Russlands Coach Capello: „Unterschätze Algerien nicht“
Curitiba (dpa) - Einen Tag vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel von Russland hat sich Fabio Capello dann doch gezwungenermaßen geäußert. Bei der offiziellen Pressekonferenz vor dem Gruppenfinale gegen Algerien versicherte der Trainer: „Ich unterschätze Algerien nicht.
Wir respektieren sie sehr.“
Der Gegner sei sehr gut organisiert und habe bemerkenswerte Spieler. Zugleich präsentierte sich der italienische Taktikfuchs zuversichtlich: „Wir haben ein starkes Team. Wir müssen ihre Schwachstellen ausnutzen.“
Im Vorfeld schien es so, als ob es Capello die Sprache verschlagen habe. Kein Wort zu einem eventuellen taktischen Wechsel am Donnerstag. Keine Auskunft dazu, ob Rekord-Torschütze Alexander Kerschakow diesmal von Beginn auflaufen darf. Der 68-jährige Altmeister ließ selbst seine Spieler im Unklaren. „Die Startelf bestimmt der Trainer. Zu dem Turnier sind 23 Spieler gereist. Und aus ihnen wählt der Trainer aus, mit wem er spielt“, sagte Alexander Samedow.
Für den zweiten Platz in der Gruppe H braucht Russland einen Sieg gegen die zuletzt furiosen Algerier. Diesen würde schon ein Remis genügen, wenn Südkorea nicht gegen die bereits für das Achtelfinale qualifizierten Belgier hoch gewinnt. Die bisher dürftigen Auftritte der Russen haben in der Heimat für Verdruss gesorgt. Forderungen nach dem bei dieser WM von anderen Teams praktizierten Offensiv-Fußball mehren sich. „Im Finale mit Algerien möchte ich von der russischen Mannschaft mehr Angriffsfußball sehen“, erklärte der einstige Nationalspieler Maxim Bokow.
Capello sagte nun, Russland werde auf alle erdenkliche Art versuchen zu gewinnen. „Das haben wir auch gegen Belgien und Südkorea getan.“ Gegen die bereits qualifizierten Belgier verlor die „Sbornaja“ unglücklich am Schluss, gegen die Asiaten gab es ein 0:0. Er erinnerte aber auch daran, dass Russland seit zwölf Jahren wieder erstmals bei einer WM vertreten ist: „Das dürfen wir nicht vergessen. Wir haben einen Schritt voran gemacht, aber es geht nicht alles über Nacht.“
Kapitän Wassili Beresuzki bezeichnete die Nordafrikaner als sehr diszipliniert und sehr schnell. „Aber wir wissen um unsere Verantwortung für unser Land“, sagte der Abwehrchef vor der entscheidenden Partie in der Arena da Baixada.
Als WM-Ziel hatte Capello das Viertelfinale genannt, nun ist selbst das Minimalziel in Gefahr. Das WM-Schicksal seiner Landsleute Cesare Prandelli, der nach dem Aus mit Italien bereits zurückgetreten ist, und Alberto Zaccheroni, der mit Japan scheiterte und ebenfalls abtrat, möchte er auf jeden Fall vermeiden.
Die Russen denken nur an Algerien, die Afrikaner dagegen schon ans mögliche Achtelfinale gegen Deutschland. „Dieses Team verdient es, weiterzukommen“, sagte Sofiane Feghouli vom FC Valencia: „Wir wollen es besser machen als die Generation 1982.“ Seinerzeit hatte die „Schande von Gijon“ - ein unwürdiges 1:0 der DFB-Auswahl gegen Österreich - das Weiterkommen Algeriens verhindert.
Trainer Vahid Halilhodzic streifte dieses Skandalspiel nur kurz: „Es war ein toller Erfolg“, lobte er den Auftritt der damaligen algerischen Helden. Diesmal hat es das Team selbst in der Hand, ins Achtelfinale einzuziehen. „Es kann zu einem historischen Moment kommen. Diese Chance kommt vielleicht nie mehr“, unterstrich der Coach und sprach vom „wichtigsten Match für Algerien und mich“.
„Es ist ganz einfach. Wir müssen gewinnen, so ist der Fußball“, sagte Kapitän Madjid Bougherra. Und Yacine Brahimi, einer der Torschützen vom 4:2 gegen Südkorea, ergänzte: „Das Spiel ist wie ein kleines Finale. Wenn wir so spielen wie gegen Südkorea, gewinnen wir.“