Dreimal Shaqiri: Schweiz in K.o.-Runde
Manaus (dpa) - Xherdan Shaqiri hat rechtzeitig seine Gala-Form entdeckt. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern München erzielte alle drei Tore zum 3:0 (2:0) der Schweizer bei der schweißtreibenden „Dschungelprüfung“ in Manaus gegen Honduras und sorgte fast im Alleingang für den Achtelfinal-Einzug.
Dort wartet auf Trainer Ottmar Hitzfeld in São Paulo ein großes Duell mit Lionel Messi und dem zweimaligen Weltmeister Argentinien. Für Außenseiter Honduras ist dagegen bei der dritten WM-Teilnahme wie 1982 und 2010 in der Vorrunde Endstation.
„Xherdan Shaqiri ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Ich habe ihn auch gegen Frankreich nicht so schlecht gesehen, wie er gemacht wurde. Er hat das Spiel angekurbelt und das Vertrauen zurückgezahlt“, sagte Hitzfeld, der nach dem Spiel gleich zum Matchwinner ging und ihn zur starken Vorstellung beglückwünschte. Shaqiri schnappte sich indes den Ball als Andenken. So pflegt es gewöhnlich auch Messi nach drei Toren zu machen, der Superstar ist auch der nächste Schweizer Gegner. „Argentinien ist der Favorit. Wir haben nichts zu verlieren. Im Achtelfinale ist alles möglich“, ergänzte Hitzfeld.
Für seinen Kollegen Luis Fernando Suarez ist dagegen die Amtszeit bei Honduras beendet. Der Coach, der seit 2011 die Verantwortung trug, erklärte kurz nach dem Spiel seinen Rücktritt. „Ich bin traurig, dass wir es nicht geschafft haben. Die Entscheidung zurückzutreten, habe ich vor fünf Minuten gefällt.“
Shaqiri war nicht nur wegen seiner Tore in der 6., 31. und 71. Minute der Dreh- und Angelpunkt im Schweizer Spiel. Der pfeilschnelle Techniker war bei Temperaturen von fast 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 79 Prozent sehr präsent und fast an jedem guten Angriff beteiligt. Damit schafften es die Eidgenossen, die fünf Tage zuvor beim 2:5 gegen Frankreich noch böse untergangen waren, nach acht Jahren wieder ins Achtelfinale. Denn Gruppensieger Frankreich leistete gegen Ecuador Schützenhilfe.
Im letzten Vorrundenspiel zeigten die Schweizer ihre beste Leistung. Zwar hinterließ die Hintermannschaft um den Hamburger Johan Djourou erneut nicht den sichersten Eindruck, was gegen die harmlosen Mittelamerikaner aber nicht so zum Tragen kam. Dafür harmonierte die Offensive prächtig. Insbesondere Shaqiri und der zukünftige Leverkusener Josip Drmic präsentierten sich als kongeniales Duo.
Bereits nach nicht einmal zwei Minuten hatte Shaqiri nach Zuspiel von Drmic die Chance zur Führung, doch Torhüter Noel Valladares wehrte den Schuss aus drei Metern per Fuß ab. Vier Minuten später war der Keeper aber geschlagen, als der Bayern-Star aus 18 Metern abzog und in den Winkel traf. Danach hatte aber auch Hitzfeld, der im weißen Hemd an der Seitenlinie stand, einige sorgenvolle Momente zu überstehen. Denn seine Mannschaft überließ Honduras all zu sehr die Spielkontrolle und hatte dabei Glück, dass Brayan Beckeles bei einem Drehschuss nicht genau zielte (22.).
So dauerte es eine gewisse Zeit, ehe die mit sieben Bundesligaprofis angetretenen Schweizer zurück im Spiel waren - und gleich wieder trafen. Begünstigt durch einen Fehler von Victor Bernandez leitete Drmic den Ball auf Shaqiri weiter, der sich die Chance nicht nehmen ließ und als erster Schweizer seit Josef Hügi 1954 mehrmals in einem WM-Spiel traf.
Das zweite Tor hatte für die Hitzfeld-Mannschaft befreiende Wirkung, kurz nach der verordneten Trinkpause hätte Drmic noch vor der Pause für Beruhigung sorgen können. Doch zweimal vergab der Torjäger - diesmal auf Vorarbeit von Shaqiri - aus bester Position (43. und 45.+2).
Mit Beginn der zweiten Halbzeit drehte Honduras, das die Hitzfeld-Elf vor vier Jahren in Südafrika mit dem 0:0 noch geärgert hatte, mächtig auf. Dabei verfehlte Jerry Bengtsson bei einem Flugkopfball knapp den Ball und damit wohl auch das Anschlusstor (49.). Kurz darauf war der Wolfsburger Keeper Diego Benaglio schon geschlagen, als er von Bengtsson umkurvt wurde, doch Ricardo Rodriguez klärte mit einer Fußabwehr auf der Linie (52.). Auf der Gegenseite hatte Shaqiri eine weitere gute Chance (59.) und natürlich war es auch der 22-Jährige, der für die endgültige Entscheidung sorgte.