Gelobter Weidenfeller WM-bereit
St. Leonhard (dpa) - Sein Ehrgeiz ist riesengroß. Möglichst „mit dem Cup“ in der Hand möchte Roman Weidenfeller Mitte Juli nach Deutschland zurückkehren.
Trotz aller Diskussionen um eine rechtzeitige Gesundung von Stammtorwart Manuel Neuer sieht der 33 Jahre alte Dortmunder seine Aufgabe bei der Fußball-WM nur als Helfer, allerdings als hochmotivierter Helfer. „Ich habe immer gesagt, dass ich Manu unterstütze. Das tue ich auch, wenn er jetzt angeschlagen ist“, erklärte Weidenfeller zum Abschluss des Trainingslagers in Südtirol und betonte: „Es bringt nichts, wenn wir hier einen Torwartkampf vom Zaun brechen.“
Selten in der Geschichte der Nationalmannschaft hat man eine so positiv engagierte Nummer 2 erlebt. Noch in bester Erinnerung ist das Hauen und Stechen zwischen Jens Lehmann und Oliver Kahn vor dem WM-Sommermärchen 2006 in Deutschland. Dem gereiften Weidenfeller fällt es nach eigenen Angaben dagegen „unglaublich leicht“, seine Individualität in den Dienst der Mannschaft zu stellen. „Ich sehe das mit einer gewissen Gelassenheit“, sagte Weidenfeller zu seinem Ehrgeiz im Duell mit Manuel Neuer: „Wir gehen alle davon aus, dass er in zwei Wochen im Tor steht.“
Auch Löw ist davon überzeugt, dass Welttorhüter Neuer bis zum WM-Start am 16. Juni in Salvador gegen Portugal seine Schulterverletzung auskuriert hat. Schon bei der WM-Generalprobe am kommenden Freitag in Mainz gegen Armenien könnte Neuer wieder ins Tor rücken, kündigte der Bundestrainer überraschend an. Zuvor soll der 45-malige Nationalkeeper zusammen mit seinen Vereins-Kollegen Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger unter Leitung von Bundestorwartcoach Andreas Köpke in München weiter an der Fitness arbeiten.
Falls die jetzt positiven Prognosen bei Neuer doch nicht aufgehen sollten, stünde Weidenfeller bereit. „Wenn diese Dinge passieren, hätte ich überhaupt keine Zweifel“, betonte Löw und lobte den Torwartroutinier überschwänglich. „Er ist ein Torhüter mit unglaublich guter Qualität, mit wahnsinnig guter Ausstrahlung und Präsenz auf dem Platz“, schilderte der Chefcoach seine Eindrücke auch aus den Tagen im Passeiertal. Weidenfeller würde aber nicht nur in den Trainingseinheiten mit Athletik und Reaktionsschnelligkeit glänzen. „Er ist auch menschlich ein absoluter Gewinn“, betonte Löw.
Schon nach Weidenfellers Einladung in den Elitekreis Ende vergangenen Jahres mit dem ersten Einsatz beim 1:0 in England hatte der Bundestrainer sein Bild vom Dortmunder korrigiert. Jetzt werden beide froh sein, dass sie die Tür nach einigen Differenzen zuvor gegenseitig noch nicht zugeschlagen hatten. „Es kribbelt natürlich in den Fingern, weil ich sowas noch nicht erlebt habe“, beschrieb der von vielen Champions-League-Spielen gestärkte Weidenfeller die Vorfreude auf seine WM-Premiere. Und Löw weiß: Da ist ein Ersatzmann bereit, der seine Rolle bestens annimmt.