Goldene Generation: Spanien will würdevollen Abschied

Curitiba (dpa) - Als Lachnummer will sich der entthronte Titelverteidiger Spanien von der WM auf keinen Fall verabschieden.

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Gegen den krassen Außenseiter Australien strebt die kläglich gescheiterte „selección“ mit Macht einen Sieg an, um den eh schon ramponierten Ruf nicht völlig zu ruinieren. „„Wir wollen uns würdig mit einem Sieg verabschieden“x, versprach der erstmals zum Einsatz kommende Ersatzkeeper Pepe Reina in Curitiba. Verteidiger Raúl Albiol sagte: „Das ist eine WM und das ist genügend Motivation. Wir repräsentieren unser Land, unser Trikot. Es geht um unseren Stolz.“

Es geht aber auch um die Zukunft der abgesetzten Kicker-Könige. In der Heimat ist die Diskussion über die Alt-Stars längst in vollem Gang. Gut möglich, dass das bedeutungslos gewordene Spiel gegen die „socceroos“ am Montag (18.00 Uhr MESZ) zum letzten Schaulaufen einiger Protagonisten der sechsjährigen Regentschaft im Weltfußball wird.

Xavi ist aber nicht dabei. Trainer Vicente del Bosque teilte mit, der 34 Jahre alte Star des FC Barcelona habe „leichte muskuläre Probleme“. Es war erwartet worden, dass Xavi am Montag sein letztes Spiel für den entthronten Titelverteidiger bestreiten werde. Nun spricht einiges dafür, dass er keine Lust hat, da er am Samstag noch munter mittrainiert hatte. „Ob eine Partie mehr oder weniger ändert nichts an seinen Verdiensten“, würdigte der Coach den genialen Takt- und Ideengeber. Xavi werde immer eine große Anerkennung genießen.

Del Bosque gab zudem bekannt, dass Andrés Iniesta im Duell der beiden punktlosen Teams in der Gruppe B mitwirken werde. Der offensive Mittelfeldmann steht vor seinem 100. Länderspiel“. Reina soll für den etatmäßigen Keeper und Kapitän Iker Casillas im Tor stehen.

Viele Fans votieren für das Ende der goldenen Generation auf radikale Weise. In einer großen Umfrage des Sportblatts „Marca“ sprachen sich die Anhänger mehrheitlich für einen Abschied der einstigen Helden Xavi, Iker Casillas, Fernando Torres, David Villa, Xabi Alonso und auch von Erfolgscoach Vicente del Bosque aus.

In der Trainerfrage trifft aber wohl del Bosque die Entscheidung. Der 63 Jahre alte sympathische Schnauzbartträger wiederholte am Sonntag lächelnd, dass das Gruppenfinale nicht über seine Zukunft entscheide. Nach der Rückkehr - die Spanier fliegen noch am Spielabend heim - will del Bosque die Lage in Ruhe analysieren und mit der Verbandsspitze klären. „Wenn ich störe oder unbequem bin, werde ich gehen“, hatte er angekündigt. Sein Vertrag läuft noch bis 2016.

Bevor es zu den großen Aufräumarbeiten kommt, will das kläglich gescheiterte Spanien aber mit Würde abtreten. Die Partie sei für Spanien wichtig, auch wenn ihr Ausgang nicht mehr ausschlaggebend sei, betonte del Bosque: „Es ist ein WM-Spiel.“ Der Weltmeister ist nach seinen beiden Niederlagen gegen die Niederlande und Chile vorzeitig ausgeschieden.

Und es geht auch darum, das Turnier nicht ähnlich desolat wie die WM-Vorgänger Frankreich und Italien abzuschließen. Als jeweilige Gruppen-Schlusslichter waren die „Grande Nation“ 2002 mit null Toren und nur einem Zähler, die „Squadra Azzurra 2010 mit immerhin vier Toren und zwei Zählern sang- und klanglos ausgeschieden. „

Spanien habe in Brasilien nicht das Glück wie bei seinen letzten drei Titeltriumphen bei der EM 2008 und 2012 und der WM in Südafrika gehabt, sagte Keeper Reina. Verteidiger Juanfran erklärte: „Wir hatten vor dem Turnier große Träume. Aber die Gegner waren besser. Jetzt sind wir traurig.“

Gegen Australien wollen sich die Versager wenigstens etwas rehabilitieren. Wen del Bosque dazu neben Reina und Iniesta auserwählt, bleibt die große Frage. Einiges deutet darauf hin, dass sich der Trainer bei den drei Alternativen radikaler Schnitt, kosmetische Korrekturen oder doch die alte Stammformation für ein B-Team entscheidet.

Für Australien ist die Partie gegen den Weltmeister dagegen ein Höhepunkt. „Wir haben vermutlich den bisher besten Fußball unseres Landes seit langer Zeit gespielt“, sagte Mathew Leckie, der vom FSV Frankfurt zum FC Ingolstadt wechselt. „Hoffentlich gewinnen wir gegen Spanien, dann haben wir eine Menge bei dieser WM erreicht. Ein Sieg gegen den Weltmeister wäre ein Riesending für unser Land.“