Glosse: Die erste deutsche WM-Pleite
Als Jürgen Klinsmann 2008 Trainer beim FC Bayern München wurde, stellte er den Club auf den Kopf und vier große Buddhas auf die Dachterrasse an der Säbener Straße. Man wolle auf diese Weise ein Energiefeld aufbauen, sagte der Mann aus Schwaben, das den „Spielern viel Spaß macht“.
Die Segnung des Erlebens fortschreitender Zeit lässt uns heute jene erfrischende Geisteshaltung des Rookies von einst resümieren: Das Ding ist voll in die Hose gegangen.
Buddhas auf dem Dach, Pleiten auf dem Platz, Häme hier, Prügel dort. Am Ende jagte Uli Hoeneß Klinsmann vom Hof — und die Buddhas vom Dach. Was danach mit ihm (also Hoeneß) geschehen ist, ist weithin bekannt. Vieles ist in der Fußball-Welt schnell vergänglich, manches fix vergessen, anderes kehrt wieder.
So der Buddha.
Strahlend weiß steht er nun da auf dieser Hotelterrasse im Südtiroler Passeiertal, ist das Zentrum inmitten von 75 Wohlfühloasen, die der DFB für seinen WM-Tross geblockt hat. Gastgeber Helga und Richard Fink versprechen, dem „deutschen Team positive Energie aus dem Passeiertal mitzugeben“. Da ist sie wieder, diese Energie. Diese gefährliche.
Wir fürchten: Der Buddha von St. Leonhard ist ein herzliches Geschenk an die Finks und ein kluger Schachzug eben jenes schwäbischen Bäckersohns, den der Buddha selbst zu Ruhe und Erleuchtung hat kommen lassen. Der Buddha von St. Leonhard ist sozusagen die erste taktische Maßnahme des US-Trainers Klinsmann vor dem Gruppenspiel der USA gegen Deutschland am 26. Juni in Recife. Und eine Lösung nicht in Sicht: Wer den Buddha stehen lässt, verliert. Wer ihn wegräumt, geht ins Gefängnis.