„Götter!“ - Rehhagels Erben stehen im Achtelfinale

Fortaleza (dpa) - Glücklich grinsend dachte Griechenlands Trainer Fernando Santos nach dem Last-Minute-Ticket fürs Achtelfinale an seinen Vorgänger Otto Rehhagel.

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„Dieses Team hat sich seit 2004 stark verändert. Rehhagel hat einen sehr guten Job gemacht. Davor hat Griechenland immer um nichts gespielt, ob sie verloren oder gewonnen haben, war egal. Es gab kein Ziel. Aber Rehhagel hat das verändert, er hat ihnen ein Ziel gegeben“, sagte Santos in Fortaleza über den Europameister-Trainer von 2004 - dessen sportliche Erben Hellas nach dem 2:1 gegen die Elfenbeinküste erstmals in der WM-Geschichte in die Runde der besten 16 Teams gebracht haben. „Ihr seid Götter!“, titelte die Zeitung „Protathlitis“ am Tag nach dem historischen Erfolg.

Dort treffen Sokratis & Co. am Sonntag in Recife (22.00 Uhr/MESZ) auf Costa Rica - ein völlig unerwartetes Duell der Außenseiter. „Das ist ein großer Erfolg. Es ist ein großer Moment für die Griechen, aber es gibt auch ein Morgen. Wir müssen schon an das nächste Spiel denken, denn da haben wir gute Chancen“, sagte Borussia Dortmunds Verteidiger Sokratis am Dienstagabend (Ortszeit). Und ergänzte mit neuem Mut: „Wer die Vorrunde übersteht, für den ist alles möglich.“

Sokratis sprach die Worte in den Katakomben des Estádio Castelão zwar gut gelaunt, aber doch sachlich in die Diktiergeräte der Journalisten - im fast 8000 Kilometer entfernten Athen rasteten seine Landsleute dagegen völlig aus. Zehntausende strömten auf die Straßen, formierten sich zu Autokorsos oder tanzten singend und jubelnd durch die Nacht.

TV- und Radiosender unterbrachen ihr Programm, um vom „historischen Sieg“ zu berichten. „Griechenland schreibt weiter Geschichte!“, hieß es vom Nachrichtensender „Skai“. „Wir erleben einen neuen Traum“, urteilte „Eleftherotypia“ und sprach von der „bei weitem besten Leistung seit 2004“. Und sogar Regierungschef Antonis Samaras beglückwünschte die Mannschaft per Telegramm: „Gratulation! Ihr habt uns alle glücklich gemacht. Viel Glück!“

Ein wenig Fortune brauchten die Griechen zwar auch, um die Gruppe C in Brasilien auf Rang zwei abzuschließen. Denn Kolumbien erledigte im Parallelspiel seine Aufgabe und schickte Japan 4:1 nach Hause. Da aber Wilfried Bony die Führung durch Andreas Samaris nach 74 Minuten ausgeglichen hatte, sah es noch in der Nachspielzeit nach einem 1:1 aus. Damit wäre der Elfenbeinküste der zweite Platz sicher gewesen.

Dann aber fiel Georgios Samaras im Strafraum, Schiedsrichter Carlos Vera aus Ecuador pfiff, und der langjährige Profi von Celtic Glasgow schritt selbst zum Elfmeter-Punkt. „Ich habe nichts gedacht, sondern nur versucht, den Ball ins Netz zu schießen und unseren Leuten etwas Glück zu geben“, berichtete Samaras. „Ich bin so stolz auf unser Team. Wir hatten auch vor meinem Tor schon große Chancen, aber Latte und Pfosten waren dagegen“, sagte der Stürmer, dessen Vertrag bei den Schotten nicht verlängert wurde. Mitspieler Sokratis hatte volles Vertrauen in den Schützen: „Ich war mir sicher, dass Samaras den rein macht. Aber ich hatte auch ein bisschen Stress, wie alle Spieler.“

Danach aber wurde gefeiert. Fußball-Größen wie Spanien, Italien oder England schon k.o., aber „Super-Griechenland“ (Fachzeitung „Goal“) bei der WM weiter dabei - da wollte sogar Trainer Santos über die Stränge schlagen: „Ich habe schon zwei geraucht. Und ich werde ein oder zwei Bier trinken. Aber ich kann auch drei oder vier trinken.“