„Gaucho“-Legende Kempes: Messi kann nicht alles richten

Rio de Janeiro/Miami (dpa) - Argentiniens 78er-WM-Held Mario Kempes spricht in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa über die Bedeutung von Lionel Messi in der Nationalelf bei der WM in Brasilien.

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Der Profi des FC Barcelona könne zwar vieles richten, aber nicht alleine eine Partie entscheiden, sagte der mittlerweile 59-Jährige. Der eigentliche Chef ist für Kempes ein anderer.

Mario Kempes, die WM 1978 war Ihre WM, die WM 1986 war die WM Maradonas. Wird die WM 2014 die WM Messis?

Mario Kempes:Hoffentlich. Er wird sich unter Druck fühlen, denn einige glauben, dass alles damit getan ist, ihm den Ball zu geben. Und das ist ein großer Irrtum. Gut, er ist der beste Spieler der Welt. Er kann in einem Spiel eine schwierige Situation klären. Dass er aber im Alleingang eine Weltmeisterschaft gewinnt, ist unmöglich.

Argentinien hat talentierte Angreifer. Würden Sie darauf setzen, immer ein Tor mehr zu erzielen als der Gegner?

Kempes:Es gibt Spiele, da klappt alles. Bei anderen ist es so, als wäre man mit dem linken Bein zuerst aufgestanden. Du schießt 20 Mal aufs Tor und 20 Mal geht der Ball vorbei. Die anderen schießen einmal auf dein Tor und landen einen Treffer. Man sollte nicht auf einzelne Protagonisten, sondern auf das Team und den Teamgeist setzen.

Aber braucht man nicht auch einen Anführer?

Kempes:Ja, der ist notwendig. Heute würde ich sagen, dass der einzige, der mal laut werden kann und auch gehört wird, (Javier) Mascherano ist. Messi mag der Beste der Welt sein und ein großes Gewicht (im Team) haben. Dass er aber lautstark das Wort ergreift, sehe ich nicht.

Wie haben Sie Messis Saison beim FC Barcelona gesehen?

Kempes:Da waren Höhen und Tiefen. Diese Verletzung Ende Dezember ist ihm hoffentlich gelegen gekommen. Denn er ist mit viel Elan und auch frischer zurückgekehrt. Diese Pause, die der Körper nötig hat, war ihm in den vergangenen Saisons nicht vergönnt gewesen.

Abgesehen von den Verletzungen hat Messis Einstellung in einigen Spielen überrascht.

Kempes:Ja, er wirkte apathisch. Es scheint, als gebe es Partien, die er nicht spielen möchte und andere, die er mit viel Biss angeht. Als suchte er sich die Spiele aus.

ZUR PERSON:Mario Kempes, genannt „El Matador“, trug bei der WM in seiner Heimat Argentinien die Nummer 10. Letztlich machten ihn drei Doppelpacks zum erfolgreichsten Torschützen des Turniers, das während der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) gespielt wurde. Heute ist er als TV-Sport-Kommentator tätig.