Nach WM-Achtelfinale-Aus „Elend“ um Trainerfrage in Argentinien - Sampaoli bleibt
Buenos Aires (dpa) - Die Aufarbeitung des kläglichen WM-Auftritts von Argentinien entwickelt sich immer mehr zur nächsten großen Peinlichkeit. Nach einem Gipfeltreffen in Ezeiza bei Buenos Aires steht zunächst nur fest: Jorge Sampaoli bleibt vorerst Trainer.
Ende des Monats soll das Exekutivkomitee des argentinischen Fußball-Verbands die Situation bewerten. „Es ist nur eine Pause. Die Geschichte von Verstrickungen, Unsinn und Lügen wurde nicht beendet“, schrieb die Zeitung „La Nacion“. „Dieses ganze Elend und die Weiterbeschäftigung des Trainers kostet nur wertvolle Tage für den dringend notwendigen Neuaufbau der Nationalmannschaft“, wetterte die Sportzeitung „Olé“.
Keine Entlassung durch den Verband, keine klare öffentliche Position durch Verbandschef Claudio Tapia und dessen Stellvertreter Daniel Angelici. Und auch kein Rücktritt von Sampaoli, wobei dieser auch am wenigsten zu erwarten war bei der rund einstündigen Zusammenkunft. Einem informativen Treffen, wie es danach inoffiziell hieß. Man habe Sampaoli auch nicht aufgefordert zu gehen, hieß es weiter.
Immerhin kam man bei dieser Zusammenkunft aber auch zu dem Ergebnis, dass Sampaoli Ende des Monats die U20 des Landes bei einem Turnier in Spanien betreuen soll. Besonders bemerkenswert ist daran, dass der 58-Jährige die Junioren als Ersatz für Sebastián Beccacece übernimmt. Dieser hatte nach der WM seinen Vertrag mit der AFA - wie zwei weitere Mitarbeiter aus dem Stab des Chefcoachs - aufgelöst.
Beccacece war einer von Sampaolis wichtigsten Assistenten bei der WM. Medienberichten zufolge war es zwischen den beiden aber zu einem Zerwürfnis gekommen. Öffentlich darüber reden wollte Beccacece nicht. „Was ich ihm zu sagen hatte, habe ich ihm ins Gesicht gesagt“, betonte der 37-Jährige bei seiner Vorstellung als neuer Trainer von CSD Defensa y Justicia aus der Provinz Buenos Aires.
Bei einer Entlassung Sampaolis in diesem Jahr würde Medienberichten zufolge eine Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe fällig werden. Sampaoli war vom Verband vor gut einem Jahr aus seinem bis diesen Sommer laufenden Vertrag beim spanischen Erstligisten FC Sevilla herausgekauft worden.
Die aktuelle Lage um die Nationalmannschaft des zweimaligen Weltmeisters Argentinien scheint festgefahren. Mitarbeiter, die von Sampaoli abrückten. Rücktritte von altgedienten Akteuren wie Wortführer Javier Mascherano. Spieler, die sich bei allen bedankten nach der missglückten WM, nur nicht bei Sampaoli. Und ein Kapitän Lionel Messi, von dem seit dem 3:4 im Achtelfinale vor rund anderthalb Woche nichts zu sehen und nichts zu hören ist. Ob er mit 31 Jahren seine Karriere im Nationaltrikot beendet oder nicht - keiner weiß es.
Er dürfte allen voran abwarten, wie es auf dem Posten des Cheftrainers weitergeht. Medienberichten zufolge war es im WM-Camp bereits zu einer Entmachtung Sampaolis durch Messi und die Mannschaft gekommen.
Tapia hatte daraufhin in einer rund fünfminütigen Brandrede im WM-Camp in Bronnizy den Medien Lügerei vorgeworfen und an den Patriotismus der Berichterstatter appelliert. Laut einer jüngsten Umfrage von „La Nacion“ wünschen sich aber nicht nur 86 Prozent der Teilnehmer eine Absetzung Sampaolis, sondern 87 Prozent stimmten auch noch für das Ende von Tapia als Verbandschef.