Schwellender Disput DFB will Erdogan-Affäre nach WM aufklären

Moskau (dpa) - Der Deutsche Fußball-Bund will die Erdogan-Affäre von Mesut Özil und Ilkay Gündogan und ihre Folgen nach der Fußball-WM in Russland aufklären.

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„Natürlich werden auch die Fragen, die aufgekommen sind rund um dieses Foto mit Ilkay Gündogan und Mesut Özil nach der Weltmeisterschaft auch noch gestellt werden“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch bei einem Besuch des Goethe-Instituts von Moskau. „Und diese Fragen verdienen dann auch eine Antwort.“

Die DFB-Spitze um Präsident Reinhard Grindel hatte am Freitag das deutsche Fanlager in der russischen Hauptstadt besucht - auch dort waren die Fotos der beiden Premier-League-Profis mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ein Thema. Dadurch seien „viele Gefühle angesprochen worden bei sehr, sehr vielen Menschen in Deutschland“, sagte Koch. „Das haben wir auch im Fanlager erkannt.“

Der Verbandsvize verglich die Situation vor Turnierstart in einer längeren Metapher mit einer „großen, noch nicht vollständig geklärten Streitfrage“ in einer Familie, deren Kinder vor einer Examensprüfung stehen. „Dann wird jeder Vater, jede Mutter sagen: Jetzt wollen wir erst eine Umgebung schaffen, dass sich die Kinder voll auf die Uni konzentrieren können, um eine gute Note zu erzielen“, sagte Koch.

Die deutsche Nationalmannschaft startet am Sonntag (17.00 Uhr) in Moskau gegen Mexiko in die WM. „Ich will ganz generell sagen, dass unsere Fans absolut den Sport am Sonntag im Mittelpunkt sehen und ohne Ausnahme hinter der Mannschaft stehen“, berichtete Grindel von dem Treffen mit den Anhängern des Nationalteams.

Seine Aussage, dass die Ursachen der jüngsten Pfiffe von deutschen Fans gegen Gündogan „wesentlich tiefer“ liegen und über die Spieler hinausgehen, erläuterte Grindel mit dem Hinweis auf die gesamtgesellschaftliche Situation. „Ich glaube, dass die aktuellen innenpolitischen Vorgänge in Deutschland zeigen, dass offenbar die Politik bei dem Thema Integration sieht, dass die Bevölkerung die Erwartung hat, dass man hier eindeutig handelt“, sagte der DFB-Chef.