Edmund Conens Rekord von 1934 unübertroffen
Hannover (dpa) - Ein lupenreiner Hattrick sorgte für einen furiosen Auftakt. Edmund Conen erzielte im ersten WM-Spiel einer deutschen Nationalmannschaft auf Anhieb drei Tore und leitete damit eine bemerkenswerte Erfolgsstory für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein.
Der Dreierpack, der dem 19-jährigen Mittelstürmer des FV Saarbrücken am 27. Mai 1934 beim 5:2 gegen Belgien gelang, ist bis heute deutscher WM-Rekord. Mehrmals wurde die Bestmarke in 80 Jahren eingestellt, niemals jedoch übertroffen.
Das Achtelfinale des zweiten WM-Turniers 1934 in Italien - bei der Premiere vier Jahre zuvor in Uruguay hatte Deutschland gefehlt - war zudem den Auftakt für eine beispiellose Serie. Wenn am 16. Juni die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw in Salvador gegen Portugal ihr erstes Gruppenspiel bestreitet, ist es das 100. WM-Spiel für den DFB überhaupt. Mehr Endrundenspiele weist kein anderes Land auf. Selbst Rekordweltmeister Brasilen erreicht die runde Bestmarke erst wenige Tage später mit der Partie gegen Kamerun am 23. Juni.
So leicht, wie es das Ergebnis vermuten lässt, fiel der DFB-Auswahl der Premierensieg im Stadio Giovanni Berta in Florenz aber nicht. Reichstrainer Otto Nerz hatte einen Kader mit einem Durchschnittsalter von 23,4 Jahren für das Weltturnier im faschistischen Italien nominiert. Das ist bis heute die jüngste DFB-Elf einer Endrunde. Der Düsseldorfer Stanislaus „Tau“ Kobierski brachte mit dem ersten deutschen WM-Tor nach 25 Minuten den Favoriten in Führung, doch bei Halbzeit lagen zur Verwunderung der 8000 Zuschauer die Belgier mit 2:1 vorn.
Das löste eine hitzige Kabinen-Diskussion aus. „Lassen sie mich mal auf eigene Faust spielen“, soll Conen zum Trainer gesagt haben. „Mach was du willst“, antwortete der genervte Nerz. Und das tat der elegante und technische versierte Angreifer in brillanter Manier. Nach dem Ausgleich durch den Mannheimer Otto Siffling stellte Conen mit seinen drei Treffern in der 66., 70. und 87. Minute den ersten WM-Sieg für Deutschland praktisch im Alleingang sicher.
Das Auftaktmatch beflügelte die DFB-Team zu einer unerwartet starken Turnier-Leistung. Im Spiel um Platz drei wurde sogar das Wunderteam aus Österreich sensationell mit 3:2 geschlagen. Auch in dieser Partie erzielte der schlaksige Ballakrobat Conen einen Treffer. Mit vier WM-Toren verpasste der 1990 verstorbene Mittelstürmer nur knapp die Torjägerkrone hinter dem Tschechen Oldrich Nejedly, dem fünf Tore zugesprochen wurden.
Conens Treffsicherheit war auch nach der WM enorm. Er schoss 27 Tore in 28 Länderspielen. Seinen Rekord aus dem ersten WM-Spiel haben nach dem 2. Weltkrieg mehrere deutsche Top-Stürmer wiederholt. Max Morlock (1954/7:2 gegen die Türkei), zweimal Gerd Müller (1970/5:2 gegen Bulgarien, 3:1 gegen Peru), Karl-Heinz Rummenigge (1982/4:1 gegen Chile) und zuletzt Miroslav Klose (2002/8:0 gegen Saudi-Arabien) gelangen ebenfalls drei Tore in einem WM-Match. Dass in Brasilien die Quote erstmals übertroffen wird, gilt als eher unwahrscheinlich.