Heimspiel: Chile, Kolumbien und Co. prägen die WM
Belo Horizonte (dpa) - Südamerikas Mannschaften erobern die WM. Chile hat das Achtelfinale schon erreicht, Kolumbien auch. Gastgeber Brasilien ist auf dem besten Weg.
Argentinien kann es mit einem Sieg gegen Außenseiter Iran am Samstag vorzeitig schaffen und Uruguay hat seinen Fehlstart mit einem triumphalen Auftritt gegen das Fußball-Mutterland England ausgebügelt. Bei den Spielen herrscht Heimspiel-Stimmung, Regierungschefs und -chefinnen nutzen die Nähe für einen Abstecher zum Daumendrücken.
In zehn Partien mit Beteiligung südamerikanischer Mannschaften gelangen den Teams aus Brasilien, Argentinien, Chile, Kolumbien, Uruguay und Ecuador sieben Siege, eine Partie endete Unentschieden (Brasilien-Mexiko 0:0) und zwei mit Niederlagen (Uruguay-Costa Rica 1:3, Ecuador-Schweiz 1:2). Ausgerechnet Gastgeber Brasilien schaffte als einziges südamerikanisches Team bis zum Freitag in einer Partie kein Tor, bei allen Siegen fielen Minimum zwei Treffer.
Zumindest nach dem Eindruck der ersten Partien ist die rechnerische Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass auch bei der fünften Weltmeisterschaft in Südamerika wieder ein Team dieses Kontinents gewinnt. So wie Uruguay 1930 bei der Heim-WM und 1950 in Brasilien, Brasilien 1962 in Chile und Argentinien 1978 im eigenen Land.
Während sich nach den bisherigen Eindrücken vor allem Deutschland und die Niederlande berechtigte Hoffnungen auf den Ruhm von Rio am 13. Juli machen können, erwischte es andere bereits böse. So wie den entthronten Titelverteidiger Spanien und die noch punktlosen Engländer. Enttäuschend war in der ersten Turnierwoche auch das Abschneiden der Mannschaften vom Schwarzen Kontinent, nachdem 2010-Gasteber Südafrika nicht mal die Teilnahme geschafft hatte.
Die einst „Unzähmbaren Löwen“ aus Kamerun präsentierten sich ausgesprochen handzahm und sind Gruppenletzter mit zwei Niederlagen und 0:5 Toren. Nigeria schaffte gegen Iran nur ein müdes 0:0. Ghana tritt mit einer 1:2-Niederlage auf dem Konto gegen Deutschland am Samstag an. Algerien hielt sich gegen die hoch gehandelten Belgier zunächst wacker, ging aber letztlich ebenfalls als Verlierer vom Platz. Einzig die Elfenbeinküste konnte bislang für einen Sieg (2:1 gegen Japan) in sieben Partien mit afrikanischer Beteiligung sorgen. Am Donnerstag fanden die Ivorer in Kolumbien ihren Bezwinger (1:2).
Wie Chile wird auch Kolumbien von einem Argentinier trainiert. José Pekerman formte eine taktisch diszipliniert, aber ebenso mit Herz und großer Leidenschaft spielende Mannschaft. Dasselbe gilt für seinen Kollegen Jorge Sampaoli und seine Weltmeister-Bezwinger aus Chile. Uruguay fehlt eventuell der Fintenreichtum der südamerikanischen Rivalen, nicht aber der unbedingte Wille.
Dass die WM in Brasilien, dem größten Land Südamerikas stattfindet, scheint vor allem die Nachbarn besonders zu motivieren. Zumal auch die eigenen Fans zum Stimmungsbild dieser WM beitragen: Für die letzte Vorrundenpartie der Argentinier werden beispielsweise 100 000 Fans in Porto Alegre erwartet. Auch Südamerikas Fans erobern diese WM.