 musste lange gebangt werden, ehe Oliver Bierhoff das erlösende 2:1 gegen Mexiko gelang.

Der Kampf um den Einzug ins Viertelfinale war aber auch geprägt von kuriosen Begebenheiten wie der Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen Rudi Völler, der zur Verblüffung aller im WM-Achtelfinale 1990 ebenso wie der Niederländer Rot sah. Vor vier Jahren in Bloemfontein übersah Schiedsrichter Jorge Larrionda ein reguläres Tor des Engländers Frank Lampard und bewahrte die DFB-Elf damit vor dem Ausgleich.

Die deutschen Achtelfinalspiele bei Weltmeisterschaften im Überblick:

17. Juni 1986 in Monterrey - 1:0 (0:0) gegen Marokko, Tor: Matthäus (88.)

Bei mörderischen 34 Grad quält sich Franz Beckenbauers Elf 87 Minuten lang über die Runden, ohne den Abwehrriegel der Nordafrikaner knacken zu können. Dann wendet Lothar Matthäus mit einem Freistoß aus gut 30 Metern die drohende Verlängerung ab. Dabei rutscht er beim Schuss sogar noch weg. Nach dem erzitterten Erfolg schafft es das DFB-Team bis ins Endspiel, wo Diego Maradonas Argentinier zu stark sind.

24. Juni 1990 in Mailand - 2:1 (0:0) gegen Niederlande, Tore: Klinsmann (51.), Brehme (82.) - Ronald Koeman (89./Foulelfmeter)

Spuckaffäre, Doppel-Rot und Klinsmann-Gala: Das Duell gegen Europameister Niederlande wird zum Fußball-Thriller. Nachdem „Lama“ Frank Rijkaard und der völlig perplexe Rudi Völler Rot gesehen haben, ist Platz für Jürgen Klinsmann, der das Spiel seines Lebens liefert. Der Schwabe und Andreas Brehme machen mit ihren Toren den Erfolg gegen den Erzrivalen perfekt. Am Ende steht der dritte WM-Titel.

2. Juli 1994 in Chicago - 3:2 (3:1) gegen Belgien, Tore: Völler (6./40.), Klinsmann (11.) - Grün (8.), Albert (90.)

Rudi Völler feiert zwei Jahre nach seinem Abschied aus der DFB-Elf ein glanzvolles Comeback. Im besten deutschen Turnierspiel trifft der Oldie doppelt, Jürgen Klinsmann, mit fünf Toren bester deutscher Schütze in den USA, erzielt Treffer Nr. drei. Doch die aufkeimenden Hoffnungen im deutschen Lager werden enttäuscht: Im Viertelfinale gegen Bulgarien endet für Berti Vogts' Team die USA-Reise.

29. Juni 1998 in Montpellier - 2:1 (0:0) gegen Mexiko, Tore: Klinsmann (75.), Bierhoff (86.) - Hernández (47.)

Mehr als eine Stunde lang bekommen Berti Vogts' in die Jahre gekommene EM-Helden von 1996 kaum ein Bein auf den Boden. Nach dem 0:1 durch Luis Hernandez droht gar der erste Achtelfinal-K.o. Doch auf die deutsche Kampfkraft ist Verlass. In der 86. Minute köpft Oliver Bierhoff das Siegtor für die DFB-Elf. Der Turnier-K.o. ist damit aber nur aufgeschoben: Mit dem 0:3 gegen Kroatien ist Schluss.

15. Juni 2002 in Seogwipo - 1:0 (0:0) gegen Paraguay, Tor: Neuville (88.)

Und wieder verhilft ein spätes Tor zum Glück. In Deutschland ist es noch früh am Morgen, als Oliver Neuville in der 88. Minute zum verdienten Erfolg gegen die Maurermeister aus Südamerika trifft. Spielerisch enttäuschen Rudi Völlers Schützlinge, die mit weiteren 1:0-Erfolgen gegen die USA und Südkorea ins Endspiel vorstoßen. Dort patzt ausgerechnet der bis dahin überragende „Titan“ Oliver Kahn.

24. Juni 2006 in München - 2:0 (2:0) gegen Schweden, Tore: Podolski (4./12.)

Es ist der große Tag des Lukas Podolski. Wie aufgezogen wirbelt der Kölner die Abwehr der Skandinavier durcheinander und entscheidet die Partie schon in den ersten zwölf Minuten für Jürgen Klinsmanns Elf. Trotz Volldampf-Fußball bleiben weitere Tore für das Team um Regisseur Michael Ballack aus. Das Sommermärchen endet zehn Tage später im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Italien.

27. Juni 2010 in Bloemfontein - 4:1 (2:1) gegen England, Tore: Klose (20.), Podolski (32.), Müller (67./70.) - Upson (37.)

Ein Jungstar aus München und der Schiedsrichter aus Uruguay sind die Hauptfiguren beim höchsten deutschen Achtelfinal-Sieg. Thomas Müller trifft doppelt gegen die Three Lions, aber auch Jorge Larrionda hilft mit. Der Referee versagt den Engländern ein reguläres Tor, als der Ball bei Frank Lampards Schuss hinter der Linie aufspringt. Späte Rache für Wembley 1966? Deutschlands Siegeszug endet gegen Spanien.

30.06.2014 in Porto Alegre: Deutschland - Algerien (22.00 MESZ)

Deutschland ist weiterhin bei allen seit 1986 ausgetragenen WM-Achtelfinalspielen vertreten. Nach einem 1:0 gegen die USA im letzten Vorrunden-Spiel trifft das DFB-Team in Porto Alegre auf Algerien.