Ghanas WM-Spieler warten weiter auf ihr Geld
Brasília (dpa) - Auch wenige Stunden vor dem entscheidenden WM-Gruppenspiel gegen Portugal haben Ghanas Fußball-Nationalspieler noch auf das vom Verband versprochene Geld gewartet.
„Es stimmt, es gibt das Problem mit dem Geld, es soll hoffentlich in zwei bis drei Stunden erledigt sein“, sagte Trainer Kwesi Appiah am Mittwoch in Brasília. „Es sollte schon lange erledigt sein. Es ist gut, dass die Regierung sich eingeschaltet hat.“
Angesichts der teaminternen Zerwürfnisse hat Ghanas Fußballverband GFA bei der FIFA um einen Preisgeld-Vorschuss gebeten. „Diese Anfrage wird zurzeit von der FIFA geprüft“, teilte Weltverbandssprecherin Delia Fischer am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Mit den FIFA-Geldern planen die Westafrikaner offenbar, die ausstehenden Forderungen der Spieler begleichen zu können.
Die WM-Prämien der Spieler sollen nach Angaben des Verbandes auf Vermittlung der Regierung in Brasilien bar ausgezahlt werden. Nach dem Trainingsboykott am Dienstag wollen die Spieler auf jeden Fall am Donnerstag (18.00 Uhr MESZ/ZDF info) gegen Portugal auflaufen. „Wir haben keine Option, nicht aufs Feld zu gehen“, sagte Mittelfeldspieler Christian Atsu: „Es ist nicht so, dass wir nicht spielen, wenn wir kein Geld bekommen.“
Der Coach wirkte verzweifelt und berichtete von einer schlaflosen Nacht, zeigte aber auch Verständnis. „Jedes Land bezahlt seine Spieler, es ist ja kein Bonus“, erklärte der ehemalige Nationalspieler: „Es ist ein Recht der Spieler. Die FIFA zahlt viel Geld. Das ist genau das Geld, um das es geht.“
Nach wochenlangem Warten und einem erneuten Trainingsboykott sollen Ghanas Spieler ihre WM-Antrittsgagen nach Angaben des Fußballverbandes GFA zügig erhalten. Verband und Regierung hatten ihnen vor WM-Beginn eine Festzahlung von 75 000 US-Dollar pro Spieler versprochen. Nach Berichten einheimischer Medien sollen die Profis jetzt sogar 100 000 US-Dollar erhalten. Der Coach wollte sich dazu nicht äußern: „Die Spieler bringen mich um, wenn ich das verrate.“
Die zuständigen Finanzbehörden machten darauf aufmerksam, dass das eingeführte Geld bei der Einreise deklariert werden müsse. „Das gilt aber für jeden Betrag über 10 000 Reais (rd. 3300 Euro)“, sagte eine Sprecherin auf dpa-Anfrage in Brasília. Dabei gehe es aber nur um die Deklarierung und nicht etwa um Steuerfragen.
Die GFA bestätigte nur, dass sich Staatspräsident John Dramani Mahama persönlich eingeschaltet und eine Eskalation unter den enttäuschten Spielern verhindert habe. Am Dienstagnachmittag hatte es einen erneuten Trainingsboykott gegeben. Die für 18.00 Uhr (Ortszeit) in Brasília angesetzte Übungseinheit ließen die Ghanaer platzen, bestätigten der Trainer und ein Sprecher des lokalen Organisationskomitees am Mittwoch.
„Es gibt viele Dinge, die uns beschäftigen“, sagte Atsu und berichtete: „Wir hatten ein Meeting mit dem Verband. Wir müssen jetzt alles hinter uns lassen.“ Wie sie das Geld überhaupt transportieren und sichern wollen, wurde der in Arnheim spielende Profis gefragt: „Das ist eine schwierige Frage“, antwortete er lachend: „Wir behalten es in unseren Taschen. Wir schließen einfach alles ab. Wir werden das Geld später in unser Land transferieren.“