Hitzfeld: „Ich erwarte jetzt eine Trotzreaktion“
Salvador (dpa) - Fragen an den Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld nach der 2:5-Niederlage bei der Fußball-Weltmeisterschaft am Freitag in Salvador gegen Frankreich.
Herr Hitzfeld, wie haben Sie die klare Niederlage erlebt?
Ottmar Hitzfeld: Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben einen rabenschwarzen Tag erwischt. In der ersten Viertelstunde haben wir eigentlich gut mitgehalten. Aber der Doppelschlag in der 17. und 18. Minute hat uns das Genick gebrochen. Und wenn man gegen eine Klasse-Mannschaft spielt wie Frankreich, ist das Doping für den Gegner.
Und dann ist Ihr Team ins offene Messer gelaufen...
Hitzfeld: Wir mussten Frankreich nach dem Rückstand in die Karten spielen. Denn wir lagen hinten und mussten die Abwehr öffnen. Dann ist es klar, dass der Gegner mehr Räume und Konterchancen bekommt. Und sie haben ihre Chancen eiskalt ausgenutzt. Wir hatten ja durchaus auch in der ersten Hälfte unsere Tormöglichkeiten, haben sie aber nicht genutzt.
Welche Rolle spielte die Verletzung von Steve von Bergen?
Hitzfeld: Natürlich, wenn man schon nach ein paar Minuten den Innenverteidiger rausnehmen muss, und ein anderer kalt von der Bank kommt, gibt es immer Startschwierigkeiten. Das hat sicher Einfluss genommen, aber es darf keine Entschuldigung sein für unsere schwache Leistung.
Wie wichtig war es, dass Ihr Team am Ende doch noch zwei Tore erzielte?
Hitzfeld: Das war auch aus psychologischer Sicht wichtig für das Selbstvertrauen. Es spricht für den Charakter meiner Mannschaft, dass sie nie aufgibt. Und wir haben noch immer große Hoffnungen, uns für das Achtelfinale zu qualifizieren.
Was unternehmen Sie, um die Mannschaft wieder aufzurichten?
Hitzfeld: Erst werden wir dieses Spiel aufarbeiten und analysieren. Dann werde ich sicher viele Einzelgespräche führen. Es wird auch von außen berechtigte Kritik geben. Aber ich glaube, die Mannschaft wird noch enger zusammenrücken. Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam. Aber gegen Honduras erwarte ich von der Mannschaft jetzt eine Trotzreaktion.
Hätten Sie Frankreich so stark erwartet?
Hitzfeld: Wir wussten das, wir haben uns auch nicht vom FIFA-Ranking blenden lassen. Nach der WM-Relegation gegen die Ukraine haben die Franzosen eine Leistungsexplosion erlebt. Sie haben schon in der Vorbereitung und den Testspielen sehr gut gespielt und kaum Gegentore kassiert. Das Team hat viel individuelle Klasse, das hat man heute wieder gesehen.
Kann Frankreich sogar Weltmeister werden?
Hitzfeld: In jedem Fall sind sie besser als Italien oder England. Frankreich gehört neben einigen anderen sicher zu den Mannschaften, die hier sehr weit kommen können.